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0009 - Der Hexenmeister

0009 - Der Hexenmeister

Titel: 0009 - Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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ersetzte, starrte vor Rost. Seine Haare waren ungekämmt.
    »Wohin ist er?« fragte Nicole Duval verblüfft.
    »Zur Ruine, auf den Berg«, erklärte der Wirt schadenfroh. »Ich wußte, daß es so kommen mußte. Der Amerikaner war viel zu neugierig. Er konnte es nicht mehr erwarten, die Basilika zu inspizieren.«
    »Ich glaube nicht, daß Bill so unvernünftig war«, widersprach Nicole Duval gereizt. »Er hätte mir zumindest Bescheid gegeben, irgendeine Nachricht zurückgelassen.«
    »Nicht in seinem Zustand«, konterte Armand.
    »Wie meinen Sie das?« fragte das Mädchen scharf.
    »Er stand in einem Bann. Die Basilika hat ihn behext«, flüsterte Armand mit weit offenen Augen. »Jeder Mensch reagiert anders. Wir fürchten uns vor dem Bauwerk. Anderen ist es gleichgültig. Wieder andere verfallen dem Anblick wie Süchtige einer Droge. Dem Studenten ist es damals nicht anders ergangen. Wir haben ihn auf freiem Feld gefunden. Er war angesengt wie von einem Feuersturm. Eine schreckliche Sache, die viel Staub aufgewirbelt hat, Mademoiselle.«
    Nicole Duval biß sich erregt auf die Unterlippe. Sie fühlte, daß Bill Fleming Hilfe brauchte. Was sollte sie unternehmen? Sie wagte es nicht, selbst hinaufzugehen und nach dem Rechten zu sehen.
    Jetzt konnte nur noch einer helfen: Professor Zamorra. Er verstand sich auf Geister und Dämonen, Spuk und Telepathie. Er war versiert in einem halben Dutzend parapsychologischer Sparten.
    »Ich werde den Professor anrufen«, entschied Nicole Duval unter dem lauernden Blick ihres Gastgebers.
    »Das werden Sie nicht!« entgegnete Armand entschieden.
    »Wollen Sie mich daran hindern?« fauchte Nicole.
    Armand sagte nichts. Er grinste nur.
    »Also, wo ist das Telefon?«
    »Sie verkennen völlig die Lage«, meinte der Wirt beschwörend.
    »Sehen Sie, diesem Amerikaner kann niemand mehr helfen. Ich weiß es. Er ist in die Basilika eingedrungen, er hat den Gang gefunden, er ist bei Manasse.«
    »Sie reden, als ob Sie sich dort oben auskennen würden«, staunte das Mädchen. »Wer sind Sie eigentlich?«
    Stumm löste Armand die Lederriemen, die seine Handprothese hielten. Der Stahlhaken polterte zu Boden.
    Mit einem Schrei wich Nicole Duval zurück.
    Sie sah einen verkohlten Armstumpf mit einem merkwürdigen Bild: Eine züngelnde Schlange umschlang den Erdball.
    »Sie haben mich gezeichnet«, raunte Armand. »Ich konnte ihnen nur lebend entkommen, weil ich einen Pakt mit ihnen schloß. Ich liefere den Dämonen Opfer. Sie ernähren sich von Menschenblut, diese Bestien. Wenn kein Nachschub kommt, müssen sie verfaulen und verrotten.«
    »Und Sie meinen, Bill Fleming…?« Nicole Duval schluchzte.
    Armand nickte ernst.
    »Es wurde höchste Zeit. Ich wollte schon jemanden aus dem Dorf verschleppen. Aber die rote Hexe hat alle gewarnt…«
    »Wer ist das nun wieder?«
    »Ein junges Mädchen, das einsam in einer Hütte am Rand von Pelote wohnt. Die Leute sagen dem jungen Ding allerhand nach. Ich selbst habe dafür gesorgt. Ich wollte die Kleine isolieren. Sie ist mir zu neugierig. Sie hat meine Mutter als erste gefunden. Sie hat mir diesen Streich gespielt mit der Mumie im Keller. Ihr Freund, Mademoiselle, hat recht gehabt. Das war meine Mutter.«
    »Und Sie… haben wirklich Ihre Mutter …?«
    Armand zuckte mit den Schultern.
    »Hatte ich eine andere Wahl? Ich mußte es tun, um den Teufeln dort oben zu beweisen, daß ich es ernst meinte. Sie haben es so verlangt. Sonst wären sie heruntergekommen und hätten mir das Gesicht in den Nacken gedreht. Wer sich einmal mit dem Teufel eingelassen hat, ist verloren. Ich habe keine Wahl. Ich mag Sie, Mademoiselle. Aber sobald Sie versuchen, Hilfe zu holen, muß ich Sie einsperren. Erst wenn Bill Fleming tot ist, dürfen Sie gehen. Also, seien Sie vernünftig!«
    Gespannt beobachtete der Wirt die hübsche Nicole Duval. Er wünschte, sie möge auf den Handel eingehen. Ihr Leben gegen das ihres Begleiters. Das war nicht zuviel verlangt. Mochte jeder sehen, wie er über die Runden kam. Das Leben war kein Kinderspiel!
    Armand jedenfalls hatte vor zwölf Jahren diesen Tauschhandel bedingungslos abgeschlossen. Es hatte ihn die rechte Hand gekostet.
    Das war wenig im Vergleich zu dem, was die Opfer der Loge dort oben für gewöhnlich erwartete.
    Nicole Duval hatte sich dazu entschieden, dem Wirt erst einmal Sand in die Augen zu streuen. Sie wußte, daß sie nur mit List ans Ziel gelangen konnte. Nicht eine Sekunde gab sie die Absicht preis, dem unglücklichen Bill

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