0010 - Das würgende Skelett
Untreue mit dem Tod bestraft. Er hat Randy Cole umgebracht, weil man sagt, daß er mit Ihnen und Bowler…«
»Um Himmels willen, Zamorra, fangen Sie nicht noch einmal davon an!« schrie Shepherd aufgeregt. »Kein Wort ist daran wahr. Sehe ich denn aus wie ein Mörder? Ich habe mit Earl Cappas Tod nichts zu tun.«
»Candice Cappa ist tot. Randy Cole ist tot. Sie sollten die Sache verdammt ernst nehmen, Professor Shepherd.«
Jack Shepherd schüttelte nervös den Kopf.
»Ich habe nichts zu befürchten. Gar nichts, Professor Zamorra. Mein Gewissen ist absolut rein, verstehen Sie? Ich habe Cappa nichts getan. Und ich habe ihm auch nicht die Frau weggenommen. Sie brauchen sich also um mich keine Sorgen zu machen. Mir wird nichts geschehen.«
Er nahm sich einen Drink.
Als er trank, zitterte seine Hand.
Hatte er doch ein schlechtes Gewissen?
Nachdem er sein Glas auf einen Zug geleert hatte, stellte er es ab und sagte ein wenig ruhiger: »Trotzdem rechne ich es Ihnen hoch an, daß Sie den weiten Weg auf sich genommen haben, um mich zu warnen. Und es würde mir eine ganz besondere Ehre sein, wenn Sie und Ihre reizende Sekretärin hierblieben und an meiner Party teilnähmen.«
Zamorra nahm diese Einladung gern an.
So konnte er sich wenigstens in Shepherds Nähe aufhalten und auf ihn aufpassen.
***
Bill Fleming fand Ed Bowler im Aufnahmestudio der Plattenfirma Sensor. Obwohl es Abend war, arbeitete Bowler immer noch hart. Er stand vor dem klobigen Mikrofon, das von der Decke herunterhing.
Er hatte Kopfhörer auf den Ohren. Seine Augen waren zusammengezogen. Die Konzentration spannte seine Gesichtszüge. Er trug kein Jackett. Der Krawattenknopf war offen, der Hemdkragen klaffte weit auf.
Man hatte Bill Fleming gestattet, hinter der dicken Glasscheibe neben dem Tontechniker auf Bowler zu warten.
Der Techniker hantierte an den vielen Reglern herum. Ein zweiter Mann, der Aufnahmeleiter, stand neben ihm. Er gab seine knappen Anweisungen.
»Mehr Hall!«
Der Techniker bediente den entsprechenden Hebel.
»Die Rhythmusgruppe muß stärker herauskommen! Nimm mal die Geigen ein bißchen weg! Und jetzt der Chor! Verdammt, jetzt verpaßt der Idiot seinen Einsatz! Stop! Stop!« Der Mann drückte auf einen Knopf. Ed Bowler hörte auf zu singen. »Also nein, Ed. So geht das wirklich nicht. Wir hatten die Aufnahme schon fast perfekt. Paß doch auf deinen Einsatz auf. Also noch mal von vorn. Wir schneiden das dann. Bist du soweit, Jimmy?«
Der Tontechniker nickte.
»Okay. Dann laß das Playback noch mal abfahren.«
Ed Bowler nahm die Kopfhörer von den Ohren.
»Was ist denn, Ed?« fragte der Aufnahmeleiter ärgerlich.
»Zigarettenpause!« knurrte Bowler aus dem Lautsprecher. »Ich brauche ein Stäbchen. Schließlich bin ich ja keine Maschine.«
»Also, von mir aus. Eine Viertelstunde Pause. Und dann hauen wir mit Volldampf drauf. Ich möchte heim zu meinen Kindern. Die kennen ihren Vater schon fast nicht mehr!« rief der Aufnahmeleiter.
Er wandte sich zu Bill Fleming um. »Jetzt können Sie mit ihm reden, Mr. Fleming. Aber halten Sie ihn nicht länger als fünfzehn Minuten auf, ja? Sonst läßt sich nämlich meine Frau noch heute nacht scheiden. Das können Sie sicherlich nicht verantworten.«
Bill schmunzelte.
»Fünfzehn Minuten müßten genügen.«
***
Zwei Mann hatte Captain Dino Chambers bei Earl Cappas Kuriositätenkabinett postiert. Sie standen nicht davor, sondern so, daß sie den Hintereingang des Etablissements im Blickfeld hatten.
Seit zwei Stunden standen sie nun schon hier. Sie hatten über alles mögliche gesprochen. Über die Familie, über die Raumfahrt, über die Erdölkrise. Nur ein Thema hatten sie bisher peinlich gemieden: Earl Cappa.
Jetzt sprach der größere Detektiv zum erstenmal davon.
»Was hältst du von der ganzen Geschichte, Henry?«
»Unheimlich«, sagte der andere nur. Er hatte ein rundes Gesicht und große Knopfaugen. »Ich sag’ dir, lieber jage ich John Dillinger oder einen Gangster in dieser Größenordnung, als hier auf ein mordendes Skelett zu warten. Ganz kalt wird mir bei dem Gedanken an solch einen Spuk.«
»Mir auch«, sagte der größere Detektiv fröstelnd. Er zog die Schultern hoch »Was meinst du – ob etwas dran ist an der Geschichte?«
»Vor ein paar Wochen hätte ich wahrscheinlich noch darüber gelacht. Heute kann ich das nicht mehr.«
»Pst!« machte plötzlich der größere mit geweiteten Augen. Er legte den Finger an die Lippen und lauschte mit angehaltenem
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