001 - Vampire unter uns
Kopf.
»Seit heute gibt es ein Gesetz, das die übliche Leichenbestattung verbietet. Alle Toten müssen verbrannt werden. Nur die Asche kommt in die Erde. Du weißt, was das bedeutet?«
Ich nicke. »Das Ende einer Legende.«
»Du wirst der letzte sein. Von deiner Sorte wird es keine mehr geben können. Denn nichts vermag die Asche zu beleben.
Aber du bist jetzt zeugungsfähig, wenn auch nur für begrenzte Zeit. Die Magie hat eines mit der Wissenschaft gemeinsam: beide sind nicht allmächtig.«
Am vierten Tag danach wecken mich Geräusche. Menschen sind im Nebenraum.
»Der verdammte Schwarzkünstler hat gemeinsame Sache mit den Bestien gemacht. Aber wir werden ihn schon in die Zange nehmen …«
»Wenn sie hier noch irgendwo nisten, werden wir sie finden.«
Sie scheinen alles auf den Kopf zu stellen, während ich hier hilflos liege.
Aber sie finden den geheimen Eingang nicht, der in meinen abgelegenen Kellerraum führt.
»Scheint niemand mehr hier zu sein. Die Jungs sollen das Haus im Auge behalten.«
Sie entfernen sich.
Ich liege da und warte auf die Nacht – auf die Kraft, mich zu erheben.
Nun, da sie den Magier haben, kann ich nicht mehr hier bleiben. Wenn sie ihn zum Sprechen bringen, bin ich verloren, und alle Phantasie wird ungeboren bleiben. Ich brauche einen Ort, wo ich mich verbergen kann, bis diese Hysterie abklingt. Ein Ort, an dem ich versuchen kann, die Kraft zu nützen, die mir der Magier verliehen hat.
Als die Nacht kommt, erhebe ich mich von meinem Lager.
Ich weiß jetzt, wohin ich gehen werde.
Wenn ich es schaffe …
Das Haus ist noch immer umstellt. Ich kann es nicht verlassen, solange sie es so stark bewachen.
Ich muss ihre Aufmerksamkeit ablenken. Aber erst gilt es, den Hunger zu stillen.
In einem der Zimmer, sind nur zwei Männer. Ich trete ein und halte sie mit meinen Gedanken fest. Einen schlage ich nieder.
Ich kann meine Aufmerksamkeit nicht auf zwei richten, solange ich trinke. Blut ist nicht nur eine Nahrung, Blut ist ein Elixier, das aufpeitscht wie die sexuelle Leidenschaft der Lebenden. Ein ekstatischer Augenblick. Dann lege ich Feuer an die Vorhänge, die Teppiche, die Bücher.
Der Raum ist von Flammen erfüllt. Ich weiche zurück vor dem gleißenden Tod. Draußen werden erregte Stimmen laut.
Das Prasseln des Feuers wird in wenigen Augenblicken zum tobenden Orkan. Das Haus wird zum Ameisenhaufen.
Rauchschwaden ziehen durch das Treppenhaus. In ihrem Schutz gelange ich ins Freie. Die Straße ist voll von Menschen.
Ich falle nicht auf in der Menge.
Als die Feuerwehr mit heulender Sirene in die Straße einfährt, befinde ich mich bereits in einer unbelebten Nebenstraße.
Im Schatten der hohen Häuser kann ich mich mehrmals verbergen, als Polizeiautos, vermutlich Patrouillen, an mir vorbeifahren.
Dann stehe ich da und blicke die Reihen der erleuchteten Fenster hoch. Das symmetrische Lichtmuster des Hochhauses verschwimmt vor meinen Augen. Deutlich sehe ich ihren Schatten an den Fenstern im sechsten Stock hin und her wandern. Ich werfe einen Blick die Straße hinab.
Sie ist menschenleer. Dann schwebe ich an der glatten Mauer hoch und erreiche ihr Fenster. Sie sieht mich. Erschrecken verzerrt ihr Gesicht. Rasch greife ich mit den Gedanken nach ihr. Ihre Züge entspannen sich.
Sie kommt auf mich zu und öffnet das große Fenster.
»Guten Abend, Martha«, sage ich.
»Hallo, Pet«, sagt sie demütig.
ENDE
Horror-Lexikon
DÄMONEN – (griech.) ursprünglich die Bezeichnung für die Gottheiten der Griechen; später gottähnliche Wesen von wechselhaftem Charakter mit geheimnisvollen Kräften; schließlich unter dem Einfluss des Christentums wurde die Bezeichnung zum Inbegriff aller feindseligen, finsteren, boshaften und bösartigen Geister.
DRAKULA – (engl.) Romangestalt von Bram Stoker (Roman Dracula, erstmals erschienen 1897). Historisch weiß man von zwei Drakulas im Rumänien des 15. Jahrhunderts. Wlad Dracul = Wlad der Teufel, und sein Sohn Wlad Tepes = Wlad der Pfähler. Letzterer dürfte Bram Stokers Roman Pate gestanden haben. Er erhielt seinen Namen, weil er jeden, dessen Gesicht ihm nicht gefiel, auf langen Stangen pfählen und aufstellen ließ. Seine Opfer gehen in die Zehntausende, seine Grausamkeiten sind ohnegleichen. Heute noch stehen die Reste ihrer Schlösser in der Walachai. Bereits zeitgenössische Schriften bezeichnen den Wojwoden Wlad Dracul und seinen Sohn als vampyr.
EKTOPLASMA – ist jene
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