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001 - Vampire unter uns

001 - Vampire unter uns

Titel: 001 - Vampire unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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fortgehen. Es ist gut, dass sie ihre Toten in Frieden ruhen lassen. Dann lassen sie uns in Frieden leben.
     

     
    Ich weiß, dass die Nacht gekommen ist. Etwas aus den Strahlen des Mondes dringt in die Tiefe meines Grabes und sagt mir, dass es Zeit ist aufzustehen und hinauszugehen.
    Ich versuche es. Ich stemme mich mit aller Kraft gegen die Wände meines Sarges. Aber sie geben nicht nach. Ich trete und schlage mit den Fäusten dagegen.
    Vergebens.
    Es geht über meine Kräfte.
    Ich bin eingeschlossen. Ich liege hilflos in meinem Gefängnis, während die Lockungen des Mondes mich aufstacheln.
    Ich versuche erneut mit aller Kraft, mich zu befreien. Ich schreie und heule vor Wut.
    Und sie hören mich.
    Ihre Stimmen kommen näher und verharren über mir.
    »Peter Mertens«, sagt einer.
    »Holt den alten Franz, er soll ihn ausgraben«, sagt ganz deutlich ein anderer.
    »Nein!« fährt eine Stimme dazwischen, die mir bekannt vorkommt.
    »Er ist jetzt einer von uns, Willie«, meint ein vierter.
    »Nein«, erwidert die bekannte Stimme.
    Willie Martins Stimme. »Er hat versucht, meinen Sohn zu töten. Er wird nie einer von uns sein.«
    »Sie versuchen uns alle zu töten, bevor sie uns gehören«, wendet einer ein.
    »Und wir können nichts tun als warten, bis sie auf den Friedhof kommen!« ruft Willie Martin hasserfüllt.
    »Dann ist es zu spät für die Rache. Dann gehören sie zu uns.«
    »Er muss leiden!«
    Für einen Augenblick überwältigt mich die Erinnerung an das Leben, und ich schreie durch die eineinhalb Meter über mir:
    »Dein verdammter Sohn hat mich getötet!«
    Ich trommle mit den Fäusten gegen den Sargdeckel, rasend vor Wut und Verlangen, frei zu sein. Das Holz bricht, splittert.
    Meine Hände arbeiten wie wahnsinnig. Die Fingernägel brechen. Ich spüre es nicht. Es gibt keinen physischen Schmerz mehr. Ich weiß, das ich jenseits des Physischen bin, obwohl ich mich noch der Sinne des toten Körpers bediene. Ich kann tasten, hören, vielleicht auch sehen …
    Ein Lachen von oben lässt mich innehalten. Und Willie Martins Stimme: »Wüte nur! Wenn erst der Hunger kommt, wirst du wimmern, als wärst du aus Fleisch und Blut.«
    Ich höre, wie sie sich entfernen.
     

     
    Es muss wieder Tag sein, denn meine Kräfte erlahmen.
    Solange der Mond mir Kraft gab, arbeitete ich an meiner Befreiung.
    Meine Hände waren durch den Spalt im Sargdeckel bald auf feuchte Erde gestoßen, und ich hatte versucht, sie nach einer Seite zu schaufeln. Aber die Hände waren zu schwach.
    Eine schläfrige Starre kriecht über mich – über meinen Geist, nicht über das Fleisch.
    Alles ist gegenwärtig.
    Erinnerung, Realität, Vergangenheit, Gegenwart … sie sind bedeutungslos, während ich ohne die belebende Kraft des Mondes daliege.
    Alles erstarrt in Zeitlosigkeit, selbst Furcht, Hass und Wut.
    Vage Bilder tauchen aus einem erloschenen Bewusstsein auf.
    Das Gesicht einer Frau – Martha.
    Und das eines Kindes mit großen Augen voll der Kraft des Mondes.
    Entsetzen! Das Erdreich ist voller Leben.
    Ich spüre, wie es scharrt und krabbelt rund um den Sarg.
    Würmer, Käfer, Spinnen, bereit, sich auf die Fäulnis zu stürzen, die mein Körper ausstrahlt.
    Während dieses ersten Tages erkenne ich, was ich am meisten fürchte: alles was lebt – weil es den Tod hassen muss. Weil es den Vorgang des Vergehens und Verwesens beschleunigt, den ich hinauszuzögern geboren bin.
    Und ich erkenne: Das Leben ist mächtig in seinen Millionen Variationen und wird mich eines Tages vernichten. Ich muss das Leben hassen!
    Wie war es zu leben? Ich erinnere mich nicht mehr an Gefühle und Empfindungen. Sie sind mit dem menschlichen Bewusstsein Peter Mertens erloschen. Was sich in den Dämon Peter Mertens gerettet hat, sind nicht mehr als vage Erinnerungen an seine Umwelt. Werden auch sie verblassen, nach und nach?
     

     
    Wieder ist Nacht. Meine Kräfte wachsen mit dem aufgehenden Mond. Ich weiß, dass ich meinem Gefängnis aus eigener Kraft nicht entfliehen kann.
    Zum ersten Mal spüre ich Hunger. Es ist ein Gemisch aus Schmerz und Furcht. Ich weiß, dass der Körper zu faulen, zu verwesen beginnen wird, wenn ich meinen Hunger nicht stille.
    Und das würde das Ende bedeuten, das endgültige Verlöschen, den Tod des magischen Lebens.
    Ich möchte töten – ganz gleich was!
    Solcherart ist die Wut in mir.
    Ich bin eine Kreatur des Mondes.
    Ich möchte sein Licht spüren, in seinem Glanz wandeln, die magische Phantasie sehen, die in seinem Licht

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