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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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sehr erhel lend. Das Problem liegt wohl darin, Ayla, dass wir in ihr Land eingebrochen sind. Am Anfang war das nicht so schlimm. Es gab viel Platz und viele leere Unterkünfte. Es war nicht schwer, das Land mit ihnen zu teilen. Sie blieben für sich, und wir mie den sie. Damals waren sie keine Tiere für uns, nur Flachschä del, was eher beschreibend als abfällig gemeint war.
Aber die Zeit verging, es wurden immer mehr Kinder gebo ren, und wir brauchten mehr Platz. Einige Leute fingen an, ihre Unterkünfte zu beanspruchen. Manchmal kam es zum Kampf, mal töteten wir, mal wurden wir getötet. Zu dieser Zeit lebten wir bereits so lange hier, dass der Ort auch für uns zur Heimat geworden war. Die Flachschädel waren zwar zuerst da, aber wir brauchten Platz zum Leben und nahmen ihn uns von ihnen.
Wenn Menschen jemanden schlecht behandeln, müssen sie es irgendwie begründen, um mit sich selbst im Reinen zu bleiben. Wir suchten nach Entschuldigungen und behaupteten, dass die Große Mutter uns die Erde zur Heimat gegeben hatte, ›Land und Wasser und alles, was darin enthaltene‹. Das hieß, dass alle Pflanzen und Tiere der Mutter auch uns gehörten. Dann redeten wir uns ein, dass die Flachschädel Tiere seien, denn wenn sie Tiere waren, konnten wir ihre Unterkünfte für uns beanspruchen.«
»Aber sie sind keine Tiere, sondern Menschen«, wandte Ayla ein.
»Stimmt. Du hast Recht, aber wir haben uns Mühe gegeben, das zu vergessen. Sie hat auch gesagt, dass die Erde unsere Heimstatt ist, die wir ›sorgsam nutzen und klug verwalten‹ sollen. Auch die Flachschädel sind Erdenkinder. Auch das habe ich aus meiner Meditation gelernt. Wenn die Mutter deren Geister mit den unseren mischt, müssen auch sie Menschen sein. Aber wahrscheinlich hätte es keinen großen Unterschied gemacht, ob wir sie als Menschen anerkannt hätten oder nicht. Wir hätten uns trotzdem ihnen gegenüber so verhalten. Ande ren Lebewesen, die töten, um zu leben, hat Doni es einfacher gemacht. Ich glaube nicht, dass dein Wolf sich viele Gedanken über die Kaninchen macht, die er reißt, um zu leben, oder um den Hirsch, den ein Rudel zu Tode hetzt. Er ist dazu geboren, sie zu töten. Ohne sie würde er sterben, und Doni hat jedem Lebewesen den Wunsch zu leben eingepflanzt.
Aber Menschen haben auch die Fähigkeit zu denken mitbe kommen. Dadurch lernen und wachsen wir. Daher stammt un ser Wissen darüber, dass Zusammenarbeit und Verständnis für unser Überleben unverzichtbar sind. Deshalb können wir Mit leid und Liebe empfinden. Aber diese Empfindungen haben noch eine andere Seite. Mitleid und Liebe für unsere eigene Art werden manchmal auf alle lebenden Wesen der Erde ausge dehnt. Wenn wir uns von diesen Gefühlen abhalten ließen, Hir sche oder andere Tiere zu töten, würden wir nicht lange leben. Der Wunsch zu leben ist das stärkere Gefühl, und wir lernen, wählerisch mit unserer Liebe umzugehen. Wir finden Wege, unseren Geist vor etwas zu verschließen. Wir begrenzen unser Mitgefühl.« Ayla hörte staunend zu.
»Die Frage ist nur, wie weit man diese Gefühle einschränken kann, ohne sie ganz zu verdrehen. Meiner Meinung nach ist das der wahre Grund, warum Joharran das Wissen, das du, Ayla, zu uns gebracht hast, Sorgen bereitet. Solange die meisten noch glaubten, dass dein Clan nur aus Tieren bestand, konnten wir sie töten, ohne darüber nachzudenken. Menschen zu töten ist schwieriger. Das Mitgefühl ist so stark, dass man gute Gründe dafür erfinden muss. Wenn wir das Töten jedoch irgendwie mit unserem eigenen Überleben in Verbindung bringen können, wird unser Geist den nötigen Dreh finden, um es zu rechtferti gen. So lernt man hassen. Dein Wolf muss nicht hassen, was er tötet. Auch für uns wäre es leichter, ohne Gewissensbisse töten zu können wie dein Wolf, aber dann wären wir keine Men schen mehr.«
Ayla dachte nach über das, was Zelandoni gesagt hatte. »Jetzt weiß ich, warum du die Erste Unter Denen, Die Der Mutter Dienen, bist. Es ist schwer, zu töten. Ich weiß, wie schwer es ist. Ich erinnere mich an das erste Tier, das ich mit der Schleu der getroffen habe. Es war ein Stachelschwein. Ich fühlte mich danach so schlecht, dass ich lange Zeit nicht mehr jagen ging und erst einen Grund finden musste, um wieder anzufangen. Ich beschloss, nur Fleischfresser zu jagen, weil sie den Jägern das Fleisch stahlen und dieselben Tiere töteten, die dem Clan als Nahrung dienten.«
»Das ist wohl der Verlust der Unschuld, Ayla, wenn

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