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0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten

Titel: 0009 - Ich jagte den Mississippi-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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lege mich bis 8 Uhr ins Bett.«
    Er war enttäuscht. »Sie können doch während der Patrouille im Boot schlafen. Glauben Sie nur nicht, daß irgend etwas passiert!«
    »Ein G-man muß immer topfit sein«, erklärte ich mit Pathos. »Ich gehe schlafen.«
    Auch von Phil erhielt er einen Korb, und da Poker zu zweien wenig Spaß macht, beschlossen unsere Kollegen, es uns nachzutun. Sie beschlagnahmten zwei Bänke in dem Restaurant. Der Wirt hatte nichts dagegen. Vor der Stunde des Abendschoppens rechnete er ohnedies nicht mit Gästen.
    ***
    Punkt acht Uhr waren wir alle vier im »Hafen«. Phil kletterte an Bord der »X 3«. Zehn Minuten später waren das Boot und Quicks »Z 2« in der beginnenden Dämmerung über dem Fluß verschwunden. Franc Legram stellte mir die für den heutigen Patrouillendienst eingeteilte freiwillige Mannschaft vor, fünf Leute, ohne ihn, der die Gruppe führte. Es waren ganz nette Burschen, aber eigentlich nicht von der Sorte, die zur Verbrecherjagd geboren ist. Zwei respektable Herren um die Mitte der Vierzig mit beachtlichen Bäuchen unter den Westen stellten sich als Gebrüder Smith vor. Der eine war der Eisenwarenhändler von Basqueville, während der andere das Städtchen mit Tabak, Zigarren und Zigaretten versorgte. In Gegenwart eines G-man aus New York glaubten sie, ihrer mannhaften Entschlossenheit, es mit jedem aufzunehmen, dadurch Ausdruck geben zu müssen, daß sie ihre runden Gesichter in ernste Falten legten. Bewaffnet waren sie mit Jagdgewehren. Tabak-Smith trug außerdem einen Trommelrevolver, der noch aus dem Bürgerkrieg zu stammen schien.
    Der dritte Mann war der Amtsgehilfe des Bürgermeisters, der vierte ein Vorarbeiter des Sägewerkes, und nur der fünfte zeigte ein Gesicht, das eines zweiten Blickes würdig war. Er hieß Slim Cummingham, mochte an die 60 .Jahre alt sein, und sein Gesicht war so verwittert wie die Rinde eines alten Baumes. Als einziger besaß er seine Kugelbüchse, die noch etwas zu taugen schien. Er knurrte, er wäre Fischer von Beruf, aber ich dachte mir gleich, daß er sein Gewehr wahrscheinlich benutzte, um auf Alligatoren zu wildern.
    Nach der Vorstellung kletterten wir in den Kahn. Es war ein großes Holzboot ohne Deck, das ungefähr zwanzig Leuten Platz bot. Im Heck tuckerte ein Benzin-Hilfsmotor, der für die Größe des Kahns viel zu schwach war. Im Bug hatte man auf einen Ständer einen Autoscheinwerfer montiert, der von zwei Batterien gespeist wurde.
    Es war gut, daß es allmählich zu dunkel wurde, um die Gesichter zu erkennen. Ich konnte mir ein Grinsen nicht mehr versagen. Als Kinder haben wir oft »Räuber und Gendarm« gespielt, und es kam mir vor, als nähme ich auch jetzt an einem solchen Spiel teil, nur daß es von erwachsenen Männern ernsthaft, aber doch höchst lächerlich zelebriert wurde.
    Der Sheriff hatte seine Mannschaft genau eingeteilt. Eisenwaren - Smith übernahm die Maschine, sein Bruder das Steuer, Legram das allgemeine Kommando, und der Amtsgehilfe durfte den Scheinwerfer bedienen. Der Arbeiter, der Fischer und ich waren die einzigen Beschäftigungslosen. Cummingham und der Sägewerker setzten sich in den Bug, während ich mir anstandshalber meinen Platz neben dem Sheriff im Heck suchte.
    Mit knatterndem Motor glitt der Kahn in die Flußmitte hinaus, drehte die Nase in die Strömung und glitt dann ohne Motorkraft flußabwärts.
    Es wurde dunkel über dem Mississippi. Von weit entfernten Ufern blitzten hin und wieder die Lichter der Hausboote. Der Schiffsverkehr hatte erheblich nachgelassen, aber hin und wieder glitten die Lastkähne mit Eigenantrieb an uns vorbei. Einmal erschallten von weither Rufe. Fetzen verwehter Akkordeonmusik erreichten mein Ohr, dazwischen immer wieder das Quarren Tausender von Fröschen, das Rattern von Sägewerken, die wir passierten.
    Das Leben auf und am Mississippi schien sich ähnlich zu verhalten wie das auf einer großen Straße. Je weiter die Nacht Vorschritt, desto ruhiger wurde es, desto seltener die Lichter und Laute.
    An einem bestimmten Punkt wendete der Kahn. Der Motor wurde angeworfen, und nun tuckerten wir am rechten Flußufer entlang aufwärts. Die Maschinen machten einen häßlichen Krach, und außerdem stanken sie. Ich war froh, als Legram an einer Stelle flußaufwärts von Basqueville erneut Wendebefehl gab, und wir wieder, von der Strömung getragen, lautlos dahinglitten.
    Ich glaube, ich war ein wenig eingeschlafen, denn ich wurde davon munter, daß der Sheriff meinen Arm

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