001 - Das Transmitter-Experiment
die Überprüfung.«
»Die möchten bestimmt gern auf diese Intimschnüffelei verzichten«, sagte Bernstein laut, rupfte dem Beamten seinen Ausweis aus der Hand und ging auf die Sperre zu. Die Panzerglastüren blieben verschlossen.
»Verdammt, was soll der Unsinn?«, fauchte Bernstein.
»Sie haben die Kontrolle vergessen«, sagte der Sicherheitsbeamte ruhig.
»Der Teufel soll euch alle holen«, ächzte der Reporter und schob die Ausweiskarte wütend in den Automatikschlitz des Kontrollgerätes. Er hatte gedacht, die Beamten ersetzten das Gerät. Dass sie zusätzlich hier standen, gab ihm zu denken.
Bei Mechanics schien wieder einmal eine kleine Hölle ausgebrochen zu sein. Und er hatte den Zeitpunkt wieder einmal verschlafen.
Nelles kam ihm entgegen. Sie trafen sich meistens im Kontrollbereich. Die Schicht des Nuklearphysikers ging zu Ende, wenn Bernstein auftauchte. Zuweilen kam der Reporter auch früher, aber mindestens viermal in der Woche sahen sie sich hier und zuweilen wechselten sie ein paar Worte miteinander. Irgendwie war der ruhige, hellblonde Wissenschaftler dem Reporter sympathisch. Vor allem konnte man mit Nelles auch einmal ein offenes Wort reden, ohne dass es auf Umwegen einen negativen Vermerk in der Personalakte gab.
Nelles hatte seine Wohnung innerhalb des Konzerngeländes. Aber nach Dienst pflegte er es zu verlassen, um Einkäufe zu tätigen oder irgendwelche anderen Dinge, die Bernstein absolut nicht interessierten.
»Sie sehen ja verflixt wütend aus heute«, sagte Nelles kopfschüttelnd. »Was ist denn los? Hat Ihr Wecker mal wieder gestreikt?«
Bernstein winkte wütend ab.
»Fisher muss wieder mal ausgeflippt sein. Da draußen stehen Zusatzkontrollen. Zwei Bewaffnete in Zivil mit einem Handlesegerät und viel Talent für dämliche Fragen. Sagen Sie, Nelles – was ist hier eigentlich gegen Mittag passiert?«
Nelles hob die Brauen.
»Ach, das können sie ja gar nicht wissen«, sagte er. »Es hat eine kleine Panne gegeben.«
»Am Star Gate?«, stieß Bernstein hervor.
»Ja. Aber ich glaube nicht, dass ich darüber reden darf. Sie müssten den Professor fragen, aber der ist vor einer Stunde zum Mond geflogen. Zusatzkontrollen, sagten Sie?« Bernstein nickte. »Ah, dann werde ich meinen heutigen Ausflug mal auf morgen verschieben«, schmunzelte Nelles. »Ich mag diese Kontrollen nicht. Diese ganzen Dreifach-Kontrollen sind doch so nötig wie ein Kropf. Es kommen nur Werksangehörige aufs Gelände und wer eingestellt wird, wird doch ohnehin auf Herz und Nieren geprüft. Die Geheimniskrämerei und Überwachung stinkt mir manchmal. Ich wünschte, ich hätte eine Wohnung draußen wie Sie, Bernstein. Bloß bin ich als Projektmitarbeiter noch stärker an die Überwachung gebunden, deshalb lässt man mich einfach nicht draußen wohnen.«
Bernstein zuckte mit den Schultern. »Ich muss zu meinem Büro. Können Sie mir nicht wenigstens eine Andeutung machen?«
»Tut mir leid.« Herbert Nelles lächelte freundlich bedauernd.
Bernstein setzte seinen Weg fort. Er hatte inzwischen schon zuviel Zeit verloren. Sein Ressortleiter würde ihn wieder mal anpflaumen.
Der Reporter sah nicht mehr, wie das Lächeln des Nuklearphysikers jäh erlosch. Herbert Nelles ging den Weg zurück, den er gekommen war. Er verließ das Mechanics-Gelände nicht mehr …
*
»Sehen Sie«, sagte Fisher und setzte ein neues Zigarillo in Brand. Er sah den Rauchfäden nach, die den Schlitzöffnungen der Klimaanlage entgegen strebten. »Es gibt schon begründete Verdachtsmomente. Aber die behalte ich, was die Konzernleitung angeht, erst einmal für mich.«
Lino Frascati verzog das Gesicht. Er hatte sich die Mühe gemacht, Fisher in dessen Büro aufzusuchen. Vor ihm stand ein Glas Pernod auf dem Rauchglastisch; Fisher wusste, was er seinem Chef anbieten durfte und was nicht.
Frascati schlug die Beine übereinander.
»Sie misstrauen selbst der Geschäftsleitung«, sagte er. »Was geschehe, wenn ich Sie deshalb aus dem Dienstverhältnis entlassen müsste?«
»Würde ich bei der Konkurrenz anfangen«, sagte Fisher. »Wetten, dass Flibo, Dai-Mi-Su oder Fortschritt mich mit Kusshand nehmen?« Frascati winkte ab. »Ihr Verdacht gegen Angehörige der Konzernleitung ist Unsinn und das wissen Sie selbst am besten«, sagte er. »Kommen wir zu der Alternative. Ich bin davon überzeugt, dass der Saboteur unter den am Projekt beteiligten Technikern und Ingenieuren zu suchen ist. Nur diese Leute haben genügend Kenntnis, das
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