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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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auf einem, offenbar künstlich aufgeschütteten Hügel, und der rechte Teil des Städtchens war durch einen, leider nur halbfertigen, Deich gegen etwaige Überschwemmungen geschützt. Der Hafen war auch hier nicht mehr als eine Bucht.
    Während der Sergeant beim Boot blieb, führte uns Beek zu einem Holzhaus mit Steinsockel, auf dessen First die amerikanische Flagge wehte. Das kleine Gebäude enthielt die gesamte Stadtverwaltung von Basqueville. Beek klopfte in dem halbdunklen Flur an eine Tür mit der Aufschrift ›Sheriff‹, öffnete und ließ uns vorgehen.
    Wir machten die Bekanntschaft von Franc Legram, einem großen, kräftigen Mann um die Vierzig. Er trug Stiefel, ein helles Hemd, auf dem der Sheriffstern schimmerte, und zeigte ein kräftiges Gebiß unter dem kleinen Schnurrbart, als er uns lächelnd begrüßte.
    »Wir freuen uns über die Verstärkung«, sagte er mit einem Hauch von Spott in der Stimme, als wir Platz genommen hatten. »Wenn es Ihnen recht ist, rufe ich Mr. Quick in Freebanc an und bitte ihn, herzukommen, damit wir unsere Streitkräfte zusammen haben.«
    Es war uns recht, und Legram ließ sich eine Verbindung mit der Poststelle von Freebanc geben und bat den Beamten, Mr. Quick auszurichten, daß die New Yorker G-men eingetroffen seien und er nach Basqueville kommen möchte.
    Ich sah mir diesen Sheriff genauer an. Er war der typische Kleinstadt-Sheriff, einer von diesen Typen, die für ihr Leben gern etwas organisieren und den Chef von irgendwem spielen.
    Er schien sich als Führer der Aktion gegen den Mississippi-Piraten zu betrachten, und es hatte nicht den Anschein, als wollte er uns die Führung der Angelegenheit überlassen.
    »Wie lange sind Sie schon Sheriff von Basqueville?« fragte ich.
    »Fast vier Jahre. Mein Amtszeit läuft im nächsten Jahr ab«, antwortete er lächelnd. »Ich möchte gern wiedergewählt werden, und, Sie verstehen, darum möchte ich den Herrn Mississippi-Pirat gern vorher dingfest machen.« Für meine Leser im Ausland muß ich erwähnen, daß in den kleineren Städten einzelner Staaten der Sheriff durch einen Bürgerausschuß aus einer Gruppe unbescholtener Bürger mit entsprechender Vorbildung gewählt wird.
    »Stammen Sie aus Basqueville?«
    »Ich bin hier geboren und lebte bis zu meinem zwanzigsten Jahr hier, bevor ich auszog, um mir den Wind ein wenig um die Nase wehen zu lassen. Vor sechs Jahren kam ich zurück und bewarb mich zwei Jahre später um den Sheriff-Posten.«
    Ich lachte. »Glauben Sie nicht, es wäre ein Verhör, Mr. Legram. Ich wollte nur wissen, mit wem ich es zu tun habe.«
    Er blickte etwas dumm aus der Wäsche. Die Möglichkeit, daß ich überhaupt auf die Idee kommen könnte, ihn zu verhören, schien ihn ausgesprochen zu überraschen.
    »Was können wir Ihrer Meinung nach gegen die Bande tun, Sheriff?« fragte ich, um ihn zu versöhnen.
    »Wenn das Hauptquartier uns ein wirklich schnelles Boot geschickt hätte, wäre das Ganze kein Problem«, antwortete er. Er war zu höflich, um hinzuzusetzen: ». : . anstelle von zwei lausigen G-men.«
    Phil nahm das Wort. »Glauben Sie nicht, daß wir hier die Besserwisser spielen wollen, Sheriff, aber der Flußpirat muß doch zwischen Cosher und Freebanc, also auf einer Strecke von rund zweihundert Meilen, sein Versteck haben. Es ist doch nicht anzunehmen, daß er für jede Tour von New Orleans herauf-, oder von Memphis herunterkommt.«
    Legram stand auf. »Das ist wohl wahrscheinlich, obwohl es nicht ausgeschlossen ist.«
    Er trat an die Rückwand des Raumes und zeigte auf eine große, handgezeichnete Karte.
    »Ich kenne den Mississippi hier wie meine Westentasche. Natürlich bin ich kein Geologe und Topograph, aber ich habe jede Bucht und jeden Arm eingezeichnet, die ich kenne. Wir haben diese Versteckmöglichkeiten Stück für Stück, teils mit Ihren Kollegen Beek und Quick, teils mit den Freiwilligen unserer Bürger untersucht. Wenn man den Fluß gut kennt, so fällt einem die Anwesenheit, — ich meine, die zeitweilige Anwesenheit — eines Schiffes in einem solchen Versteck auf. Ein Ölfleck, das Einwickelpapier von einem Kaugummi, eine über Bord geworfene leere Zigarettenschachtel genügen. Wir fanden nichts dergleichen. Sie sehen die Kreuze in den Einzeichnungen. Jedes Kreuz bedeutet eine ergebnislos durchsuchte Versteckmöglichkeit.«
    Innerlich lächelte ich ein wenig über diesen Kleinstadt-Sheriff, der sich das Adlerauge eines Sherlock Holmes zutraute.
    Phil sagte: »Wenn ich der Flußpirat

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