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001 - Im Zeichen des Bösen

001 - Im Zeichen des Bösen

Titel: 001 - Im Zeichen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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die Hexe ruhig. »Du würdest anders über die Schwarze Familie denken, wenn du uns erst besser kennen würdest. Wir sind keine Menschen, wir sind aber auch keine Ungeheuer. Wir sind – eben anders. Die Menschen sind unsere Feinde. Sie versuchen seit undenklichen Zeiten, uns auszurotten. Wir müssen so sein, wie wir sind, um zu überleben. Und du bist einer von uns, Dorian. Du hast es nur noch nicht erkannt.«
    »Ich würde es spüren, wenn ich einer von euch wäre«, behauptete Dorian. »Müßte ich mich dann nicht zu euch hingezogen fühlen?
    Aber so ist es nicht. Im Gegenteil, ich hasse euch. Und selbst wenn es stimmen sollte, daß du mich mit dem Teufel gezeugt hast, daß Dämonenblut in meinen Adern fließt, so kann es doch sein, daß mich das Leben unter den Menschen gewandelt hat. Oder etwa nicht?«
    »Das versuche ich dir doch gerade zu erklären«, sagte sie, und in ihrer Stimme schwang ein hoffnungsvoller Unterton mit. »Du bist verblendet, aber du könntest zu uns zurückfinden.«
    »Unmöglich!«
    Sie richtete sich auf und blickte ihm in die Augen. Dorian kam es vor, als sei sie in der Zeit, in der er mit ihr beisammen war, noch mehr gealtert. »Weißt du, daß ich sterben muß, wenn du mich verleugnest?« fragte sie flüsternd. »Ich kann nichts dagegen tun. Es ist ein Naturgesetz. Ich habe dir das Leben geschenkt und muß deshalb dafür büßen, wenn du abtrünnig wirst und dich den Menschen anschließt. Sieh mir ins Gesicht! Merkst du, wie das Leben aus mir weicht? Daran, daß ich sterbe, sollst du erkennen, daß du ein Geschöpf bist, das ich gezeugt habe. Wäre dem nicht so, würde ich nicht dieses Ende finden.«
    Dorian grinste hämisch. »Ich sehe, wie das Leben aus dir weicht – und ich weide mich an dem Schauspiel.«
    In das Gesicht der Hexe hatten sich tiefe Falten gegraben, und das Fleisch fiel langsam in sich zusammen. Die Wangenknochen traten immer stärker hervor. Die Augen, ehemals in einem unstillbaren Feuer lodernd, lagen nun stumpf und trübe tief in den Höhlen; die schlaffen Lider zuckten. Die Lippen waren blutleer. Als sie den Mund öffnete, fielen ihr einige Zähne aus. Ihr Hals wurde immer dünner, die Sehnen und der Adamsapfel traten wie Schnüre mit einem Knoten hervor. An ihrer Schläfe pulsierte schwach eine Ader.
    Als sie sprach, war es nicht mehr als ein vernehmliches Atemholen.
    Dorian mußte ihr ganz nahe kommen, um ihre Worte verstehen zu können.
    »Ich habe noch nie im Leben … um etwas gebeten. Und ich werde … werde es auch jetzt nicht tun. Ich sehe, daß ich dich nicht umstimmen kann, also finde ich mich mit meinem Schicksal ab. Aber wisse, Dorian, wenn ich sterbe, dann kann ich dir keinen Schutz mehr bieten. Du bist dann vogelfrei. Die anderen werden sich auf dich stürzen.«
    »Du hast mich beschützt?« fragte Dorian ungläubig.
    Die Hexe nickte schwach. »Ich habe meine Hand über dich gehalten, seit du in diesem Schloß bist. Sieh auf deine Finger, auf dein Handgelenk, Dorian. Die Schnitte saßen tief und hatten eine Schlagader getroffen. Jetzt sind sie fast wieder verheilt. Ich habe dich vor dem Tod errettet in dieser Nacht, und das mehr als einmal. Deine Brüder sollten dir nur einen Schrecken einjagen, aber wenn ich nicht mehr bin, werden sie Ernst machen. Sie werden dir die Verantwortung für meinen Tod geben und furchtbare Rache an dir nehmen.
    Ich kann nichts mehr für dich tun … nur noch …«
    Dorian starrte auf seine Hand und kam nicht umhin, ihr recht zu geben. Er packte die Hexe an den mageren Schultern und schüttelte sie. Ihr Kopf pendelte kraftlos hin und hier. »Was wolltest du noch sagen?« rief er.
    Er glaubte ihr plötzlich, glaubte ihr, daß die Dämonen kurzen Prozeß mit ihm machen würden, wenn sie nicht mehr war, deshalb hätte er alles getan, um sie am Leben zu erhalten. Aber er konnte keine Zuneigung für sie heucheln.
    Die Hexe machte eine fahrige Handbewegung. »Schau dir die Bilder an, Dorian!«
    Das Zimmer um ihn versank. Er fand sich plötzlich in der Familiengruft wieder. Alle Grabdeckel waren geöffnet. Die Vampire hatten ihre engen Behausungen verlassen und geisterten durch den Raum.
    Ihre blassen, hässlichen Fratzen mit den aufgerissenen Mäulern, aus denen die langen Eckzähne herausragten, jagten ihm einen Schauer über den Rücken. Es schien, als ob sie nicht wüßten, wohin sie sich wenden sollten, aber in Wirklichkeit hatten sie alle ein bestimmtes Ziel. Sie scharten sich um eine Gruft, deren Deckel schon halb

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