001 - Das Transmitter-Experiment
Projekt Star Gate. Selbst Holmes unterlag derselben Bewachung, wenn er Mechanics verließ. Nelles hatte seine routinemäßigen täglichen Ausflüge vorwiegend deshalb durchgeführt, um die Bewacher einzuschläfern. Sie gaben sich längst nicht mehr so viel Mühe wie früher.
Und wenn er irgendwann tatsächlich Kontakt mit Flibo aufnehmen musste, würde kaum noch jemand sonderlich auf ihn achten.
So hatte er sich das gedacht.
Aber Sonderkontrollen wollte er trotzdem nicht riskieren. Es konnte sein, dass irgend jemandem eine Kleinigkeit auffiel, die sonst niemand, nicht einmal Nelles selbst oder seine Leute bei Flibo, die ihn hier eingeschleust hatten, beachtete. Und dann war er geliefert.
Er wusste nur zu gut, was mit Werkspionen geschah.
Er betrat seine Wohnung mit der üblichen Routine. Er vergewisserte sich, dass in seiner Abwesenheit niemand hier gewesen war. Er hatte verschiedene Sicherheitsmechanismen eingebaut, die auch ein geschickter Agent nicht so einfach überbrücken konnte.
Die Wohnung befand sich im zwölften Stockwerk eines firmeneigenen Wohnhochhauses. Den Spitzenwissenschaftlern aus Holmes’ Team wurde ein gehöriges Maß an Luxus zur Verfügung gestellt und entsprechend groß war diese Dienstwohnung. Der Nuklearphysiker residierte über zweihundert Quadratmeter Wohnlandschaft, erlesen eingerichtet und dazu geeignet, sich vom Arbeitsstress wunderbar zu entspannen.
Und Nelles sah zu, dass er diesen Luxus so gut wie eben möglich nutzte. Sein Junggesellendasein verschönte er mit allerlei Bekanntschaften, wobei er das Angenehme mit dem Nützlichen verband – der ständige Wechsel seiner Liebschaften erschwerte dem Sicherheitsdienst die Beobachtung bestimmter potentieller ›Kontaktpersonen‹. Im Kollegenkreis dagegen galt er als verschlossen und hatte wenig Freunde. In der Tat kam er mit den Experten und Holmes selbst nicht sonderlich zurecht. Sie waren fanatische Wissenschaftler, während die Nuklearphysik bei Nelles gewissermaßen nur Zweitberuf war. Er sah deshalb alles ein wenig lockerer und das färbte auch auf die Zusammenarbeit ab.
Immerhin brachte er Erfolge und das zählte.
Er wusste, dass er der einzige Flibo-Agent im Star Gate-Team war. Aber seine Aufgabe war nicht, zu zerstören, sondern Informationen zu sammeln.
Noch hatte er die gesammelten Daten nicht weitergegeben. Er wartete noch auf das I-Tüpfelchen.
Dieser Fehlschlag, der als Sabotage gewertet wurde, kam ihm äußerst ungelegen. Er wusste nicht, ob er noch lange in dieser Form weiter arbeiten konnte. Wenn er Pech hatte, hielt seine Identität genauen Kontrollen nicht stand. Noch waren nur die Überprüfungen des Verkehrs verstärkt worden, aber Nelles musste damit rechnen, dass jeder einzelne Mitarbeiter an Star Gate einer persönlichen Überprüfung, vielleicht gar einem Zwangsverhör, unterzogen wurde.
Und die Bestimmungen des Arbeitsvertrages gaben Fishers Leuten sogar das Recht dazu. Jeder Mitarbeiter des Geheimprojektes hatte sich vorher damit einverstanden erklären müssen, sich gegebenenfalls einer genauen Untersuchung durch den Sicherheitsdienst zu unterwerfen – »schon im eigenen Interesse, um jeden unnötigen Verdacht aus der Welt zu schaffen«, hatte Frascati gesagt.
Nelles’ Unruhe wuchs. Er warf einen Blick aus dem großen Fenster nach draußen. Er hatte sich einen Fluchtweg für den Notfall geschaffen, aber er hoffte, dass er ihn nicht benutzen musste. Er überlegte, was er tun sollte.
Er musste mit einer Untersuchung rechnen.
Und nicht nur er, sondern auch seine Wohnung würde untersucht werden. Sie würden seinen Privat-Computer routinemäßig anzapfen und feststellen, dass darin Dinge gespeichert waren, die eigentlich nur innerhalb des Projekt-Komplexes gespeichert sein durften, die das Projekt-Gelände nicht verlassen durften.
Er hatte nie den Fehler begangen, eine Verbundschaltung zu den Großrechnern zu schaffen, die abgeschirmt von allen anderen Mechanics-Datennetzen mit Star Gate-Daten arbeiteten. Zu leicht hätte man mit einer Sicherheitsprogrammierung diese Verbindung aufspüren können. Er hatte sich da lieber auf sein Gedächtnis verlassen und Daten Stück für Stück, wie Teile eines Puzzlespiels, per Erinnerung aus dem Projekt-Komplex geschmuggelt und seiner Anlage eingespeist. Er hatte dabei das Risiko eingehen müssen, Fehler zu begehen und deshalb ließ er jede neue Einspeisung stets von dem Gerät überprüfen und vergleichen, in Bezug zu den anderen Daten setzen.
Die Kapazität
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