0007 - Das Horror-Schloß im Spessart
Sex-Schloß. Er mimte auch den Ansager und den Aufpasser. Die Mädchen standen in seiner Abhängigkeit und gehorchten ihm aufs Wort.
Er blickte Roswitha aus seinen leicht schräg stehenden dunklen Augen an. »Bei dir ist es wieder soweit, nicht wahr?«
Roswitha nickte.
Ihr Gesicht hatte sich schon verändert. Fingerlange Haare rahmten ihr Gesicht ein, die von Sekunde zu Sekunde dichter wurden und bald einen Pelz bildeten. Der Kopf nahm auch eine andere Form an. Er wurde länger, die Proportionen des Gesichts veränderten sich, der Mund schwoll auf die doppelte Größe an, ein schreckliches Gebiß blitzte dem Betrachter entgegen.
Auch der Körper war bald mit einem dichten Haarpelz besetzt. Fingernägel bildeten sich zu messerscharfen Krallen, und die Arme wurden länger, der Oberkörper streckte sich.
Die Kleidung platzte weg, riß wie Papier. In Roswithas Augen spiegelte sich ein gefährliches Feuer.
Mit einem gräßlichen Knurren sprang der Werwolf aufs Bett. Hechelnd blickte er den Schwarzen Tod an.
»Du wirst wieder früh zurück sein«, befahl der Dämon. »Wir brauchen dich noch, Roswitha. Hast du mich verstanden?«
Der Werwolf nickte. Die lange rote Zunge schnellte wie ein Pfeil aus dem Rachen.
Der Werwolf gierte nach Beute.
Der Schwarze Tod wußte und akzeptierte diesen Trieb. Solange Roswitha nicht durchdrehte, war es ihm egal, dann sollte sie ihre Opfer haben.
»Geh jetzt!« forderte er sie auf, drehte sich um und verließ das Zimmer. Sacht schloß er die Tür.
Der Werwolf hockte auf dem Bett, drehte den Kopf der Scheibe entgegen, sah den Mond und stieß ein triumphierendes Heulen aus.
Seine Stunde war gekommen!
***
Nachdenklich ging Frau Brandner wieder zurück in ihr Haus. Ralf kam ihr in der Diele entgegen. Er war wütend.
»Du hast schon zu viel gesagt«, warf er seiner Mutter vor. »Und auch mit der Durchsuchung hättest du dich niemals einverstanden erklären dürfen.«
»Warum denn nicht? Hätte ich nein gesagt, hätten sie uns erst recht verdächtigt.«
Ralf winkte ab. »Was hatten sie denn schon in der Hand! Gar nichts. Gar nichts wissen die.«
Frau Brandner ließ sich in einen Sessel fallen und begann zu weinen. »Ich kann das nicht mehr durchstehen, Ralf«, flüsterte sie. »Alles ist so schrecklich. Was haben wir denn getan? Warum hat Vater…?«
»Denk jetzt nicht mehr daran«, bat Ralf eindringlich. »Ich werde die Sache schon aufklären.«
»Willst du immer noch in dieses – Schloß?«
»Ja.«
Frau Brandner hob den Kopf. »Ich verstehe nicht, was dein Vater daran gefunden hat. Als ich die Visitenkarte in seiner Tasche fand und dazu noch die Bilder, war ich wie vor den Kopf geschlagen. Ich begreife das einfach nicht. Was geben ihm diese jungen Huren denn? Nur Sex. Nur Befriedigung. Ist das denn der Sinn des Lebens?«
Darauf wußte Ralf Brandner auch keine Antwort. Er konnte nur mit den Achseln zucken. Ihn interessierte nur die Frage, wie und warum sein Vater wahnsinnig geworden war. Etwas Schreckliches mußte passiert sein, und Ralf Brandner war sicher, daß es mit dem Schloß zusammenhing.
Aber diese Leute sollten ihn kennenlernen. In der Nacht noch würde er dem Schloß einen Besuch abstatten und dort Nachforschungen anstellen. Und wenn er keine Antworten auf seine Fragen bekam, würde er Gewalt anwenden.
»Ich ziehe mich jetzt um«, sagte Ralf.
Ohne abzuwarten, ging er nach oben, wo sein Zimmer lag. Es hatte eine schräge Wand, war modern eingerichtet, und durch das große Fenster fiel der Blick auf die Hügel des Spessarts.
Die Herbstsonne sank bereits dem Horizont entgegen. Nur noch ein paar Strahlen fielen waagerecht über die Berge und streiften die bunten Spitzen der Bäume, um schließlich vom Dunst verschluckt zu werden. In den Tälern, wo kleine Bäche die Wiesen teilten, ballten sich schon die ersten Nebelbänke. Sie würden sich immer mehr ausbreiten und bald wie ein Teppich das Land bedecken.
Nebel! Er war der Verbündete des Bösen, schluckte die Geräusche und verzerrte jegliche Standortbestimmungen.
Ralf kam das Wetter gerade recht. Er hatte nicht vor, offiziell dieses Schloß zu besuchen. Er würde schon einen Weg finden, um dort hineinzugelangen.
Ralf Brandner war ein Mann, der sich so schnell nicht fürchtete. Dann mußte es schon ganz dick kommen. Er hatte eine harte Ausbildung hinter sich, war Präzisionsschütze und beherrschte auch einige asiatische Kampftechniken. Er trainierte täglich.
Ralf Brandner wechselte die Kleidung. Er zog sich
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