001 - Das Transmitter-Experiment
ist er umgekehrt?«, fragte Chan.
»Verdächtigen Sie ihn etwa eines Verbrechens?«, fuhr Bernstein auf. »Hören Sie, Nelles ist eine Seele von Mensch. Der …«
»Ich mache mir mein Bild lieber selbst, wenn Sie gestatten, Sir«, sagte der Survival-Spezialist. »Okay, das Zettelschreiben ist mir zu mühsam, aber ich rufe Ihren Ressortchef an. Einverstanden?«
Bernstein nickte. Er wollte weitergehen, als er stutzte. »Moment mal – sind Sie nicht der Mann, der vor ein paar Tagen durch das Star Gate zum Mond …«
»Ich bin«, sagte Chan gelassen. »Ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen und erfolgreichen Abend.«
Er ließ den Reporter stehen, ging zum nächsten Interkom und erfüllte sein Versprechen. Warum sollte der Reporter Schwierigkeiten bekommen, wenn andere für seine Verspätung verantwortlich waren?
Immerhin hatte der Reporter ihn sauber erkannt. Richtig, er war der erste Mann, der per Star Gate den Mond erreicht hatte, aber darauf bildete er sich wenig ein.
Er war der erste gewesen.
Und seine befreundeten Kollegen und ein paar Wissenschaftler hatte es heute, drei Tage später, voll erwischt! Haiko zweifelte kaum daran, dass sie tot waren.
Und der Mann, der dafür verantwortlich war, musste zur Rechenschaft gezogen werden.
Haiko Chan entwickelte ein persönliches Interesse daran.
Er beschloss, sich ein wenig näher mit Herbert Nelles zu beschäftigen.
Bernstein erreichte sein kleines Büro. Newton, sein Ressortleiter, sah ihn erwartungsvoll an. »Endlich erscheinen Sie auch mal. Was wollte der Sicherheitsdienst denn von Ihnen?«
»Meine Bettbekanntschaften kennen lernen«, brummte Bernstein ungehalten und zog sich einen Kaffee aus dem Automaten. »Sagen Sie, Chef, was ist eigentlich heute Mittag mit dem Star Gate passiert? Es kursieren da Gerüchte …«
»Lassen Sie die Gerüchte kursieren, Bernstein. Nichts für Sie.«
»Chef, gerade Star Gate und alles, was sich darum rankt, wäre doch eine Bombenstory! Unsere Leser interessieren sich doch brennend dafür, was mit dem Projekt eigentlich los ist. Das wäre die Chance …«
Newton winkte ab.
»Bernstein, liebend gern würde ich Sie darauf ansetzen und noch lieber würde ich mir diesen Fisch selbst angeln – bloß unterliegt alles, was mit Star Gate zu tun hat, immer noch der Nachrichtensperre und daran kann ich ebenso wenig ändern wie Sie! Beschweren Sie sich bei Frascati oder bei Fisher.«
»Verdammt«, murmelte Bernstein. »Was ist, wenn ich auf eigene Faust …?«
»Sie werden sich auf eigene Faust um eine andere Sache kümmern«, sagte Newton. »Waters ist krank, also übernehmen Sie aushilfsweise seine Rubrik. Rufen Sie ihn an und sprechen Sie sich kurz mit ihm ab, ja?«
»Waters?«, keuchte Bernstein auf. »Doch wohl nicht ›Du und dein Hobby‹, dieser einschläfernde Superschmalz? Den Nonsens soll ich bearbeiten?«
Newton klopfte ihm auf die Schulter.
»Ich bin sicher, dass Sie die Sache ganz hervorragend meistern werden. Immerhin sind Sie einer unserer besten Leute.«
»Verhöhnen kann ich mich selbst, da brauche ich dich Rindvieh nicht zu«, murmelte Bernstein verdrossen, allerdings erst, als er in seinem Büro allein war. Der Abend fing ja mal wieder prächtig an!
Missmutig tastete er den Rufcode seines erkrankten Kollegen in den Interkom und bereitete sich seelisch darauf vor, minderwertigen Schund zu schreiben.
Du und dein Hobby! Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
*
Herbert Nelles war beunruhigt. Fisher und seine Leute reagierten auf den vorläufigen Fehlschlag des Transits zu allergisch. Der Boden wurde heiß, sehr heiß sogar.
Nelles wusste definitiv, dass es sich nicht um einen Sabotageanschlag handelte. Aber Fisher schien das zu vermuten und auch Holmes hatte vor seinem Abflug zum Mond anklingen lassen, dass der Sicherheitsdienst aufmerksam geworden war. Wie aufmerksam, hatte Bernstein ihm gerade erzählt.
Nelles verzichtete daraufhin auf seinen täglichen Ausflug. Er wollte sich den Zusatzkontrollen nicht aussetzen.
Er wusste, dass er ständig überwacht wurde, auch und vor allem, wenn er das abgeschirmte Werksgelände von Mechanics verließ. Oft genug hatte er Fishers Spitzel erkannt, wenn sie ihm scheinbar heimlich folgten und jeden seiner Handgriffe und Schritte überwachten und registrierten. So leicht machten die Jungs ihm nichts vor. Immerhin hatte er die gleiche Ausbildung hinter sich wie sie …
Er wusste, dass sie ihn bisher nicht mehr verdächtigten als alle anderen Mitarbeiter am
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