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0009 - Der Hexenmeister

0009 - Der Hexenmeister

Titel: 0009 - Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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schwarzer Mauerreste. Hort und Zuflucht der Mysterienbrüder, Domizil des schwarzen Abtes, der von dort mit seinen Spukgestalten das Land terrorisierte.
    ***
    Hilflos durchlitt Romain Lassus das Ungewitter, das über ihn hereingebrochen war. Steine trafen schmerzhaft seine Schultern, seinen Rücken. Sand und Staub raubten ihm die Atemluft, während er sich krampfhaft auf dem winzigen Mauervorsprung hielt, unmittelbar über der grünlichen, stinkigen Wasserbrühe, die den alten Brunnen füllte. Durch den herabfallenden Schutt strampelte er sich nach oben.
    Irgendwann löste sich eine hölzerne Seitenstrebe.
    Als er den Balken herabpoltern hörte, glaubte Lassus, sein letztes Stündlein habe geschlagen. Da war ein Getöse und Gepolter in dem engen Schacht, als stürze der Himmel ein.
    Was zunächst wie das endgültige Aus erschien, erwies sich schließlich als Rettung. Der Balken verkantete sich, verklemmte im Schacht und bildete ein rettendes Dach über dem Kopf des Verschütteten. Er fing größere Steinbrocken ab. Bald kam eine Schicht feuchter Lehmerde dazu und viel Sand.
    Lassus hockte in einer winzigen Kabine inmitten von Trümmern.
    Er saß wie in einer Luftglocke.
    Als Ruhe eintrat, versuchte sich Lassus zu befreien. Er gab sehr schnell auf. Seine Kraft reichte nicht aus, um das Gefängnis aufzubrechen. Er war verloren! Fast fünfzehn Meter unter der Erde gab es keine Hoffnung mehr für den Eingeschlossenen.
    Kalter Schweiß brach dem Piloten aus, der noch immer in seiner orangefarbenen Fliegerkombination steckte. Er kam nicht einmal an sein Messer heran, das zur Notausrüstung gehörte und das er im Stiefelschaft versteckt trug. Er sah nicht mehr die geringste Chance.
    Dieses Schwein Armand hatte ihn gründlich hereingelegt.
    Zur Untätigkeit verdammt und fast wahnsinnig vor Angst mußte Lassus ausharren. Die Kälte und die Finsternis im Brunnen machte ihm zu schaffen. Platzangst quälte ihn. Er zitterte wie ein frierender Hund. Dabei konnte er kaum eine Hand regen. Er kauerte in der rettenden Nische und war doch dazu verdammt, elend zu krepieren.
    Wenn er nicht erstickte, mußte er verhungern. Es gab keine andere Möglichkeit. Niemand würde ihn vermissen.
    Lassus verlor das Gefühl für die Zeit. Hockte er ein, zwei, drei Stunden schon in diesem teuflischen Verlies? Er begann zu singen.
    Er mußte einfach eine menschliche Stimme hören, und wenn es die eigene war. Er riß den Mund auf und sang alte Lieder, die aus der Soldatenzeit in seinem Gedächtnis haften geblieben waren.
    Irgendwo fielen in steten Abständen Wassertropfen. Ein gleichförmiges, monotones, nervenzerrüttendes Geräusch.
    Dann stockte der einsame Sänger, brach jäh ab.
    Angestrengt lauschte Lassus.
    Da war es wieder!
    »Hallo!« drang es hallend und langgezogen an sein Ohr. Deutlich erkannte der Gefangene eine Mädchenstimme.
    »Hier!« brüllte Romain Lassus aus Leibeskräften. »Hier bin ich! Hilfe! Hilfe! Ich bin verschüttet!«
    »Ich habe verstanden!« erklang die Antwort nach einer endlosen Pause. »Ich gehe jetzt ins Dorf und hole ein paar Männer. Die werden Sie herausholen. Sind Sie verletzt?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Lassus mit zitternder Stimme. »Beeilen Sie sich! Machen Sie schnell! Ich halte es nicht mehr lange aus!«
    »Wir sind gleich zurück!«
    Stille trat wieder ein, zerrte doppelt an den Nerven des Eingeschlossenen. Er fieberte dem Augenblick seiner Rettung entgegen.
    Die abwegigsten Befürchtungen schossen ihm durch den Sinn. Was geschah, wenn plötzlich der Balken nachgab? Wenn es kurz vor der Rettung noch zu einer Katastrophe kam?
    Panik ergriff Romain Lassus.
    Er war kein furchtsamer Mensch. Seine Tapferkeit hatte ihm eine ganze Reihe von Medaillen eingebracht. Orden waren wichtig für Leute, die keine besaßen. Die mochten sich darüber aufregen.
    Lassus geriet in Versuchung, zu beten. Aber er konnte sich nicht an einen der offiziellen Texte erinnern. Sie waren wie weggewischt aus seinem Gedächtnis. Er hatte sie seit seiner Kindheit nicht mehr gesprochen. Jetzt vermochte er sich nicht an eine einzige Zeile zu entsinnen. Da brabbelte er einfach seine Wünsche und Hoffnungen vor sich hin. Er gab sich keine Rechenschaft darüber, welches Kauderwelsch er redete. Er machte sich nicht einmal klar, daß er plötzlich eine Instanz bemühen wollte, an die er sich in besseren Tagen nie gewandt hatte. Und doch legte er ziemlich viel Inbrunst in seine Worte.
    Endlich, nach endloser Zeit des Wartens, des Hoffens und

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