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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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haben, kann Wyne unterdessen Ihren Wagen nach Basqueville kutschieren.«
    »Einverstanden.« Wir rückten unsere Stühle zurück. In diesem Augenblick kam Charlie Bewer aus der Küche und balancierte seine Kaffeetassen.
    »Hast du die Bohnen aus Brasilien kommen lassen?« fragte Beek. »Trink’s selber. Wir fahren nach Basqueville.«
    An Bord des Polizeibootes, das schlicht »X 3« hieß, wurde dem Sergeanten Wyne bedeutet, daß er jetzt seine Jacke anziehen und einen Wagen nach Basqueville fahren müsse. Sergeant Wyne war über diese Abwechslung hoch erfreut.
    Die »X 3« war ein schmales Schiff mit einer winzigen Kajüte, in der sich zur Not drei Mann auf halten konnten, wenn zwei davon auf den Pritschen lagen. Links neben dem Kajüteneingang befand sich die Steuersäule mit Rad und Armaturenbrett. Dann kam ein freier Raum von vielleicht Mannslänge und zwei Klappsitze am Heck vor der niedrigen Holztür zum Maschinenverschlag.
    »Wir bringen es auf fünfunddreißig Meilen«, erklärte Beek nicht ohne Stolz, »aber für den Mississippi-Piraten ist das einfach zu wenig.«
    Er warf selbst die Leinen los, während Sergeant Peters die Maschine startete. Phil und ich nahmen die beiden Klappsitze ein. Anthony hockte sich zu unseren Füßen mit dem Rücken gegen die Bordwand. Die »X 3« drehte den Bug zur See, gewann rasch die Flußmitte und richtete die Nase dann stromabwärts:
    Unser Kollege aus Memphis erklärte:
    »Von hier bis Basqueville sind es runde hundert Meilen, drei Stunden für ein Boot flußabwärts, vier, wenn es aufwärts geht. Von Basqueville bis Freebanc ungefähr noch einmal dasselbe. Sehen Sie sich die Ufer an. Von Cosher bis Freebanc haben Sie am rechten Ufer kaum etwas anderes als Sümpfe, Waldbestände, Unterholz, Buchten, tote Arme, Nebenflüsse. Auf der ganzen Strecke gibt es rechtsseitig keine Stadt, nicht einmal ein Dorf, sondern nur kleine Ansammlungen von Hausbooten, deren Bewohner sich hauptsächlich von Fischfang ernähren. Manche suchen auch Perlen in den Mississippi-Muscheln, und es soll sogar vorgekommen sein, daß welche gefunden wurden. — Auf dem linken Ufer liegen die drei Städte, die ich Ihnen nannte, jede ungefähr fünftausend Bewohner stark. Dazu kommen noch ungefähr auf der gesamten Strecke fünfzehntausend Menschen in den Hausbooten, insgesamt also rund dreißig- bis vierzigtausend Leute, unter denen Sie den Piraten herausfischen sollen. Die Anwohnerzahlen wechseln ständig. Wenn es den Bootsleuten nicht mehr gefällt, werfen sie ihren Hauskahn los und lassen sich entweder flußabwärts treiben oder rufen einen Schleppzug an, der sie gegen geringes Entgelt hochzieht. Sehen Sie, dort drüben.«
    Steuerbord kam uns ein Schleppzug von vier mit Holz beladenen Kähnen entgegen. Hinter dem letzten Kahn schwammen, Bord an Bord vertäut, drei Hausboote. Eine Frau hing Wäsche auf. Drei Kinder spielten auf dem flachen Dach eines Hauses.
    »Schleppzüge hat unser Freund noch nie angegriffen«, erklärte Beek weiter. »Allerdings befahren die wenigsten Schleppzüge den Mississippi bei Nacht. Nur die Kähne mit Eigenmotor fahren auch nachts.«
    »Wie häufig sind die Überfälle?«
    »Unterschiedlich. Sheriff Legram führt eine Statistik. In mondhellen Nächten greift er selten an. Manchmal hält er eine Woche lang Ruhe. Manchmal knöpft er sich in einer Nacht fünf Kähne hintereinander vor.«
    Wir wußten aus den Berichten, wie sich die Überfälle abspielten. Ein Licht, blitzte auf, ein schwarzer Schatten kam längsseits. Die Frachtkähne liegen so tief im Wasser, daß das Entern keine Mühe macht. Drei, vier vermummte Gestalten sprangen an Bord, richteten Pistolenläufe auf die aus höchstens einem halben Dutzend Männern bestehende Besatzung. »Wieviel Geld haben Sie bei sich? Bitte, die Hälfte für die Befreiung der Südstaaten vom schwarzen Joch.« Sie nahmen nie mehr als die Hälfte, und das war ein schlauer Trick, denn sie umgaben sich dadurch mit dem Schimmer edler Räuberromantik, und die Bevölkerung, soweit sie nicht selbst ernsthaft von ihnen geschröpft wurde, begann, die Burschen zu verherrlichen.
    »Sie fangen schon an, Lieder auf sie zu machen«, sagte uns Beek.
    Unser Gespräch versiegte. Wir verloren uns ein wenig an den eigentümlichen und nicht zu beschreibenden, etwas schwermütigen Zauber der Mississippi-Landschaft.
    Am frühen Nachmittag steuerten wir Basqueville an. Es unterschied sich durch nichts von Cosher. Die Kirche und ein paar wichtige Gebäude standen

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