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Titel: Kostenlos Bücher Online Lesen
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daß es ihre Art war, solch spontanen, heftigen Eingebungen zu folgen.
    Als Margaret ihr letztes Brot aufgegessen hatte, hatte Mimi bereits die Glocke des Gasthauses geläutet und war schon eine Weile drinnen. Ehe sie ihr folgte, wischte sich Margaret mit einem der großen Taschentücher, die Mimi vorsorglich eingepackt hatte, den Schweiß aus dem Gesicht, dann holte sie aus der Brusttasche ihres Hemdes Kamm und Spiegel hervor, brachte ihr Haar in Ordnung so gut es der Schweiß und der feste, kleine Knoten zuließen, zu den sie es gebunden hatte, weil dies für die Ferien praktisch war. Sie verstaute beides wieder in ihrer Hemdtasche, knöpfte die Klappe zu, vermied aber so gut es ging die Berührung ihres klebrigen Körpers. Sie näherte sich langsam der Vordertür, bemüht, nicht wieder ins Schwitzen zu geraten.
    Die Klingel war zwar mit einem modernen pseudo-italienischen Zug versehen, wurde aber nach echter Landhaus-Art mittels eines Drahtes betätigt. Die Tür wurde beinahe auf der Stelle von einer einfachen Frau in einem Marks & Spencer-Overall geöffnet.
    »Bitte?«
    »Könnte ich vielleicht etwas zu trinken bekommen? Meine Freundin ist schon drinnen.«
    »Kommen Sie rein. Tee oder Kaffee? Mineralwasser ist ausgegangen.«
    »Könnte ich einen Kaffee bekommen?«
    »Kaffee.« Das Wort wurde in kurzem, hohlen Ton wiederholt. Man hätte glauben können, sie müßte mit sechzig Bestellungen in der Stunde fertig werden. Sie verschwand.
    »Wir schließen die Tür und lassen die Hitze draußen.«
    Der Sprecher, ein Mann mittleren Alters in schmutzigen Turnschuhen, saß an einem runden Holztisch Mimi gegenüber, die in einer Tasse Tee rührte. Niemand sonst war im Raum, der mit deprimierenden Café-Möbeln überfüllt und schief an der Wand hängenden Zigarettenreklamen dekoriert war.
    »Wissen Sie, was man in New York sagt?« Er hatte den Akzent eines Geschäftsmannes aus dem Norden. Er ließ Mimis große Brüste nicht aus den Augen, die sich unter ihrem Khaki-Hemd wölbten.
    »Ich habe in New York gelebt. Zehn Jahre insgesamt.« Mimi sagte nichts. Es war ihre Art, den Männern das Reden zu überlassen. Margaret setzte sich neben sie und ließ ihren Rucksack zu Boden sinken. »Hallo.« Sein Tonfall war freundlicher als seine Absichten.
    »Hallo«, sagte Margaret gleichgültig.
    »Sind Sie beide Freundinnnen?«
    »Ja.«
    Sein Blick kehrte zu der dralleren und entblößteren Mimi zurück.
    »Ich sagte es gerade Ihrer Freundin. Wissen Sie, was man in New York sagt?«
    »Nein«, sagte Margaret. »Ich glaube nicht. Was sagt man denn?«
    »Es ist nicht die Hitze. Es ist die Feuchtigkeit.«
    Er schien immer noch Margaret zu meinen, während er Mimi anstarrte. Nachdem er ihnen einen Moment Zeit gelassen hatte, um dem zu folgen, was er für eine komplizierte und eindringliche Beobachtung hielt, fuhr er fort: »Die Klammheit, wissen Sie. Die Feuchtigkeit in der Luft. Die Luft nimmt unablässig Feuchtigkeit auf. Saugt sie aus der Erde.« Er leckte seine Unterlippe.
    »Das hier ist gar nichts. Nichts gegen New York. Ich habe zehn Jahre da gelebt. Man kann sich’s nicht aussuchen, wissen Sie.«
    Hinter ihnen öffnete sich eine Tür, und die wortkarge Frau brachte Margarets Kaffee. Die Tasse war am Rand farblos geworden, und aus irgendeinem Grund befand sich auf der Untertasse ein roter Schmier.
    »Ein Shilling.«
    Verblüfft kramte Margaret eine halbe Krone aus einer Tasche ihrer Shorts. Die Frau ging davon. »Nettes Plätzchen hier«, sagte der Mann. »Dafür muß man heutzutage bezahlen.«
    Margaret hob ihre Tasse. Es war stinkender Pulverkaffee.
    »Was sagte ich? Was ist das schon für eine Tasse Kaffee? Ich würde selbst eine trinken, wenn ich nicht schon drei gehabt hätte.«
    »Sind Sie hier abgestiegen?«
    »Ich wohne hier.«
    Die Frau kam mit einem Shilling und sechs Pence zurück und verschwand dann wieder.
    »Trinkgeld ist nicht nötig.«
    »Ich verstehe«, sagte Margaret. »Ist das die Besitzerin?«
    »Das ist ihr Laden.«
    »Sie scheint ziemlich schweigsam.« Auf der Stelle bedauerte Margaret diese Aufforderung zur Unterhaltung.
    »Sie hat auch allen Grund dazu. Das ist keine Goldgrube hier, wissen Sie. Ich bin der einzige Stammgast. So ziemlich der einzige Gast im großen und ganzen.«
    »Wie kommt das? Die Landschaft ist schön, und es gibt kaum Konkurrenz, soweit wir gesehen haben.«
    »Es gibt keine , glauben Sie mir. Und die Landschaft ist ganz und gar nicht schön. Glauben Sie mir auch das.«
    »Was stimmt

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