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001 - Wenn sie aus den Gräbern steigen...

001 - Wenn sie aus den Gräbern steigen...

Titel: 001 - Wenn sie aus den Gräbern steigen... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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hochgeschlagener Kapuze trug.
    Weaver prallte zurück.
    Der Dämon mit den vielen Gesichtern lachte. »Du brauchst keine Angst zu haben, Martin Weaver. In wenigen Augenblicken wirst auch du ein Rufus sein.«
    »Nein. Bitte nicht.«
    »Du wirst so denken und so handeln wie ich. Dein Herz wird aus Stein sein. Du wirst ohne Gewissensbisse Jagd auf Menschen machen, und es wird dir großen Spaß bereiten, ihnen ihr Leben zu nehmen.«
    »Ich bitte Sie, lassen Sie mich gehen.«
    »Das ist nicht mehr möglich.«
    »Meine Frau und ich werden nichts verraten. Wir werden nach London zurückkehren und schweigen. Ehrenwort.«
    »Hast du mich vorhin nicht verstanden? Ich brauche dich hier. Du mußt mich vertreten!« Rufus streckte seine Knochenhände aus.
    Weaver wurde urplötzlich von einer gleißenden Aura eingehüllt. Er wollte schreien, doch ihm versagte die Stimme. Er spürte, wie etwas in ihn einsickerte. Es drängte all das, was ihn bisher ausgefüllt hatte, beiseite und nahm dessen Platz ein.
    Im langsam verlöschenden Schein der Aura war kurz das Ebenbild von Rufus zu sehen. Auch Weaver war jetzt Rufus. Der wahre Dämon wies auf seinen Stellvertreter.
    »Tu deine Arbeit gut – und schnell. Sobald der letzte Sarg gefüllt ist, komme ich aus dem Schattenreich zurück, und dann greifen wir die Menschen gemeinsam an!«
    Abermals flimmerte die Luft, und Augenblicke später war Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, nicht mehr vorhanden. Er hatte sich ins Schattenreich begeben, während hier Martin Weaver Rufus’ begonnene Arbeit fortsetzen würde.
    »Ich!« knurrte Weaver, und sein Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze. »Ich werde eine Armee von Untoten schaffen. Wir werden über London herfallen und eine Zombieseuche verbreiten, wie es sie noch nirgends auf der Welt gegeben hat.«
    ***
    Maud verließ das Zimmer. Aufgeregt lief sie den Gang entlang. Sie blickte sich immer wieder um, hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. An der Treppe blieb sie stehen.
    »Martin!« rief sie zaghaft. »Martin!« Sie ging einige Stufen hinunter, blieb wieder stehen. »Martin!«
    An der Wand hing ein Dolch. Maud nahm ihn an sich. Für den Fall, daß nicht Martin erscheinen würde, sondern Rufus. Sie hatte die Absicht, mit dem Dolch in der Hand dafür zu kämpfen, das Schloß verlassen zu dürfen. Niemand sollte es wagen, sich ihr in den Weg zu stellen. Sie war mit den Nerven so fertig, daß sie zum Äußersten entschlossen war.
    »Martin!«
    »Ich bin hier, Maud.«
    Sie hatte ihn nicht kommen hören. Er stand vor dem offenen Kamin, und es sah aus, als würde er brennen. Maud eilte die restlichen Stufen hinunter und auf ihren Mann zu. Sein Gesicht war etwas blasser geworden.
    »Martin, wo bist du so lange gewesen?«
    »Ich mußte mich gründlich umsehen.«
    »Ich halte es in diesem Schloß nicht mehr aus, Martin. Ich habe versucht, kein Wort zu dir zu sagen. Ich hoffte, mit meiner Angst schon irgendwie fertigzuwerden, aber es übersteigt meine Kräfte. Ich muß das Schloß verlassen. Bitte bring mich von hier fort.«
    »Das ist unmöglich«, sagte Martin Weaver scharf.
    Maud kam es vor, als hätte die Stimme ihres Mannes einen anderen Klang bekommen. »Ist es unmöglich, weil du dich Mr. Rufus im Wort fühlst?« fragte sie.
    »Das auch.«
    »Martin, wenn du nicht auf der Stelle das Schloß mit mir verläßt…«
    Er lächelte sie eiskalt an. »Was ist dann?«
    »Dann gehe ich allein.«
    »Ich würde dich nicht fortlassen.«
    »Du müßtest Gewalt anwenden…«
    »Das würde ich tun.«
    »Es wäre zum erstenmal in unserer Ehe…«
    »Alles passiert irgendwann zum erstenmal«, erwiderte Martin Weaver frostig. So hatte Maud ihren Mann noch nicht reden gehört.
    Martin hatte sich verändert. Was hatte diese Veränderung hervorgerufen?
    »Martin, was ist passiert? Wer hat so entsetzlich geschrien?«
    Jetzt wußte Weaver den Namen. »Ein Mann namens Clifton Capra«, sagte er.
    »Wo ist er?«
    »Er liegt unten im Verlies in einem Sarg. Er ist tot.«
    »Tot?« hauchte Maud Weaver erschüttert. »Und das sagst du so, als wäre überhaupt nichts dabei? Wer hat ihn umgebracht? Es war Rufus! Nicht wahr, er war es!«
    »Ja, es war Rufus. Er mußte es tun.«
    Maud riß bestürzt die Augen auf. »Du verteidigst diesen Mörder? Martin, was ist denn in dich gefahren? Wie kannst du nur…?«
    »Die Särge müssen belegt werden.«
    Maud erschrak. »Särge? Gibt es denn mehr als einen?«
    »Es gibt zwanzig. Aber erst acht sind belegt.«
    »Erst a-c-h-t!«

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