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0006 - In den Klauen der Mumie

0006 - In den Klauen der Mumie

Titel: 0006 - In den Klauen der Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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breit.
    »Hast du schon mal erlebt, daß ich danebengeschossen habe?«
    »Nein.«
    »Na, also. Warum sagst du dann überhaupt so etwas?«
    Claudio Ravazza richtete sich gespannt auf. Er bog einige Zweige zur Seite, hob das Gewehr und setzte es langsam an die Schulter.
    »Da kommt er!« zischte er, während er durch das Zielfernrohr schaute.
    »Laß dir Zeit, Claudio!« flüsterte Richard Rush aufgeregt. Seine Handflächen waren ganz feucht. Er bewunderte die Ruhe seines Freundes. Wenn er hätte schießen müssen, wäre der Schuß sicherlich weit danebengegangen. Aber auf Claudio konnte man sich in der Beziehung hundertprozentig verlassen.
    Ganz deutlich war die Mumie im Zielfernrohr zu sehen. Mit schweren Schritten stapfte das Monster über den Rasen.
    Ravazza schaute durch das Fernrohr nach dem toten Mädchen, das das Monster immer noch unter dem Arm trug.
    »War ein netter Käfer«, sagte er eiskalt. »Schade um sie. An der hätte noch so mancher Mann seine wahre Freude gehabt.«
    »Konzentriere dich lieber auf deine Arbeit!« fauchte Rush grimmig.
    »Mach' ich doch!« gab Ravazza frostig zurück.
    Das Fadenkreuz tanzte nun am Körper der Mumie hoch. Es erreichte den dicken Oberarm, die Schulter, den Kopf. Ravazza pendelte sich haargenau auf die Schläfe ein.
    Dann suchte er langsam und gefühlvoll den Druckpunkt des Abzugs…
    ***
    »Nicht, Ernie! Bitte nicht!« stöhnte Rosie McDonald. Sie war erst sechzehn, aber schon voll entwickelt und hatte Ernie York vielleicht ein bißchen zu stürmisch geküßt. Es war nicht das erstemal, daß sie mit ihm hier auf dieser Bank im Homer Park saß. Doch sie hatte sich von ihrer Leidenschaft noch nie so stark hinreißen lassen wie diesmal. Die Wellen drohten nun über ihr zusammenzuschlagen, und sie hatte schreckliche Angst vor den Folgen, die sie selbst heraufbeschworen hatte. »Bitte nicht, Ernie!«
    »Hör mal, Rosie, das kannst du doch nicht machen!« beschwerte sich Ernie. Er war selbst noch keine siebzehn, war aber stolz darauf, bereits vier Liebeserlebnisse mit verheirateten Frauen hinter sich zu haben. Er hatte sich Rosie gegenüber immer korrekt verhalten, weil er wußte, daß sie noch unberührt war. Doch heute hatte sie ihn auf eine Art geküßt… So drängend. So anders. So ungestüm und leidenschaftlich. »Das ist doch nicht dein Ernst, Rosie!« keuchte Ernie erregt.
    »Doch! Doch, Ernie! Ich will nicht! Ich will wirklich nicht! Ehrlich! Verzeih mir bitte!«
    Er zitterte vor Aufregung. Seine Hand lag auf ihrem heißen Oberschenkel.
    »Nimm die Hand weg, Ernie.«
    »Das werde ich nicht tun, Rosie.«
    »Nimm sie weg! Bitte, Ernie!«
    »Nein.«
    Rosie setzte ihm die Nägel in den Handrücken und kratzte ihn kräftig.
    »Au!« preßte Ernie York erschrocken hervor, zuckte zurück und starrte auf die tiefen, blutenden Kratzer. »Verdammt! Sieh dir das an! Sieh dir das an, du verrückte Pute!«
    »Verzeih mir, Ernie! Bitte, verzeih mir!« Rosie fiel dem Jungen schluchzend um den Hals. Sie küßte seine Wangen, seinen Mund. »Ich wollte dir nicht weh tun. Ich wollte es nicht tun.«
    Sie küßte ihn auf die Stirn und wieder auf den Mund, spürte seine Hand an ihrem vollen Busen, zuckte zusammen, wehrte sich aber nicht mehr gegen ihn. Noch nie verspürte Schauer liefen über ihren Rücken. Sie waren angenehm, ungemein angenehm. Sie genoß sie mit geschlossenen Augen, merkte, wie Ernies Hand wieder ihre Schenkel hochturnte, sagte nichts mehr, ließ ihn gewähren…
    Ein Geräusch veranlaßte sie, mitten in der Verzückung die Augen zu öffnen.
    »Ernie!« schrie sie in derselben Sekunde entsetzt auf. Sie stieß ihn förmlich von sich. »Da!« kreischte sie in namenloser Bestürzung. »Da!«
    Ernie wandte sich erschrocken um.
    Nackte Angst sprang ihn an und drohte ihn umzuwerfen.
    Über den Rasen ging ein grauenerregendes Monster. Eine Mumie, deren Verband auf eine unerklärliche Weise leuchtete. Schaudernd starrte das zitternde Pärchen auf die Leiche, die die Mumie unter dem Arm trug. Überstürzt schnellten Rosie und Ernie hoch. In panischem Schrecken verließen sie den finsteren Park.
    ***
    Die Mumie hörte den Schrei von Rosie. Sie blieb stehen, wandte sich der Bank zu, auf der das Pärchen gesessen hatte, ließ Olga Baxters Leichnam fallen und ging mit stakenden Schritten auf die Bank zu.
    Mordgierig hob das Monster die Arme. Die bandagierten Finger zuckten aufgeregt, fieberten nach einer Kehle, die sie zudrücken konnten.
    Schreckliche Laute stiegen aus den Bandagen.

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