0009 - Im Würgegriff der roten Masken
nach Möglichkeit Junggesellen ausgesucht«, erklärte der junge Arzt.
»Ich danke Ihnen«, lächelte John.
Der Geisterjäger wandte sich den Freiwilligen zu. »Ihre Aufgabe wird nicht einfach sein«, erklärte er. »Da Sie jedoch diese Gegend am besten kennen, werden Sie keine großen Schwierigkeiten haben. Ich möchte, daß Sie die begehbaren Wege abriegeln, die in den Sumpf führen. Sie alle kennen das Moor sicherlich. Oder habe ich mich getäuscht?«
»Nein«, antwortete ein rothaariger Mann. Er trug eine Felljacke, derbe Stiefel und eine Fackel in der rechten Hand. »Wir kennen uns hier aus, Sir.«
***
Die Niederlage fraß in ihnen wie eine gierige Flamme. Die drei Maskierten hatten es nicht geschafft, ihren ärgsten Feind zu besiegen. Er lebte. Und es war ihm außerdem noch gelungen, einen von ihnen zu töten.
Das machte sie rasend.
»Octupus wird toben!« Einer sprach das aus, was die anderen beiden dachten.
Sie waren dem Gemäuer schon ziemlich nahe gekommen. Die Maskierten hatten sich nicht mehr getraut, in Calgary zu bleiben. Dort war der Boden im wahrsten Sinne des Wortes für sie zu heiß geworden.
Schon tauchten die Überreste des Hauses vor ihnen aus dem Nebelschleier auf. Die Vampire wurden vorsichtiger. Sie trauten es diesem Sinclair ohne weiteres zu, daß er sich irgendwo in der Nähe versteckt hielt.
Die Luft war rein.
Nach allen Seiten sichernd betraten sie das Gemäuer.
»Octupus?«
Flüsternd riefen sie seinen Namen, und die kahlen Wände warfen das Echo wispernd zurück.
Die Vampire sahen sich um.
Die Falltür stand offen. Modrige Schwaden drangen aus dem Loch. Und dann kam Octupus!
Schrecklich war er anzusehen. Mit einer Hand nur zog er sich aus der Falltür. In seinen Augen nistete das personifizierte Grauen. Die dünne knisternde Haut schien noch grauer geworden zu sein. Bewegungslos hing der linke Arm an seinem Körper herab.
Er war zu Stein geworden!
Auch die drei Vampire nahmen dies zur Kenntnis. Auf ihren Gesichtern zeigte sich ein entsetzter Ausdruck.
Octupus öffnete sein Maul. Er begann zu sprechen, und seine Stimme troff vor Haß.
»Ihr habt versagt!« schleuderte er den Maskierten ins Gesicht. »Einer von euch ist umgekommen. Ich bekam es am eigenen Leib zu spüren. Mein Arm versteinerte. Es war schrecklich, denn ich konnte nichts dagegen tun. Durch eine Symbiose bin ich mit euch auf Gedeih und Verderb aneinandergekettet. Stirbt einer, dann wird ein Teil meines Körpers zu Stein. Bis jetzt war es nur der linke Arm. Solltet ihr drei auch noch umkommen, dann werde ich mich wieder zu einer Steinfigur zurückbilden, und keine Macht kann mich mehr erlösen. Wenn ihr wollt, daß es wieder so wird wie es schon einmal war, dann tut etwas. Seht zu, daß keiner von euch mehr unter den Kugeln verendet. Und jetzt nehmt die Masken ab. Die Zeit ist gekommen. Stellt euch zum Kampf!«
Die drei Vampire gehorchten.
Sie trugen diese magischen Masken nicht ohne Grund. Sie waren es, die ihnen ihre menschliche Gestalt gaben. Nahmen sie sie ab, wurden sie in ihren Urzustand zurückversetzt.
In Fledermäuse!
Gemeinsam lösten sie die Masken von ihren Köpfen.
Noch im gleichen Augenblick begann die Verwandlung. Die helle Haut bekam einen dunklen Farbton, wurde rissig wie Leder. Aus den Armen bildeten sich Schwingen, so groß, daß die Vampire sie innerhalb des Gemäuers nicht ausbreiten konnten. Die Beine schrumpften. Aus den Füßen bildeten sich Krallen. Der Kopf bekam eine längliche Form. Das Maul stand vor, wurde zu einer Schnauze mit nadelspitzen Zähnen. Fell bedeckte das Gesicht, und die Augen bekamen eine gelblichgrüne Farbe.
Drei Fledermäuse hockten vor Octupus und warteten auf seine Befehle.
Und die kamen.
»Holt ihn endlich!« schrie Octupus. »Holt John Sinclair! Vernichtet ihn! Trinkt sein Blut, denn euch nur gehört die Rache! Aber seid vorsichtig. Laßt euch in keine Falle locken und beobachtet ihn erst. Bestimmt ist er auf dem Weg hierher.« Octupus lachte. »Besser konnte es eigentlich nicht kommen.«
Die Vampire wußten, was sie zu tun hatten. Sie verließen das Gemäuer und schwangen sich in die Luft. Wie riesige Schatten glitten sie durch die dicken Nebelwände. Jederzeit bereit, heimtückisch und blitzschnell auf ihre Opfer hinunterzustoßen.
***
Die Reifen des Bentley malmten über die steinhart gefrorene Erde. Die dicken Nebelschleier bewegten sich kreisend vor der breiten Frontscheibe. Die beiden starken Scheinwerferstrahlen wurden schon nach wenigen
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