0002 - Die dritte Macht
sagen sollen, aber es ging ihm in der Hauptsache darum, die anderen vorsichtig zu machen. Seine Bemerkung mußte jedoch das genaue Gegenteil erreichen.
„Waffen also", murmelte Roon und warf dem jüngeren Abwehrchef einen Blick zu, der soviel besagte wie: Jetzt sehen Sie, was Ihre Arbeit und Ihre Informationen wert sind. Einen Dreck nämlich! Von neuen Waffen der Amerikaner, die jede Schwerkraft aufheben, war mir nichts bekannt.
„Nun, was ist?" grölte Bully dazwischen und fuchtelte mit den Armen. „Hat die Luftfahrt euch die Sprache verschlagen?"
Roon sagte etwas zu dem Piloten, der inzwischen das rettende Ufer erreicht und sich zu ihnen gesellt hatte. Perry hatte den Hebel des Neutralisators ganz zurückgeschoben. Es herrschten wieder normale Schwereverhältnisse.
„Einen Augenblick!" warnte Perry, als er sah, daß der Pilot sich in Richtung des Hubschraubers in Bewegung setzte. „Das Flugzeug bleibt zurück. Es landete unerlaubt auf dem Gebiet der neu deklarierten Macht. Ich beschlagnahme es."
Der Marschall wurde rot im Gesicht. Selbst auf die Entfernung hin konnte man es erkennen.
„Steht ihm gut", kommentierte Bully. „Besonders der Kontrast zu den goldenen Streifen gefällt mir."
„Was fällt Ihnen ein?" brüllte Roon außer sich. „Ich werde ..."
Er sagte nicht, was er würde. Major Butaan flüsterte ihm etwas zu. „Sie werden noch von mir hören!" beendete er sehr abrupt seinen Satz. Dann drehte er sich um, winkte den Major und den Piloten zu sich und marschierte in Richtung der entfernten Berge davon.
Die Staubwolke war inzwischen bedenklich näher gekommen. Perry atmete erleichtert auf. „Das wäre also unsere erste Begegnung mit der AF gewesen. Auf die zweite bin ich weniger gespannt. Ich fürchte, wir werden den Energieschirm einschalten müssen. Da er eine Reichweite von zwei Kilometern im Umkreis hat, sind der Fluß, ein Teil des Seeufers und der Hubschrauber eingeschlossen. Das also wäre das neue Reich. Das kleinste dieser Erde, aber das mächtigste."
„Was willst du mit dem Hubschrauber?"
„Dumme Frage. Irgendwie müssen wir doch hier weg, um die Ersatzteile und die Medikamente zu besorgen. Willst du zu Fuß durch die Wüste Gobi laufen?"
Bullys Gesicht verlor ein wenig von der gesunden Hautfarbe.
„Ich? Wieso ich? Soll ich vielleicht ...?"
Perry nickte gelassen.
„Einer muß ja schließlich, nicht wahr? Warum nicht du? Ich kann mich auf keinen so verlassen wie auf dich."
Bullys gesträubte Haare glätteten sich wieder. Er machte eine großartige Bewegung, die eigentlich alles umfaßte.
„Hm ...! Ja, natürlich. Da hast du auch wieder recht. Und wann?"
„Sobald die Welt sich beruhigt hat", gab Perry zurück, nahm den Neutralisator unter den Arm und kehrte ins Schiff zurück. Bully folgte ihm langsamer. Mit einem fachmännischen Blick streifte er den etwas schief gelandeten Hubschrauber, schob seinen Psychostrahler mit einem bedauernden Achselzucken in die Tasche und schloß dann die Luke.
In der Zentrale trafen sie auf Flipper.
„Das Essen ist fertig. Was ist geschehen?"
Perry erklärte es ihm in wenigen Worten.
„Und du glaubst, damit könntest du Erfolg haben? Ich sagte dir schon einmal, daß ich da nicht mitmache. Ich will nach Hause. Ich will meine Frau wiedersehen. In zweieinhalb Monaten bekommt sie ein Kind …"
„Bis dahin ist längst alles erledigt, Flipp. Du mußt vernünftig sein. Sieh mal, wir kennen uns doch nun schon lange. Ich tue bestimmt nichts ohne Grund. Und ich will es dir noch einmal erklären, warum wir hier und nicht in Nevada Fields landen mußten."
„Du kannst mich nicht überzeugen!"
„Der augenblickliche Friede auf der Erde ist nichts als Schein. Beim geringsten Anlaß jagen die selbstgesteuerten Atomraketen in alle Richtungen und verwüsten den Erdball. Soll dieser Zustand ewig dauern? Wir haben jetzt die Chance, einzugreifen. Der Westblock und die Asiatische Föderation stehen einander gegenüber. Der Ostblock mit Moskau spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, seit die Chinesen sich zur größten Atommacht aufgeschwungen haben. Wir sind es jetzt, die das Zünglein an der Waage bedeuten können. Zwischen den beiden großen Mächten stehen nun wir, mit den unglaublichen Hilfsmitteln der Arkoniden hinter uns. Die Macht der Arkoniden in der Hand einer Nation bedeutete das Ende aller Freiheit, auch wenn diese Nation die amerikanische wäre. Das mußt du endlich begreifen."
„Weißt du, daß du ein Verräter bist?"
Um Perrys
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