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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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mal Cummingham, was er vom Wetter hält, und ob dieser verdammte Fluß nun fallen wird, nachdem der Regen auf gehört hat!«
    Phil erkundigte sich.
    »Er meint, es wird höchstens zwei Tage trocken bleiben, und der Fluß wird in dieser Zeit nicht viel fallen, freilich genug, daß du in die Hütte zurück kannst.«
    »Danke! Sonst besonderes?«
    »Leider nichts! Brauchst du irgend etwas?«
    »Danke, im Augenblick nichts, aber erkundige dich schon vorsorglich nach einem guten Heilmittel gegen Rheumatismus. Ich werde es bestimmt brauchen. — Schluß!«
    Gegen Mittag bemerkte ich, wie das strudelnde Seewasser sich plötzlich zu verlaufen begann. Der Fluß mußte bis unter die Anhöhe, von der Cummingham gesprochen hatte, gesunken sein. Der See erhielt keinen Zufluß, und der Wasserstand sank rasch. Innerhalb einer Stunde konnte ich die Blockhütte wieder betreten. Ich tat es aus Spaß und Langeweile. Zu benutzen war sie nicht, denn die kurze Überschwemmungszeit hatte genügt, um den Boden und die Wände bis zu vier Fuß Höhe völlig zu verschlammen.
    Um sechs Uhr empfing ich Phils Abendruf.
    »Hör zu«, sagte ich, sobald er in der Antenne war, »das Wasser ist abgelaufen, aber in die Hütte kann ich wegen des Schlammes doch nicht zurück. Ich fürchte, wir werden bald abbrechen müssen. Mehr als zwei oder drei Nächte kann ich auf dem Kahn nicht durchhalten. — Was denkst du?«
    »Am besten kommst du nach Einbruch der Dunkelheit auf den Fluß«, antwortete er. »Cummingham und ich haben eine Feststellung gemacht, die vielleicht interessant ist. Wir müssen sehen, ob es sich lohnt, in der Sache etwas zu unternehmen.«
    »Okay, ich komme. Ich bin heilfroh, wenn ich aus der Pfütze mal herauskomme.«
    Gerade als ich den Motor anwarf, um mich durch den Pflanzenschlauch ins offene Wasser hinauszuquälen, fielen die ersten Tropfen eines neuen Regens, und dann verwandelte sich die Luft in Sekundenschnelle in eine Wasserwand.
    — Ich gebe zu, es war nicht ganz fein, was ich vor mich hinbrummelte, während ich mit Steuer und Taschenlampe hantierte. Ich atmete auf, als ich freies Wasser erreichte, denn der Hochstand des Flusses hatte die Passage der verwachsenen Durchfahrt noch schwieriger gemacht.
    Wenn man in einem kleinen Boot sitzt, fühlt man die Gewalt des Wassers, auf dem man schwimmt, bis in die Arme hinein, die das Steuer halten. Ich trieb mich nun schon lange genug auf dem Mississippi herum, um ein wenig von ihm zu verstehen. Das war geradezu ein anderer Fluß, auf dem ich jetzt schwamm, als jener, der mich bei meiner Ankunft getragen hatte. Sein Wasser schoß mit einer vielfachen Kraft talabwärts. Auch hatte er eine andere Stimme bekommen. Er rauschte nicht mehr. Aus der Tiefe seines Bettes schien ein Geräusch zu kommen, das sich wie das dumpfe Grollen vor einem Erdbeben anhörte.
    Ich ließ meinen Kahn schräg gegen die Strömung zur Flußmitte knattern, und als ich sie erreicht zu haben glaubte, drehte ich seine Nase voll in die Strömung und gab gerade soviel Gas, daß sich Motorenkraft und Wassergewalt ungefähr die Waage hielten. Mit der Handlampe funkte ich das verabredete Blinkzeichen in kurzen Abständen in die Richtung, wo ich hinter der schäumenden Regenwand Basqueville vermutete.
    Es dauerte über eine halbe Stunde, bis ich endlich ein gutes Stück stromabwärts einen Lichtpunkt in verabredetem Rhythmus aufflackern sah. Ich wendete und fuhr ihnen entgegen.
    »Hallo!« rief Phil, als unsere Fahrzeuge sich einander auf Rufweite genähert hatten. »Das ist eine Schinderei erster Klasse, bei diesem Wetter gegen die Strömung anzurudern. Kannst du uns nicht irgendwie in Schlepp nehmen? Wir können den Kahn sonst nicht gegen die Strömung halten.«
    Wir hantierten mit den Leinen. Es war in der Dunkelheit und auf dem grollenden Strom geradezu ein Manöver auf Leben und Tod, bis ich sie endlich längsseits hatte, und nun auch ihr Ruderboot mit meiner Motorenkraft gegen den Strom halten konnte.
    Phil stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Puh«, stöhnte er, »soviel Wasser ist in meinem Leben noch nicht über mich ausgeschüttet worden. Dabei war ich als Kind ausgesprochen wasserscheu und schrie, wenn ich gewaschen werden sollte. — Ob es möglich sein wird, in dieser Sintflut eine Zigarette anzuzünden?«
    Er versuchte es, aber er hatte kein Glück damit. Mir gelang es unter dem schützenden Segeltuch besser. Ich zündete drei Stäbchen an und reichte sie hinüber. Wir rauchten, indem wir den Tabak in der

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