0007 - Invasion aus dem All
nicht mehr sehen. Tako saß dem Hotel gegenüber meiner Reisweinstube und langweilte sich. Wenn er nicht bald abgelöst wurde, konnte es passieren, daß er bald unter den nächstbesten Tisch sank und selig schlief.
Gegen Mittag löste Ras ihn ab. Er nahm einen Schluck Reiswein und versicherte Tako, er würde es gern hier bis zum Abend aushalten. Innerlich daran zweifelnd und ein wenig schwankend verließ der Japaner daraufhin das Lokal und begab sich ins Hotel, wo Ellert ihn bereits erwartete.
„Was wird Li hier in diesem gottverlassenen Nest wollen?"
Ellert lag auf seinem Bett und las in einem Buch. Als Tako hübsch konservativ das Zimmer betrat, legte er seine Lektüre beiseite und stellte die Frage, die ihn schon den ganzen Vormittag über beschäftigt hatte.
Eigentlich erwartete er keine Antwort - und er erhielt auch keine. „Keine Ahnung", seufzte Tako und sank in den nächstbesten Sessel. „Wir können ihn ja nicht gut fragen. Wäre es dir vielleicht nicht möglich - nun, sagen wir mal - könntest du nicht einen Blick in die Zukunft werfen und so die Absichten Lis erfahren?"
„Wie soll ich wissen, ob ich in eine Wahrscheinlichkeitsebene der Zukunft oder in ihre Realität gerate? Zum Glück bin ich nicht an meinen Körper gebunden, sondern kann mich als materieloser Intellekt frei bewegen, sogar quer zum Zeitstrom, wenn es sein muß, aber ich weiß niemals, ob das auch eintrifft, was ich sehe."
„Versuche es doch", schlug Tako vor, der sich keine rechte Vorstellung von diesem Problem machen konnte. „Ich passe inzwischen auf deinen schlafenden Körper auf."
Ellert nickte und blieb ruhig liegen. „Es schadet nichts", gab er zu. „Aber wie lange es dauern wird, weiß ich auch nicht Lasse niemand ins Zimmer, hörst du?"
Tako erhob sich und schloß ab. Als er zurückkehrte, lag Ellert bereits bewegungslos und mit geschlossenen Augen auf seinem Bett. Der Japaner beugte sich zu ihm hinab. Dann stutzte er.
Ellert hatte sogar aufgehört zu atmen - oder war das nur eine Täuschung? Der Puls ging ganz schwach. Als Tako ihn in die Wangen kniff, reagierte der Teletemporarier nicht. Der Japaner legte sich ebenfalls aufs Bett und war kurz danach eingeschlafen. Nichts störte die nachmittägliche Ruhe.
Inzwischen saß Li einige Straßen weiter in seinem Hotelraum. Das materielose Wesen, das seinen Körper übernommen hatte, stand mit seinem Kommandanten hoch oben im Ovalschiff in telepathischer Verbindung. Die Anweisungen erfolgten knapp und präzise, ohne jede persönliche Note. „Der Plan, unseren Stützpunkt auf dem dritten Planeten auch von außen zu schützen, muß aufgegeben werden. Der Mensch, der sich Li nennt, ist verdächtig geworden. Es hat aber keinen Sinn, einen neuen Körper aufzusuchen, da die ganze Arbeit erneut begänne. Außerdem besteht seitens der Erde Li gegenüber nur Verdacht, aber keineswegs Gewißheit Li bleibt noch zwei Tage in Batang, um dann mit dem Clipper nach USA zu reisen. Weitere Anweisungen folgen."
Von nun an bewegte sich Li ohne Zweck und Ziel. Er nahm seine Mahlzelten ein, unternahm planlose Rundgänge durch die Stadt, kümmerte sich nicht um seine Verfolger und tat ganz so, als sei er ein pensionierter Beamter. Am dritten Tag kaufte er ein Flugbillet nach Carson City in Nevada, USA.
Wie erwartet, war Ellerts Versuch ohne Erfolg gewesen. Im Gegenteil, er verwirrte die Gemüter nur noch mehr. Er hatte die Gegenwart verlassen und war in die Zukunft vorgedrungen Körperlos hatte sein Geist über Li geschwebt, als dieser von Hongkong nach Carson flog. Eine Seitwärtsverschiebung im Zeitstrom hatte eine andere Möglichkeit aufgezeigt. Das gleiche Flugzeug - aber Li saß nicht darin. Was nun war die Wirklichkeit?
Ellert begann zu ahnen, wie wenig seine Fähigkeit wert war. Jeweils in der Gegenwart befand sich der Drehpunkt, der in alle Richtungen der Zukunft führte. Nur die Gegenwart konnte den Verlauf der Zukunft bestimmen. Ein Blick in diese Zukunft konnte nur ein Blick auf Millionen von Möglichkeiten sein, und niemand wußte, welche dieser Möglichkeiten Realität wurde. Und somit gab es auch keine Veränderung des einmal Geschehenen. Dafür aber war ihm ein Gedanke gekommen, den er in seinen ganzen Ausmaßen noch nicht klar erkennen konnte. Er mußte mit Perry Rhodan darüber sprechen. Wenn seine Theorie stimmte, dann waren die Tage der IVs auf der Erde gezählt.
*
Perry Rhodan nickte Ernst Ellert zu. Die beiden Männer saßen allein in der alten Zentrale der
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