Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers
mit Grau bekannt.
»Jonokol hat mir eröffnet, dass er die Neunte Höhle beim nächsten Sommertreffen verlassen wird«, verkündete Zelando ni, nachdem sie das Fohlen begutachtet hatte.
»Das hattest du ja vorausgesehen«, entgegnete Ayla nervös.
»Hast du einen Entschluss gefasst, ob du meine neue Gehilfin werden willst?«, fragte die Donier ohne Umschweife. Ayla senkte den Blick. Schließlich schaute sie wieder hoch. Zelan doni wartete und suchte Aylas Augen. »Ich glaube, du hast keine andere Wahl. Du weißt, dass dich der Ruf eines Tages erreichen wird, vielleicht früher als du denkst. Es würde mir sehr missfallen, wenn dadurch deine Möglichkeiten zerstört würden - falls du den Ruf ohne Hilfe und Übung überhaupt überleben solltest.«
Ayla kämpfte gegen den gebieterischen Blick der Donier an. Plötzlich eröffnete sich ihr aus den Tiefen ihres Daseins eine neue Quelle. Sie spürte die Macht, die sie durchfloss, und wusste mit einem Mal, dass Zelandoni sie nicht länger zwingen konnte. Jetzt besaß sie Macht über die Erste und hielt ihrem Blick stand. Ein unbeschreibliches Gefühl der Stärke, der Meisterschaft, der Autorität durchströmte sie, wie sie es noch nie zuvor bewusst erlebt hatte.
Als sie ihre Macht über Zelandoni lockerte, senkte die Donier sofort den Blick. Als sie ihn wieder hob, war die unwidersteh liche Kraft, die sie gepackt hatte, verschwunden, und Ayla lä chelte sie wissend an. Das Kind auf ihrem Arm wurde unruhig und forderte die Aufmerksamkeit der Mutter.
Zelandoni war erschüttert, hatte sich aber sofort wieder ge fasst. Sie wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal zu Ayla um und musterte sie. Nicht, um einen neuen Macht kampf heraufzubeschwören, sondern mit offenem, forschen dem Blick. »Willst du immer noch behaupten, dass du keine Zelandoni bist, Ayla?«, fragte sie leise.
Ayla errötete und ließ den Blick unsicher schweifen, als hoffe sie, irgendwo eine Ausflucht zu entdecken. Als sie sich wieder der massigen Frau zuwandte, hatte Zelandoni ihre vertraute Autorität zurückgewonnen.
»Ich werde Jondalar Bescheid sagen«, sagte Ayla und küm merte sich schnell wieder um ihr Baby.
Danksagung
Tief empfundenen Dank möchte ich all jenen aussprechen, die mir eine Welt nahe brachten, in der die Frühmenschen leb ten, während die Gletscher weit nach Süden vorrückten und ein Viertel der Erde bedeckten. Manche Einzelheiten, die ich be schreibe, werden wohl nicht von allen Wissenschaftlern aner kannt werden, besonders dort, wo sie bestimmte Theorien so wie die Datierung von Orten und Ereignissen betreffen. Dabei mag es sich um Irrtümer meinerseits handeln, manche Details habe ich jedoch bewusst gewählt; der Grund dafür war in der Regel, dass sie mir als Autorin, die ihre Figuren mit einem Verständnis für die menschliche Natur und einer logischen Begründung für ihre Handlungsweise zeichnen muss, zutref fender erschienen.
Vor allem möchte ich Dr. Jean-Philippe Rigaud danken, den ich bei meiner ersten Europareise, die ich zu Recherchezwe cken unternahm, an seiner archäologischen Grabungsstätte Flageolet in Südwestfrankreich antraf; hier befand sich einst an einem Berghang ein Jagdlager, von dem aus die Bewohner eine weite, grasbewachsene Ebene mit ihren umherziehenden Eis zeittieren überblickten. Obwohl ich nur eine unbekannte ame rikanische Schriftstellerin war, nahm er sich Zeit, mir einige seiner Funde zu erklären, und half mir, einen Besuch der Höh len von Lascaux zu arrangieren. Mir stiegen Tränen in die Au gen, als ich dieses Heiligtum aus der Blütezeit der Vorge schichte betrat, das von den Frühmenschen des europäischen Jungpaläolithikums, den Cro-Magnon-Menschen, ausgestaltet worden war. Es sind Malereien, die dem Vergleich mit den besten heutigen Kunstwerken standhalten.
Als wir uns später in La Micoque, einer sehr frühen Neander talersiedlung, erneut begegneten, gewann ich ein immer klare res Bild jener einzigartigen Zeit, in der die ersten anatomisch modernen Menschen nach Europa kamen und auf die Neander taler trafen, die seit der letzten Eiszeit dort gelebt hatten. Weil ich den Prozess verstehen wollte, mit dem man etwas über un sere frühesten Vorfahren in Erfahrung bringt, arbeiteten mein Mann und ich kurze Zeit in Dr. Rigauds neuerer Grabungsstät te, Grotte Seize. Er verschaffte mir viele Eindrücke vom Leben in dieser faszinierenden, ausgedehnten Höhle, die heute Lauge rie Haute heißt, die ich jedoch die Neunte Höhle der
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