0006 - Schach mit dem Dämon
Scherze.«
»Erzähl.«
Ich berichtete.
Sukos Gesicht hatte einen ungläubigen Ausdruck angenommen, »Wer kann das nur sein?« murmelte er. »Ehrlich gesagt, mir ist das unbegreiflich. Aber vielleicht sind das die Nachfolger von unserem Freund Alex Tarras.«
Suko spielte dabei auf den letzten Fall an, der hinter uns lag.
»Glaube ich nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Da braut sich irgendwas zusammen. Na ja, wir werden sehen. Aber komm erst mal frühstücken. Das haben wir uns verdient.«
Das Frühstück schmeckte mir nicht. Die Drohung des Anrufers hing wie ein unsichtbares Schwert über meinem Kopf. Auch Suko war der Appetit vergangen. Er trank nur zwei Tassen Kaffee und schob den leeren Teller von sich.
»Ein toller Geburtstagsanfang«, stellte er fest.
»Nicht meine Schuld«, sagte ich und griff nach den Zigaretten. Ich gönnte mir das erste Stäbchen des Tages. Meine Gedanken kreisten immer noch um den Telefonanruf. Ganz plötzlich entschloß ich mich, ins Büro zu fahren.
Suko machte ein überraschtes Gesicht, als ich ihm meine Entscheidung mitteilte. »Ich denke, du hast Urlaub«, sagte er nur.
»Ich bin in ein paar Stunden wieder zurück«, erwiderte ich. »Aber ich will trotzdem den letzten Fall noch einmal durchgehen. Vielleicht findet sich dort tatsächlich ein Anhaltspunkt.«
Suko grinste säuerlich. »Und was soll ich sagen, wenn jemand anruft und dir wirklich gratulieren will?«
»Sag ihm, ich wäre geplatzt!«
»Okay, mach ich.«
Mit dem Lift fuhr ich in die Tiefgarage. Dort stand mein silbergrauer Bentley. Ein Klasse Wagen. Die Sitze waren aus schwarzem Leder das Cockpit des Schlittens holzverkleidet.
Der Wagen sprang wie immer sofort an. Ich lenkte ihn die Einfahrt hoch und reihte mich in den Londoner Vormittagsverkehr ein.
Ich ließ mir Zeit. Als ich den Wagen auf dem Yard-eigenen Parkplatz abstellte, war es zehn Uhr. Ich fuhr hoch zu meinem Büro und traf eine überraschte Glenda Perkins an.
»Ihr Chinese sagte mir schon, daß Sie auf dem Weg hierher sind«, berichtete sie und bekam vor Aufregung rote Wangen. »Ich wollte es gar nicht glauben.«
»Dafür sehen Sie mich jetzt«, erwiderte ich.
Glenda wurde verlegen. Ein bildhübsches Girl, mit schwarzen Haaren und dunklen Augen. Sie war unsterblich in mich verliebt.
Sie streckte die Hand aus. »Dann, dann darf ich Ihnen herzlich zum Geburtstag gratulieren, Mister Sinclair«, stotterte sie und senkte verschämt den Blick.
Ich nahm die Hand und zog Glenda näher. Dann bedankte ich mich mit zwei Küssen auf die Wangen.
Da wurde die Tür aufgerissen, und Superintendent Powell, mein direkter Vorgesetzter betrat das Büro. Verblüfft blieb er stehen und runzelte die Stirn.
»Aha«, sagte er nur.
Glenda kiekste auf, ihr Kopf wurde noch roter, und sie verdrückte sich in eine Ecke.
Ich grinste. »Miß Perkins hat mir nur zum Geburtstag gratuliert«, erklärte ich meinem Chef. »Und ich habe mich bedankt. In allen Ehren, versteht sich.«
Auch Superintendent Powell gratulierte mir. Seine Augen hinter der dicken Brille strahlten. Selten habe ich ihn so menschlich gesehen. »Alles gute«, wünschte er. »Und weiterhin viel Erfolg, John!«
»Danke, das kann ich brauchen.«
Powell war nicht nur ein hervorragender Stratege, sondern auch ein Menschenkenner. Er merkte sofort, daß etwas mit mir nicht stimmte. »Gehen wir in Ihr Büro«, schlug er vor.
Wir hatten uns bisher im Vorzimmer aufgehalten. Ich schloß hinter uns die Tür.
Powell setzte sich auf den Besucherstuhl, und ich nahm hinter meinem peinlich aufgeräumten Schreibtisch Platz.
»Sie sind doch nicht aus purer Anhänglichkeit zum Yard herausgekommen«, sagte der alte Fuchs.
»Nein.« Ich legte die Hände gegeneinander. »Heute morgen habe ich schon einen besonders netten Geburtstagsgruß bekommen.«
Ich erzählte von dem Anruf.
Powell zeigte sich beunruhigt. »Und?« fragte er, »haben Sie eine Vermutung?«
»Ja, deswegen bin ich ja gekommen. Ich möchte noch einmal die Akten des letzten Falles durchsehen. Vielleicht findet sich dort ein Anhaltspunkt. Sie wissen ja, neuerdings scheine ich auch auf der Abschußliste Londoner Gangster zu stehen. Nicht nur die Dämonen haben es auf mich abgesehen.«
Powell verstand mich. Er ließ die Akten kommen.
Zwei Stunden verbrachte ich mit meinem Chef beim Studium der Papiere. Heraus kam dabei nichts. Zwar wurde der letzte Fall noch einmal aufgerollt, aber irgendeinen Anhaltspunkt fanden wir beide nicht.
Schließlich klappte ich
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