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001 - Vampire unter uns

001 - Vampire unter uns

Titel: 001 - Vampire unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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in Felbermann. Er trat auf das Gitterbett zu.
    »Baby«, sagte er und versteckte den Schuhlöffel hinter seinem Rücken. »Willst du wissen, was der gute Onkel in der Hand hat? Hier, Baby …« Er holte aus, hielt jedoch mitten im Schwung inne. Die Faust mit dem zum Schlag erhobenen Schuhlöffel sank im Zeitlupentempo herab, während er vornüber kippte. »Mehr …«
    Seine Stimme versagte.
    Sein Oberkörper hing halb in das Gitterbett hinein. Willie sah mich triumphierend an. Er stemmte sich ein wenig hoch, klammerte die Arme um den Hals des reglosen Arztes und schlug seine Zähne in den Hals.
    Die saugenden Laute waren es, die mich aufrüttelten. Ich musste die Bestie wegreißen. Wenn Felbermann starb, hatte ich niemanden mehr, der mir helfen konnte, der um das Kind Bescheid wusste.
    Ich wollte hinspringen, aber meine Beine waren wie gelähmt.
    Ich bot alle Willenskraft auf, aber nicht ein Muskel gehorchte mir. Ich schrie mit der ganzen Kraft meiner gequälten Seele, aber nicht ein Laut kam aus meinem Mund. Ich stand da wie aus Stein, während das Kind seine grässliche Mahlzeit zu sich nahm.
    In diesem Augenblick entschloss ich mich, es zu töten – sobald ich nur einen Finger zu bewegen vermochte.
    Es war ein erlösender Entschluss. Die Absicht war schon die ganze Zeit über in mir gewesen. In diesem Augenblick empfand ich auch keine Angst. Alles in mir war tot.
     

     
    Es war gespenstisch, dazustehen und nicht eingreifen zu können, das grausige Geschehen mitzuerleben.
    Als das Baby abließ von Felbermann, löste sich die Starre von mir. Ich sprang auf den Arzt zu und riss ihn hoch. Sein Gesicht war totenblass. Außer Willies Reichweite ließ ich ihn zu Boden gleiten.
    Sein Atem ging schwach.
    »Felbermann!« rief ich.
    Ein Stöhnen kam aus seinem Mund.
    »Töten … Sie es, Mertens!«
    Ich blickte auf. Willies große Augen waren auf mich gerichtet. Der Triumph darin trieb mir das Blut aus dem Gesicht.
    Es gab nichts, das ich in diesem Augenblick mehr ersehnt hätte, als ihn zu töten. Ich hob den Schuhlöffel auf, und er fühlte sich gut an in meiner Faust. Ich holte aus und ließ die scharfe Kante herabsausen auf den kleinen Körper. Die Kraft meines ganzen Hasses und meiner ganzen Furcht lag in diesem Schlag.
    Eine unsichtbare Kraft wirbelte mich herum. Der Stahl verfehlte das Gitterbett.
    Ich schrie auf, unfähig zu bremsen. Die Kante des Schuhlöffels traf mit der Präzision einer Guillotine Felbermanns Hals und drang durch die Knorpel.
    Schluchzend ließ ich die unselige Waffe los.
    »Dr. Felbermann«, flüsterte ich. Aber er konnte keine Antwort mehr geben. Er war tot. Es kam kaum Blut aus der Wunde. Ich schlug die Hände vor das Gesicht. Ich hatte Felbermann getötet. Irgendwie war es geschehen, dass ich Felbermann tötete.
    Nein, nicht ich!
    Willie …
    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich bewegungslos vor der Leiche des Arztes kniete. Die Ahnung der ungeheuren Macht, die das Kind über mich besaß, ließ mich schaudern. Ich wusste, dass ich selbst Martha töten würde, wenn Willie es wollte.
    Ich hatte keine Kontrolle mehr über mich selbst. Sie lag ganz in Willies kleinem, mörderischen Gehirn.
    Welche Chancen hatte ich noch? Ich musste die Polizei verständigen. Ich stand auf und ging zum Telefon. Mit einem Ruck riss ich das Kabel aus der Anschlussbuchse.
    Benommen blickte ich auf die Drahtenden.
    Willie stieß seltsame Laute aus. Es klang wie Lachen.
    Ich riss das andere Ende des Kabels aus dem nun unbrauchbaren Apparat. Während ich auf das Gitterbett zuging, knüpften meine Hände eine Schlinge.
     

     

Als ich erwachte, lag ich auf dem Sofa.
    Das Sonnenlicht fiel durch einen Spalt in den Vorhängen auf Dr. Felbermanns Leiche. Die Wohnzimmeruhr stand. Meine Armbanduhr ebenfalls.
    Willie schlief.
    Der Augenblick war gekommen.
    Lautlos stand ich auf. Ich musste ihn rasch töten. Ich durfte ihm keinen Augenblick Gelegenheit geben, die Kontrolle über mich zu bekommen.
    Ich nahm den schweren, gläsernen Aschenbecher vom Tisch.
    Mit angehaltenem Atem schlich ich auf Zehenspitzen zu dem Gitterbett.
    Als ich den Arm hob, um zuzuschlagen, öffnete Willie die Augen und starrte mich an.
     

     
    Wiederum Erwachen.
    Nacht.
    Ein süßlicher Geruch von Fäulnis hing im Raum.
    Felbermanns Leiche begann zu verwesen. Ich lag auf dem Bauch. Hunger wühlte in meinen Eingeweiden. Wie lange hatte ich schon nichts mehr gegessen? Seit Felbermanns Auftauchen.
    Wieviel Zeit mochte seither vergangen sein?
    Ein

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