0004 - Im Totenreich der Ghouls
innerlich aufgewühlt, stürmte er aus der Telefonzelle. Er strahlte immer noch, als er den Tisch erreichte, an dem Nicole Duval, Bill Fleming und Burke Sikking saßen.
Bill grinste. »Was ist denn mit dir los? Bist du eben darauf gekommen, daß du heute Geburtstag hast?«
»Das nicht«, sagte Zamorra lachend. »Trotzdem hat mir jemand soeben ein erstaunliches Geburtstagsgeschenk gemacht, von dem ich schon fast nicht mehr zu träumen gewagt hätte.«
»Wer?« fragte Bill.
»Miß Joanne Cannon«, sagte Zamorra.
Nicole Duval, die ja nur Zamorras Sekretärin war, wurde mit einemmal unnatürlich steif.
»Kennen Sie sie schon lange, Chef?« fragte das Mädchen mit spröder Stimme, in der ein nicht zu überhörendes Quentchen Eifersucht mitschwang.
»Eben erst kennengelernt«, sagte Zamorra grinsend. »Sie hat meinen Koffer. Ich soll ihn abholen.«
»Bei ihr, Chef?« fragte Nicole erschrocken und entrüstet.
Zamorra lächelte. »Das wird sich nicht vermeiden lassen.«
»Dann werde ich zu diesem Morrison fahren«, sagte Bill Fleming sofort entschlossen. »Ich werde hiermit deinen Part übernehmen, wenn du nichts dagegen hast.«
»Und ich komme mit Ihnen, Chef!« sagte Nicole mit einer Stimme, die Kampfesmut und Entschlossenheit beinhaltete. »Wer weiß, was diese Miß Cannon von Ihnen als Dankbarkeitsbeweis verlangt!«
»Sie, Nicole, wollte ich eigentlich bitten, sofort zu David Winner zu fahren«, sagte Zamorra nun ernst. »Erzählen Sie ihm, was passiert ist und daß der mutmaßliche Mörder William Morrison heißt.«
»Und ich? Was soll ich tun?« fragte Burke Sikking tatendurstig. Er ballte die Fäuste grimmig. »Ich möchte mithelfen, dieses verfluchte Schwein zur Strecke zu bringen, Professor Zamorra.«
Zamorra schüttelte bedauernd den Kopf. Der Hitzkopf konnte ihnen nichts nützen.
»Sie, Sikking, würden uns am meisten helfen, wenn Sie nichts täten!«
Burke Sikking brauste mit zornfunkelnden Augen auf.
»Hören Sie, ich bin stark genug, um…«
Zamorra ließ ihn nicht weiterreden. Er fiel ihm sofort ins Wort: »Wenn William Morrison unser Mann ist, nützt es gar nichts, bloß stark zu sein, Mr. Sikking. Es wäre verdammt unklug von Ihnen, sich unnütz in Gefahr zu begeben.«
»Aber - aber er hat doch Jessica und Mary…«
»Möchten Sie so enden wie die beiden bedauernswerten Mädchen?« fragte Zamorra bewußt brutal.
Burke Sikking stieß erschrocken die Luft aus. Es gab einen pfeifenden Laut. Er schüttelte benommen den Kopf.
»Nein, natürlich nicht. Das möchte ich auf keinen Fall!«
Nachdem Burke Sikking solcherart überzeugt worden war, daß es besser für ihn war, nach Hause zu gehen und die gefährliche Arbeit dem Professor zu überlassen, verließen sie den Speisesaal gemeinsam.
Nicole Duval, Bill Fleming und Burke Sikking verließen das Hotel sofort. Professor Zamorra begab sich hastig auf sein Zimmer, um seinen Revolver zu holen, denn es bestand die ganz kleine Möglichkeit, die ein vorsichtiger Mann lieber nicht außer acht lassen sollte, daß Joanne Cannon ihn in eine raffiniert gestellte Falle locken wollte.
Zamorra drehte die Trommel, um zu sehen, ob alle Kammern geladen waren. Dann steckte er die Waffe hastig weg.
Er war auf dem Weg zur Tür, als das Telefon anschlug. Widerwillig kehrte er um.
»Ja?« sagte er mit grimmiger Stimme.
»Hallo, Professorchen! Hier spricht Britt Vanessa, Ihre Reisebekanntschaft!« kam es heiter aus dem Hörer.
Britt Vanessa!
Er hatte sie schon fast vergessen. Die Schwedin, die im Flugzeug neben ihm gesessen hatte. Das auffallend hübsche Mädchen, das schwarzhaarig war, obwohl es aus dem kühlen Norden kam, wo es doch ein ehernes Gesetz war, daß man blond zu sein hatte.
Unwillkürlich sah er sie vor sich, mit ihren kühnen schwarzen Augen und dem sahneweißen Busen, dessen größter Teil sich außerhalb ihrer ärmellosen, tief ausgeschnittenen Bluse befunden hatte.
Gott, was war seither alles passiert!
»Haben Sie mich etwa schon vergessen?« fragte Britt vorwurfsvoll. »Sie wollten doch anrufen.«
»Tut mir leid«, seufzte Zamorra ehrlich. »Ich hatte bis jetzt noch keine Zeit…«
»Wollen wir heute abend zusammen essen?« fragte das emanzipierte Mädchen ohne Scheu.
»Ich fürchte…«
»Sie mögen wohl nicht?« fragte sie spitz.
»Doch, doch…«
»Wahrscheinlich war es töricht von mir, anzurufen.«
»Aber nein, das war es nicht. Wirklich nicht. Ich freue mich selbstverständlich sehr über Ihren Anruf…«
»So klingt das
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