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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Minuten später befahl er, zu drosseln, und dirigierte uns wieder in eine Bucht, in der wir das Tageslicht abwarteten.
    Es handelte sich dieses Mal um einen langen, schmalen Schlauch, der keinen zweiten Ausgang zu haben schien.
    »Dort auf die Stelle zwischen den beiden Bäumen zu«, zeigte Cummingham.
    »Wollen wir dort landen?«
    »Nein, fahren Sie langsam!«
    Zwischen den Bäumen war ein Abstand von vielleicht zehn Yards. Eine dichte grüne Wand, gebildet aus Lianen, Schilfgestrüpp und allerlei Sumpfpflanzen, schloß an dieser Stelle die Bucht ab.
    Wir glitten auf den Pflanzenvorhang zu.
    »Heh, wir rennen auf Grund!« sagte Phil, aber Cummingham beharrte: »Fahren Sie!«
    Die Lianen schlugen uns in das Gesicht. Es wurde dunkel um uns, eine merkwürdig grüne Dunkelheit.
    »Etwas mehr Gas!« hörte ich die Stimme des alten Fischers.
    »Es dauert nur fünf Minuten!« Offenbar fuhren wir durch einen engen Schlauch. Die grüne Dunkelheit wurde lichter um uns. Wir brachen durch das letzte Gewächs und sahen vor uns eine große, fast kreisrunde Wasserfläche, ringsum von einem Urwald umschlossen.
    »Na?« fragte Slim nicht ohne Stolz. »Glauben Sie, daß Sie hier vor Entdeckung sicher sind? Die verwachsene Einfahrt ist die einzige Eindringungsmöglichkeit, denn das hier ist ein Sumpfsee, und durch die Sümpfe ringsum gibt es keinen Pfad.«
    »Steht dort nicht ’ne Hütte?« fragte Phil.
    »Habe ich gebaut«, erklärte der Alte. »Hier halte ich mich auf, wenn die Biber in den Sümpfen ihre Paarungszeit haben und unvorsichtig werden.« Die primitive Holzhütte besaß einen gemauerten Ofen und einen Vorrat trockenen Holzes. Auch eine Pritsche mit Strohsack war vorhanden.
    Wir packten aus, was sich im Boot befand und richteten uns ein.
    In der folgenden Nacht setzte ich Phil und Cummingham etwas oberhalb von Basqueville am gegenüberliegenden Ufer an Land und kehrte in das Versteck zurück.
    So, da saß ich nun im Sumpfgebiet des Mississippi, allein in einer Fallenstellerhütte mit einigem Lebensmittelvorrat und einer Maschinenpistole, die ich gut eingeölt halten mußte, denn es regnete praktisch ununterbrochen. Immer wieder öffnete der Himmel seine Schleusen, versiegte stundenweise zu einem dünnen Tröpfeln und goß dann wieder wie aus Kübeln.
    In der Nacht quakten die Frösche im Sumpf. Irgendwelches anderes Viehzeug heulte, und einmal hörte ich das harte Kiefernklappen eines Alligators.
    — Nein, gemütlich war das nicht, und ich konnte mich beglückwünschen, daß ich nicht eben ein schreckhaftes Gemüt besaß, als die Morgennebel allerhand undeutliche Spukgestalten über dem Wasser des Sees wallen ließen.
    Mit Phil war eine Verabredung mitten auf dem Fluß für die zweite Nacht um ein Uhr getroffen worden. Er wollte in Cumminghams Ruderboot kommen.
    Es war nicht leicht, auf dem dunklen Fluß zueinander zu finden, aber wir morsten uns mit Taschenlampen an, und so ging es.
    Cummingham und Phil brachten mir Lebensmittel, Frischwasser, eine Sturmlaterne und anderes Zeug.
    »Neues?« fragte ich, als die Übernahme beendet war.
    »Noch nicht. Ich habe das Hotel mit Cumminghams Hausboot vertauscht. Ich hoffe, das wird jeden davon abhalten, ihm auf den Leib zu rücken. Von dir habe ich erzählt, daß du wegen der unglücklichen Sache mit der ›Marguerite‹ abgerufen worden bist, und daß wir vorläufig nichts unternehmen, bis ein neuer Mann zur Leitung der Piratenjagd von Washington bestimmt wird. Ich hätte nur Cummingham zu schützen. — Inzwischen war ich mit dem Wagen in Memphis und habe uns von Thamp diese Dinger besorgt, die uns sicherlich nützen werden.«
    Er überreichte mir einen rechteckigen, ungefähr eine Elle langen Gegenstand.
    »Oh, das war eine glänzende Idee«, bestätigte ich und wog das Ding in der Hand.
    Es war eines jener kombinierten Sprech- und Empfangsgeräte, wie sie während des Krieges konstruiert worden sind, um die Verbindung zwischen Truppe und Stab halten zu können. Die Dinger haben eine ausziehbare Antenne, eine starke Batterie, ein Mikrophon und eine Empfangs-Anlage. Sie stellen etwas Ähnliches dar, wie ein drahtloses, batteriebetriebenes Telefon. Ihre Sendefähigkeit reicht über ungefähr zehn Meilen, und man kann sie überall mit hinschleppen.
    »Ich habe das gleiche«, sagte Phil. »Die Wellen sind aufeinander abgestimmt. Wir wollen Rufzeiten vereinbaren!«
    Wir wurden uns rasch einig. Alle drei Stunden sollte Phil mich rufen, den letzten Ruf nachts um eins, den ersten

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