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001 - Im Zeichen des Bösen

001 - Im Zeichen des Bösen

Titel: 001 - Im Zeichen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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nicht eben ein Seufzen gewesen? Ja, da war es wieder! Jemand stieg zu ihm hoch. Dorian starrte gebannt hinunter. Die schlurfenden Schritte waren schon ganz nahe. Und dann sah er sie. Sie trat hinter der Mittelsäule hervor. Ihr Mund war geschlossen; irgend etwas hatte sich in ihre Unterlippe gegraben und gab ihrem Gesicht einen verkniffenen Ausdruck. Sie hatte rotes Haar, das ihr ungekämmt und strähnig über die schmalen, nackten Schultern fiel. Ihre Brüste waren leer und schlaff, und die blasse Haut war so runzlig und grob wie gegerbtes Leder. Trotzdem war sie auf eine gewisse Art und Weise schön. Es ging etwas aus von ihr, das Dorian magisch anzog.
    Er ließ die Hand mit der Fackel sinken. Als sie diese Bewegung sah, öffnete sich ihr Mund leicht, und ein Seufzer kam über ihre Lippen. Ihr Körper erschauerte in wildem Begehren. Die zitternden Hände mit den langen, schwarzen Fingernägeln ließen die unterdrückte Erregung erahnen. Sie schlurfte über die letzten Stufen. Er wich in instinktiver Abwehr einen Schritt zurück, aber der Wunsch nach der Berührung ihrer Hände ließ ihn mitten in der Bewegung innehalten. Er ersehnte ihre Umarmung, begehrte ihre dünnen, blutleeren Lippen, die sich durch seinen Kuß erwärmen würden. Ja, das wußte er, seine Umarmung würde sie zu zauberhafter Schönheit erblühen lassen. Durch die Vereinigung ihrer Lippen würde der lebensspendende Funke auf sie überspringen und ihre ungehemmte Leidenschaft entfesseln.
    Ihre Lippen öffneten sich noch weiter, bis ihr Mund ganz aufgerissen war. Und da sah er, was sich vorher so tief in ihre Unterlippe gegraben hatte – es waren zwei lange, spitze Eckzähne! Jetzt hatte sie ihn erreicht. Behutsam stellte sie sich auf die Zehenspitzen und näherte sich seinem Gesicht. Der Blick ihrer blutunterlaufenen Augen hypnotisierte ihn. Wie das Opfer einer Schlange konnte sich auch Dorian nicht bewegen. Er sehnte den Kuß der Vampirin herbei. Er hielt den Atem an. Die ganze Welt hielt den Atem an. Ihr heißer Atem schlug ihm ins Gesicht, die Spitzen ihrer Eckzähne berührten seine Lippen. Gleich würde es soweit sein. Schon in der nächsten Sekunde würden sich die Zähne der Blutsaugerin in sein Fleisch graben und ihm den Lebenssaft aussaugen. Auf diesen Augenblick wartete er. Er wußte, daß er ein unbeschreibliches Lustgefühl bei der Vereinigung verspüren würde. Unhörbare Stimmen prophezeiten es ihm.
    Dorian, ergib dich ihrer Umarmung! Der Biß des Vampirs bedeutet Wonne und Seligkeit.
    Wer suggerierte ihm das ein? Lüge! Sein letzter Rest Verstand lehnte sich auf. Er zuckte zurück, und gleichzeitig zuckte sein Arm mit der Fackel wie von selbst in die Höhe. Er hatte den Bann abgeschüttelt. Vor ihm waren das weit aufgerissene Maul der Vampirin, die vor Erregung blitzenden Augen, die bebenden Nasenflügel. Sein Arm schoß vor, und er stieß die brennende Fackel tief zwischen die gefletschten Zähne in das Maul hinein. Das war seine endgültige Befreiung. Die Blutsaugerin schrie auf. Es war ein schauriger Laut. Dorian sah, wie aus dem Maul, aus dem der Fackelgriff ragte, Flammen schlugen, und dann brannte der Kopf des Dämons lichterloh. Die Vampirin torkelte auf ein Fenster des Korridors zu, zerrte an dem schweren Vorhang und versuchte, damit die Flammen zu ersticken, aber das Feuer war nicht mehr zu löschen. Es griff auf den Vorhang über, züngelte die Holzbalken hoch und setzte schließlich auch die getäfelte Wand und das trockene Holz des Fußbodens in Brand. Im Nu stand der ganze Trakt in Flammen.
    Dorian hatte den brennenden Vorhang heruntergerissen und schwang ihn wie ein Fahnenträger. Die Dämonen, die ihn umringt hatten, sprangen entsetzt zurück und flohen polternd und mit gespenstischem Geheul.
    »Brennt, Dämonen, brennt!« schrie Dorian und lachte wild. Funken stoben, als die brennenden Bretter und Balken krachend in die Tiefe stürzten. »Der Hexensabbat ist vorbei!«
    Er rannte die Wendeltreppe hinunter, den brennenden Vorhang hinter sich nachziehend. Die Schauergestalten wichen kreischend vor ihm zurück. Qualm und ein furchtbarer Gestank schlugen ihm in die Nase, als er das nächste Geschoß erreichte. Brennende Balken, die Vampire und andere Dämonen unter sich begraben hatten, versperrten ihm den Weg. Er zögerte nicht lange, schlüpfte aus seinem zerfetzten Sakko, legte es sich über den Kopf und kletterte über die lodernden Trümmer. Dabei hielt er die Luft an, um nicht die giftigen Rauchgase einzuatmen.

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