Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0010 - Der endlose Tod

0010 - Der endlose Tod

Titel: 0010 - Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
betrat, der war des Todes, sagte man. Leif der Rote hatte für dieses Gerede bloß ein spöttisches Lachen übrig. Er wollte allen beweisen, daß ihm der Dämon nichts anhaben konnte. Er betrat die Stätte des Bösen und forderte Curro zum Zweikampf auf. Curro erschien auch prompt – und Leif der Rote mußte den Frevel mit seinem Leben bezahlen. Was danach kam, hörte sich so unglaublich an, daß man es für eine Sage hielt: Curro soll über den frechen Wikinger eine grausame Strafe verhängt haben…«
    »Ich dachte, er hätte ihn getötet«, sagte John Sinclair ernst.
    »Das hat er getan. Mit seinem Flammenschwert.«
    »Aber?« fragte John.
    »Danach hat Curro den Geist des Wikingers wieder zum Leben erweckt, indem er ihm seinen goldenen Flügelhelm auf den Kopf setzte. Es heißt, solange Leif der Rote diesen Helm trägt, wird sein Geist in dem toten Körper eingeschlossen bleiben. Es gibt keine grauenvollere Strafe als diese. Seit jenem Jahr 795 sehnt sich Leif der Rote nach dem Tod, doch bis zum heutigen Tag ist es noch niemandem gelungen, ihn zu erlösen…«
    »Wenn ich dich richtig verstanden habe«, faßte John kurz zusammen, »dann ist der Wikinger erst erlöst, wenn ihm jemand den Flügelhelm abnimmt.«
    »So ist es«, bestätigte Addams.
    »Warum hat sich noch keiner gefunden, der ihm diesen Gefallen getan hätte?« wollte John Sinclair wissen.
    »Vermutlich gingen alle Hilferufe des Wikingers ins Leere«, antwortete der Antiquitätenhändler. »Außerdem weiß heute keiner mehr genau, wo sich der Hort des Bösen befindet.«
    »Steht da auch der Sarkophag des Wikingers?«
    »Ja.«
    »Weißt du ungefähr, wo sich die Stätte des Bösen befindet, Derek.«
    Addams leerte sein Glas beunruhigt. »John wir kennen einander nun schon eine ganze Weile. Ich mag dich und ich schätze dich. Ich bewundere die Erfolge, die du im Kampf gegen Geister und Dämonen errungen hast. Aber ich glaube, diesmal stellst du dir die Sache ein wenig zu leicht vor. Der Wikinger wird scharf bewacht.«
    »Von wem?« fragte John Sinclair furchtlos. Seine Augen waren schmal und der Mund bildete einen dünnen Strich.
    »Von Curros grausamen Schergen. Dämonen von untergeordnetem Rang sollen es ein. Unvorstellbar gefährlich. Selbst wenn es dir gelingt, sie auszuschalten, hast du es immer noch mit Curro zu tun. Den – verzeih mir, daß ich das sage –, den kann kein Sterblicher besiegen.«
    »Das wird sich noch rausstellen«, entgegnete John hart.
    »Curro und seine Monster kämpfen mit unfairsten Mitteln!«
    »Soll Hannibal Koch ewig wie ein lebender Toter in der Klinik liegen?« fragte John Sinclair scharf. »Soll Leif der Rote bis in alle Ewigkeit um seine Erlösung betteln?«
    »So will es Curro.«
    »Sein Wille ist mir egal, ich will Hannibal und Leif von dem Bann befreien.«
    ***
    Superintendent Powell kniff hinter seinen dicken Brillengläsern die Augen zusammen und wiegte mit bekümmerter Miene den Kopf. Der Geisterjäger griente. »Wenn Sie zu sich selbst ehrlich sind, Sir, können Sie meine Bitte gar nicht abschlagen.«
    Powell blickte auf den Kassettenrecorder, den John soeben abgestellt hatte. Danach hatte John seinem Chef erzählt, was er über Leif den Roten und Curro von Derek Addams erfahren hatte. Anschließend hatte er Powell eiskalt um eine Woche Urlaub gebeten, um sich dieser mysteriösen Geschichte widmen zu können.
    Powell lächelte. »Ich könnte jetzt natürlich nein sagen.«
    »Das würde Ihnen nie und nimmer über die Zunge gehen.«
    »Denken Sie an den Schreibkram, der sich in Ihrem Büro angesammelt hat. Wann gedenken Sie, den Papierberg zu bewältigen.«
    »Gleich nach dem Urlaub. Wenn ich ausgeruht, erholt und tatendurstig zurückkomme.«
    »Von wegen ausgeruht und erholt. Sie haben nicht vor, eine kleine Überlandpartie zu machen.«
    »Kriege ich nun die paar Tage – die mir seit einem Jahr zustehen – oder kriege ich sie nicht?« drängte John seinen Vorgesetzten zu einer Entscheidung.
    »Nein, John, Sie kriegen sie nicht.«
    »Chef… das ist… ist nicht fair!« stieß John Sinclair enttäuscht hervor.
    »Sie werden sich«, versetzte daraufhin Superintendent Powell mit einem verschmitzten Lächeln, »beruflich mit diesem Fall auseinandersetzen, Oberinspektor. Das ist ein Befehl!«
    John grinste breit. »Ich kann mir keinen Befehl vorstellen, den ich lieber ausführen würde als diesen, Chef.«
    Er wandte sich um. Als er die Tür öffnete, rief Powell ihm nach: »John!«
    Sinclair wandte sich halb um.

Weitere Kostenlose Bücher