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0010 - Der endlose Tod

0010 - Der endlose Tod

Titel: 0010 - Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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ernst, »und ich würde auf meiner Bitte nicht bestehen, wenn die Sache nicht so furchtbar wichtig für uns wäre.«
    »Ich will Ihnen natürlich gern helfen…«
    »Ich weiß, Sie haben so viel zu tun, daß Sie kaum zum Luftschöpfen kommen, Jane, deshalb werden wir Ihnen nicht die geringsten Ungelegenheiten machen. Sie brauchen uns nur den Kellerschlüssel zu geben. Dann hören und sehen Sie so lange nichts mehr von uns, bis wir gefunden haben, was wir suchen.«
    Damit war Jane Bikken einverstanden.
    Sie öffnete die oberste Schreibtischlade, stöberte darin herum, zog die zweite, die dritte und die vierte Lade vor, wischte sich zwischendurch immer wieder nervös über die Stirn und seufzte schließlich: »Tut mir leid, John. Ich kann den Schlüssel im Moment nicht finden. Hat es bis morgen Zeit?«
    John dachte an Hannibal Koch und dessen rätselhaften Zustand. Er dachte an Leif den Roten, der um Erlösung gefleht hatte. Nein, bis morgen hatte das nicht Zeit. Die Sache duldete keinen Aufschub. Je schneller sie handeln konnten, desto überraschender konnten sie Curro treffen.
    John blieb dem Mädchen die Antwort schuldig. Jane sagte: »Immer ist es das gleiche. Wenn ich etwas suche, kann ich es nicht finden. Und eine Stunde später fällt es mir dann buchstäblich von selbst in die Hände. Gott, wenn ich doch bloß ein wenig ordnungsliebender wäre.«
    »Tja, was machen wir nun?« fragte John Sinclair enttäuscht.
    »Ich seh’ noch mal nach.« Jane wühlte sich erneut durch die Schreibtischladen. Sie nahm jede einzelne heraus, leerte sie, schüttelte verständnislos den Kopf. »Das begreife ich nicht. Ich bilde mir fest ein, den Schlüssel hier aufbewahrt zu haben.«
    »Vielleicht machen wir Sie nervös«, meinte John. Er trank aus und erhob sich. »Ich wohne im selben Hotel wie immer, Jane. Würden Sie mich unverzüglich anrufen, wenn Sie den Schlüssel gefunden haben?«
    »Natürlich, John. Das mach’ ich ganz bestimmt«, versprach das Mädchen. »Es tut mir leid, daß ich in dieser Unordnung nichts gefunden habe.«
    »Ich bitte Sie, das kann doch mal vorkommen«, erwiderte John und verließ mit Suko Janes Büro.
    ***
    Kaum waren die beiden draußen, schlug Jane Bikken zornig mit der Faust auf den Tisch, daß das Schreibzeug tanzte. »Weil du auch immer so furchtbar schlampig bist!« schimpfte sie mit sich selbst. Wieder stellte sie alles auf den Kopf. Diesmal nahm sie sich zusätzlich die Schreibtischplatte und die Tasse mit den Schreibutensilien vor. Nichts. Sie grübelte, nagte an der Unterlippe, versuchte, sich zu konzentrieren. Es fiel ihr beim besten Willen nicht ein, wo sie den verflixten Schlüssel aufbewahrte.
    Als jemand leise an die Tür klopfte, fuhr sie erschrocken herum. Der alte Linc Belem watschelte herein.
    »Mein Gott, wie oft soll ich Ihnen noch sagen, Sie sollen sich nicht immer so anschleichen, Linc!« herrschte das Mädchen den Buckligen an.
    »Habe ich Sie erschreckt, Jane?«
    »Ja, verd…«
    »Das tut mir aber leid«, bedauerte Belem mit ehrlich klingender Stimme. »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich Schluß mache.«
    Jane machte eine Handbewegung, als wollte sie den Kleinen aus dem Raum fegen. »Okay, okay. Haben Sie überall abgeschlossen?«
    »Natürlich. Wie immer. Kann ich noch irgend etwas für Sie tun?«
    »Nein. Das heißt… Könnten Sie mir sagen, wo ich den Kellerschlüssel hingetan habe?«
    »Den Kellerschlüssel? Bewahren Sie den nicht immer in Ihrem Schreibtisch auf?«
    »Ja. Aber da ist er nicht. Sie haben ihn nicht zufällig irgendwo herumliegen gesehen?«
    »Leider nein.«
    »Ist schon gut«, nickte das Mädchen. »Gehen Sie nach Hause, Linc. Ich werde den verflixten Schlüssel schon finden.«
    »Soll ich Ihnen beim Suchen helfen?«
    »Ist wirklich nicht nötig, Linc. Vielen Dank. Sie können gehen.« Der Alte wandte sich um und verließ Jane Bikkens Büro. Im Vorbeigehen löschte er die restlichen Lichter. Wenn er auch nur einen Augenblick stehengeblieben wäre und sich umgesehen hätte, wäre ihm aufgefallen, daß rings um den muskulösen Körper des wächsernen Henkers die Luft zu flimmern begann. Ein transparentes Gebilde, das aussah wie eine durchsichtige Plastik, schwebte auf das mit der scharlachroten Kapuze bedeckte Haupt herab. Kaum hatte das durchsichtige Gebilde den Kopf des Henkers berührt, tauchte es in ihn ein und belebte die große, kräftige Figur auf eine rätselhafte Weise. Mit hinterhältigen, verschlagenen Augen sah der Henker dem davonwatschelnden

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