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0010 - Der endlose Tod

0010 - Der endlose Tod

Titel: 0010 - Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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revoltierten.
    Sie bebte innerlich, schrie kreischend um Hilfe, doch keiner hörte sie. Merkbar ließen ihre Kräfte nach, und der schreckliche Henker war ihr dicht auf den Fersen.
    Sie brauchte nur ein einzigesmal zu stürzen, dann war sie verloren. Da passierte diese furchtbare Katastrophe auch schon. Jane Bikken stolperte über ein Elektrokabel. Verzweifelt ruderte sie mit den Armen durch die Luft, während es sie mit großer Wucht nach vorn riß und zu Boden schleuderte.
    Der Aufprall rief einen explosionsartigen Schmerz in ihr hervor.
    Sie warf sich atemlos herum, sah, daß sie keine Chance mehr hatte. Mit beiden Händen holte der Grausame kraftvoll aus – so als wollte er das entsetzte Mädchen in der Mitte entzweischlagen…
    ***
    Sie saßen in der Hotelbar, als der Anruf kam. Oberinspektor Sinclair wurde am Telefon verlangt. Suko hob eine Braue. »Wer weiß, daß wir hier sind?«
    John glitt vom Hocker. »Oh, eine ganze Menge Leute: Superintendent Powell, Derek Addams und natürlich Jane Bikken.«
    »Dann wollen wir hoffen, daß sie es ist, die anruft.«
    John nickte. »Du sagst es.« Er begab sich zum Ende des Tresens, blinzelte dem Hoteldirektor zu, der an ihm vorbeikam. John nahm den Hörer auf von der Kupferplatte und meldete: »Hier Sinclair!«
    »John…« Jane Bikkens Stimme. Dünn. Müde. Verzweifelt.
    »Haben Sie den Schlüssel?« fragte John gespannt.
    »Ja. Ich hab’ ihn gefunden. Er… er war in einer Vase. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, ihn da hineingetan zu haben.«
    »Hauptsache, Sie haben ihn wieder«, sagte John aufatmend.
    »Wenn Sie wollen, suche ich mit Ihnen jetzt gleich die Bücher, die für Sie wichtig sind, heraus. Sie können sie gern ins Hotel mitnehmen und behalten, bis Sie sie fertig studiert haben.«
    »Hören Sie, Jane, ich möchte Ihnen keine unnötige Arbeit machen. Wenn Sie mir den Schlüssel geben, suche ich mir selbst zusammen, was ich brauche. Sie haben doch die Finanzbelege…«
    »Damit komme ich schon klar«, erwiderte Jane schnell.
    »Na schön. Ich mach’ mich sogleich auf die Socken.« John legte den Hörer in die Gabel und dankte dem Mixer. Er kehrte zu Suko zurück.
    »Jane«, sagte er nachdenklich. Irgend etwas an der Stimme des Mädchens hatte ihm nicht gefallen. Er schrieb es dem Streß zu.
    »Hat sie den Schlüssel gefunden?«
    »Ja. Sie will mit mir in den Keller gehen und mir die Bücher mitgeben.«
    Suko schickte sich an, vom Hocker zu springen, doch John legte ihm schmunzelnd die Hand auf die mächtige Schulter: »Laß nur, Junge. Bemüh dich nicht. Dabei würdest du ja doch nur stören.«
    ***
    Der kleine Käfig, in dem bei Johns erstem Besuch Linc Belem gesessen hatte, war jetzt leer, aber das Wachsfigurenkabinett war noch offen. John stellte fest, daß die Tür nicht abgeschlossen war.
    Er ging den gleichen Weg wie beim erstenmal. Beglotzt von leblosen Augen. Angestarrt von wächsernen Gesichtern. Angegrinst von schaurigen Fratzen.
    Er hatte vor, Jane Bikkens Eifer zu loben, als er ihr Büro betrat. Auf dem Schreibtisch lag ein Berg Rechnungen und der klobige Schlüssel. Johns Blick fiel auf das Telefon, von dem aus Jane mit ihm gesprochen hatte.
    Das Büro war leer.
    Wo war Jane Bikken? Er wandte sich um, verließ den Raum, rief: »Jane, nun lassen Sie doch das alberne Verstecken spielen. Ich denke, unsere Zeit ist ohnedies reichlich knapp bemessen!«
    Plötzlich stutzte der Oberinspektor. Jetzt erst fiel ihm die unnatürliche Kälte auf, die hier drinnen herrschte. Von diesem Moment an wußte er, was das zu bedeuten hatte, und er bangte um Jane Bikkens Leben. Er sorgte sich um das Mädchen, weil er hundertprozentig davon überzeugt war, daß Jane zu dem, was sie getan hatte, gezwungen worden war. Aus freien Stücken hatte sie das nicht gemacht. Jane war ein anständiges Mädchen. Man konnte sich auf sie verlassen.
    »Jane!« rief John Sinclair mit harter Stimme.
    Er fühlte, daß sie hier drinnen war, aber es schien ihr unmöglich zu sein, zu antworten.
    Ihm fiel seine Pistole ein, die im Hotel in der Reisetasche lag. Sie war mit geweihten Silberkugeln geladen und hätte ihm hier vermutlich wertvolle Dienste leisten können.
    Aber wer hatte ahnen können, daß Curro in diesem ersten Ermittlungsstadium schon Abwehrmaßnahmen treffen würde.
    Aus den Augenwinkeln gewahrte John Sinclair mit einmal eine vage Bewegung. Der Kopf des Geisterjägers ruckte sogleich herum, und da entdeckte er sie. Jane lag auf der Folterbank. An Armen und Beinen

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