0009 - Hilfe für die Erde
zwei Kilometer von der Sperrwand entfernt, baut die Harris Corporation zehn Fertigungshallen für Hartplastik-Kühlaggregate und eine Menge Normteile für die Inneneinrichtung von Flugkörpern. An der Betonmischbatterie stand eine Gruppe von Menschen, die sich angeregt unterhielt. Einzelne stritten sich und wurden handgreiflich. Ich intervenierte natürlich, und man drohte mir sofort Schläge an. Niemand von den Streithähnen kam aber dazu, weil sie sich nicht einig waren. Einige schienen weniger aggressiv zu sein und fragten mich, ob es tatsächlich Übernommene im Gebiet der Dritten Macht gäbe. Andere nahmen mir die Antwort ab und verkündeten nachdrücklich, daß sie dafür Beweise hätten. Ein Techniker zeigte auf zwei Männer, denen er offen vorwarf, Übernommene zu sein. Er hielt sie sich mit einer Waffe vom Leibe, als sie ihn anspringen wollten. Um die Bezichtigten bildete sich sofort ein großer Kreis. Jeder drängte von ihnen weg - bis auf vier Männer, die offenbar zu ihren engsten Arbeitskameraden gehörten. Sie wurden kurzerhand mit angeklagt und aufgefordert, ihr letztes Gebet zu sprechen. Dann stieß mich plötzlich jemand in den Kreis der Angeklagten, und ich hörte Rufe wie: Der gehört auch dazu! Macht ihn fertig! Ich sah den Fanatismus in den Gesichtern und wußte, daß diese illegal bewaffneten Burschen zu allem entschlossen waren. Hinter meinem Rücken fiel ein Schuß, der einen Betonarbeiter neben mir verletzte. Daraufhin bin ich teleportiert, und zwar gleich hierher."
„Das war richtig. Hat sonst noch jemand etwas zu sagen?"
„Niemand", sagte Bull und zeigte unmißverständlich auf den Bildschirm. „Ich fürchte trotzdem, daß es bereits Tote gegeben hat. Optisch sieht es so aus, als ob die beiden feindlichen Gruppen etwa gleich stark sind. Die Partei der Ankläger ist offenbar bewaffnet. Sie fühlt sich daher überlegen und kann es sich leisten, von vielen zu behaupten, daß sie Übernommene seien."
Rhodan nahm das Mikrophon des Haussenders und schaltete auf Rundspruch.
„Hier Rhodan! Kein allgemeiner Befehl für Alarmzustand. Nicht Aufgerufene bleiben in Bereitschaft. Wachkommando der GOOD HOPE fertigmachen zum Start! - Ich rufe Bodenwache der Astronauten. Bitte melden!"
„Hier Leutnant Deringhouse!"
„Sie machen sich ebenfalls startbereit und verlassen gleichzeitig mit dem Kugelschiff das Sperrgebiet. Rechnen Sie in spätestens fünf Minuten mit dem Countdown. Aus Sicherheitsgründen kann der Schirm nur zwei Sekunden geöffnet bleiben. Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, daß die ganze sogenannte Revolution dort draußen ein abgekartetes Manöver einer feindlichen Gruppe ist, die uns aus der Reserve locken will. Ihre Aufgabe ist es daher, Leutnant, im engsten Bezirk über dem Gebiet der Dritten Macht zu kreisen und jede verdächtige Bewegung auf dem Lande oder in der Luft zu melden."
„Jawohl, Sir!"
Zu Dr. Manoli gewandt, fuhr Rhodan fort: „Du, Eric, hast das Kommando bis zu unserer Rückkehr. Wir bleiben ohne Unterbrechung in Bild- und Sprechverbindung. Captain Klein, Sie bedienen den Sperrschirm, da Sie schon einmal bei uns sind. Sie haben das bisher gut gemacht. Aber verlassen Sie sich nicht auf Ihr eigenes Reaktionsvermögen. Ab Sekunde Minus sechzig läuft der Positronzähler."
„Jawohl, Sir!"
„Bully, du kommst mit mir!"
„Okay! Ich schlage aber Arkonidenanzüge vor."
„Nicht nötig. Was wir brauchen sind Psychostrahler und Gravitationsneutralisatoren."
Reginald Bull gehorchte. Die erwähnten Geräte lagen ständig griffbereit. Auch die Arkonidenanzüge, die Rhodan und Bull jetzt lediglich dazu benutzten, um ohne Zeitverlust die tausend Meter entfernt stehende GOOD HOPE zu erreichen. Das Schiff empfing sie wie ein leerer Dom. Die Schritte der eilenden Männer hallten durch die Gänge und hinterließen ein Echo.
Im Kommandoraum standen Thora und Crest. Sie waren einfach vorhanden wie selbstverständliches Inventar. Die GOOD HOPE war ein letzter Rest arkonidischer Heimat. Die beiden Arkoniden wohnten hier und schauten mit einem zweifelhaften Interesse zu, wenn ein Alarm die Menschen in Erregung versetzte. Im übrigen spielten sie den Zuschauer, wenn es nicht gerade um ihre eigenen Probleme ging. Thora, die Kommandantin des einstmals stolzen Arkonidenkreuzers, machte kaum noch Gebrauch von ihrem angestammten Recht. Ihr Leben mündete immer mehr in einem Zwist zwischen der stolzen Vergangenheit und den täglich neuen Situationen, die ihr das Zusammensein
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