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Titel: Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenn es ein Pub ist, können wir in der Bar was essen, mir soll’s recht sein.«
    Wieder hinterließen sie vier graue Steine an den Ecken von nichts.
    »Übrigens zeigt die Karte nur ein Haus zwischen dem anderen Ende des Tunnels und Pudsley. Gut acht Meilen, würde ich sagen.«
    »Hoffen wir, daß es einer deiner Bauernhöfe ist. Ich mag gar nicht daran denken, eine Nacht in Pudsley zu verbringen. Wir machen Ferien, weißt du noch?«
    »Man wird uns schon aufnehmen.«
    Das Gebäude stellte sich als lang verlassen heraus. Vielleicht auch noch nicht so lange; das ist bei einfachen Steinhäusern in einem feuchten Klima schwer zu beurteilen. Die Fenster waren vernagelt. Dachpfannen verunstalteten den verunkrauteten Garten, die Vordertür war eingeschlagen.
    »Auf die Armee ist immer Verlaß«, sagte Mimi. »Hoffen wir, daß die Nachtquartiere heute wetterfester sind. Wir sollten was essen. Es ist viertel nach zwei.«
    »Ich glaube nicht, daß das die Armee war. Das sieht mir eher nach Landwirtschaftskrise aus.« Margaret hatte auf dem Gut ihres Vaters gelernt, was verlassene Bauernhäuser und im Stich gelassener Besitz bedeuteten. »Sieh mal, da ist der Tunnel!«
    Margaret folgte ihr ein paar Schritte die Straße hinauf. Von dem schwarzen Torbogen an grub sich der Tunnel in den Felsen, die Straße wand sich steil darüber hinweg.
    »Da ist noch ein Haus«, sagte Margaret, die dem entmutigenden Aufstieg mit den Augen folgte. »Und was noch besser ist, ich kann ein Schild draußen sehen. Ich glaube, die Karte stimmt nicht. Komm!«
    »Schon gut«, erwiderte Mimi.
    In dem Moment, als sie über dem Tunneleingang waren, raste ein neuer Zug hügelabwärts. Sie sahen von oben auf die blinden schwarzen Dächer der Waggons; wie eine Kirmes-Raupe mit herabgelassenem Verdeck.
    Es war schwer zu sagen, ob die Karte irrte oder nicht. Das Haus über dem Tunnel war zwar augenscheinlich nicht verzeichnet, aber um eine Schänke handelte es sich sicher nicht. Fast das genaue Gegenteil: ein Wirtshaus ohne Lizenz.
    »Gut für eine Tasse Tee«, sagte Mimi. »Aber wir essen besser draußen.«
    Ein Stückchen weiter erklomm die Straße einen kleinen Hügel. Sie stiegen hinauf, nahmen ihre Rucksäcke ab, lockerten die Gürtel um ein, zwei Löcher und aßen ihre Cornedbeef-Brote. Das Gasthaus lag direkt unter ihnen, und war allem Anschein nach bewohnt, doch war niemand zu sehen.
    »Nicht viel Verkehr«, sagte Margaret, die mit einer zerquetschten Tomate hantierte.
    »Die nehmen alle den Zug.«
    Das ferne Pfeifen einer Lokomotive schien ihre Worte zu bestätigen.
    Die scharfumrissenen Wolken, nun etwas größer, zogen immer noch über den Himmel; doch schien der Wind nachzulassen, und es wurde ungewöhnlich heiß. Die beiden Frauen waren schweißgebadet, und Mimi öffnete einen weiteren Knopf ihres Hemdes. »Bist du nicht froh, daß ich dich überredet habe, Shorts anzuziehen?«
    Margaret mußte sich eingestehen, daß sie froh war. Über diese Frage hatte es zwischen ihnen einigen Streit gegeben. Margaret, die noch nie im Leben Shorts getragen hatte, hatte sich durch Mimis Vorschlag beleidigt gefühlt, und Mimi hatte unerwartet verkündet, sie würde überhaupt nicht fahren, wenn Margaret sich nicht »anzöge wie alle anderen auch«. Margaret sah jetzt ein, daß »alle anderen« dieses eine Mal recht hatten. Die Freiheit war herrlich, und ohne sie wäre das Gewicht des Rucksacks unerträglich gewesen. Überdies hatte sie der gesamte gegenwärtige Aufzug weniger als eine Guinee gekostet, und es war ziemlich gleichgültig, was damit passierte. Das, so stellte sie fest, war wirkliche Freiheit. Trotzdem war sie froh, daß niemand aus ihrer Familie sie so sehen konnte.
    »Wirklich, sehr froh«, antwortete sie. »Wirklich.«
    Mimi lächelte warmherzig, zu liebenswürdig, um zu triumphieren, auch wenn Margarets ursprüngliches Verhalten in diesem Punkt heftigen Widerwillen in ihr ausgelöst hatte.
    »Nicht gerade das ideale Essen bei dieser Hitze«, sagte Margaret. »Wir werden Pickel davon bekommen.«
    »Zum Glück haben wir Cornedbeef. Ein anderes Mädchen und ich sind den Pilgerweg von einem Ende zum anderen gewandert mit nichts als Brot und Margarine. Es war Feiertag, und wir hatten vergessen, Aufschnitt zu besorgen.« Dann sprang sie mit vollem Mund auf und packte ihren Rucksack. »Sehen wir mal nach, ob wir was zu trinken bekommen!« Sie war auf der Straße, noch bevor Margaret aufstehen oder etwas erwidern konnte. Margaret hatte festgestellt,

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