0007 - Invasion aus dem All
harmlosen Strahlung ausgesetzt wurde, die mit Hilfe einfacher Geräte jederzeit erzeugt werden konnte. Sobald das jedoch geschah, entstand eine atomare Strukturumwandlung, die wiederum von der Intensität der Strahlung abhing. Praktisch war diese Strahlung also eine Art Katalysator, ohne die das neue Element nichts als ein Stück wertlose Materie blieb. Die Versuche waren noch nicht abgeschlossen.
Es war Professor Dr. Lehmann gelungen, dieses neue Element zu schaffen, dessen Herstellung so billig war, daß eine Reise zum Mars nicht mehr kosten würde - wenn man von der Finanzierung des Schiffes absah -, als eine Stadtrundfahrt mit der Trambahn. Je nach Belieben ließ sich dann mit Hilfe der Strahlung soviel Energie freimachen, wie man gerade benötigte. Es würde der ideale Antrieb sein.
Natürlich war das alles nur Theorie. Immerhin hatte sich Lehmann in seine Idee verbissen, und niemand würde ihn davon abbringen können. Einer der letzten Versuche sollte heute stattfinden.
Li, als offizieller Beauftragter Mercants, hatte natürlich Zutritt zu allen Anlagen des Versuchsgeländes. Am wenigsten hatte Lehmann etwas dagegen, der ja wußte, daß Li - genau wie er - ein IV war. Die Invasoren beabsichtigten, durch Überbestrahlung des neuen Elementes eine Kettenreaktion hervorzurufen, die nicht mehr abgebremst werden konnte und somit das gesamte Forschungszentrum vernichten würde. Dann konnten die beiden IVs die wertlos gewordenen Körper Lehmanns und Lis verlassen, um sich neue Opfer zu suchen.
Und das war der Punkt, der eine Änderung erfahren sollte. Ellert hatte behauptet, daß man nur einen unüberlegt und panikartig flüchtenden IV verfolgen könne, einen Intellekt also, der keine Zeit habe, sich auf die Flucht einzustellen. Übermäßige Eile, gab er als Begründung an, ließe keine Zeit und Gelegenheit, einen mentalen Schutzschirm aufzubauen, um die Spur, die in eine andere Dimension führte, zu verwischen. Das klang zwar verwirrend, aber trotzdem einleuchtend.
Aus diesem Grund mußte die von Lehmann und Li geplante Katastrophe blitzschnell herbeigeführt - und später wieder abgestoppt werden. Aber erst dann, wenn die beiden IVs überstürzt geflohen waren, denn das mußten sie, wollten sie nicht mit den Körpern der von ihnen übernommenen Menschen sterben.
Als Lehmann zusammen mit Li und John Marshall die Reaktoranlage betrat, schöpfte er keinen Verdacht. Die ihm bekannten Assistenten grüßten höflich und wandten sich dann wieder ihren Aufgaben zu. Zwei oder drei neue Leute bemerkte er kaum, am allerwenigsten den neuen Elektriker Ellert, der unweit der riesigen Schaltanlagen an unwichtigen Hebeln hantierte. Auch Anne Sloane, der wichtigste Teil des Plans, stand so im Hintergrund der unübersichtlichen Anlage, daß sie kaum auffiel.
Die schwere Bleitür, der einzige Zutritt zum Reaktorzentrum fiel dumpf hinter den Eingetretenen zu. Lehmann wußte, daß ein Druck von innen sie öffnen konnte. Und wenn die Kettenreaktion einsetzte, blieb Zeit genug, sich in Sicherheit zu bringen. Erst in der Abgeschlossenheit ihrer Zimmer wollten die beiden IVs in ihre wirklichen Leiber zurückkehren.
Der Professor trat mit Li und Marshall zu der Bleikammer. Er zeigte auf einen etwa ziegelsteingroßen Metallblock, der hinter der Quarzscheibe verdächtig schimmerte.
„Das neue Element, meine Herren. Oberhalb der Kammer sehen Sie die Ausgangsantennen der elektrischen Strahlung, die unten wieder abgeleitet wird. Sie durchdringt das Element und bewirkt die strukturmäßige Umwandlung. Noch sind wir nicht in der Lage, die freiwerdende Energie voll auszunutzen. Sie verwandelt sich in Hitze. Die Temperaturgrade sind hier abzulesen. Die Bleikammer hat innen eine hitzebeständige Verkleidung, die Tausende von Grad unbeschadet aushält. Natürlich darf der Vorgang nur langsam gesteigert werdet, um keine Katastrophe auszulösen. Nun, Sie beide sind Laien und werden nicht begreifen, welcher Fortschritt in diesem unscheinbaren Metallstück verborgen ist. Seine Energie genügt, ein Raumschiff mit halber Lichtgeschwindigkeit quer durch das Solsystem zu treiben."
Lehmann trat zu der Schalttafel. Er warf Ellert einen prüfenden Blick zu. Der mit einem weißen Mantel Bekleidete tat ganz so, als kenne er den Professor schon länger, wisse aber nur zu genau, daß ein so berühmter Mann kaum Zeit besitze, sich jeden kleineren Angestellten zu merken. Ähnliche Gedanken mochten den IV bewegen, der Lehmann beherrschte. „Die Anlage in
Weitere Kostenlose Bücher