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0010 - Der endlose Tod

0010 - Der endlose Tod

Titel: 0010 - Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Greis nach.
    Als Linc Belem die letzte Lichtquelle abschaltete, stieg der unheimliche Henker von seinem Podest herunter…
    ***
    John Sinclair schüttelte auf dem Rückweg zum Hotel den Kopf und sagte zu Suko: »Jane gefällt mir im Moment ganz und gar nicht. Sie scheint dem Streß, den die Betriebsführung mit sich bringt, nicht gewachsen zu sein. Und einen zusätzlichen Angestellten kann sie sich wegen der hohen Unkosten nicht leisten.«
    »Sie müßte heiraten«, sagte Suko. »Das wäre die einfachste und zugleich die vernünftigste Lösung ihres Problems.«
    John lächelte kurz. »Das hört sich in der Tat einfach an, ist es aber nicht.«
    »Mag Jane keine Männer?« fragte Suko erstaunt. »So, wie sie aussieht…«
    »Sie hat zwei üble Erfahrungen machen müssen. Der eine war ein Hochstapler, der ihr den Himmel auf Erden versprach, ihr sämtliche Ersparnisse herauslockte und sie dann sitzenließ, als nichts mehr zu holen war. Danach hat sie ein ganzes Jahr lang nichts von Männern wissen wollen… Bis sie Benny McLean kennen und lieben lernte. Der Junge war Saxophonist in einer Big Band. Er war oft wochenlang unterwegs. Jane hatte nicht allzu viel von ihm, aber sie war bescheiden und mit den wenigen Tagen zufrieden, die sie mit Benny zusammen sein konnte. Eines Tages sagte ihr Benny, das nächste Konzert würde im Fernsehen live übertragen. Sie solle es sich ansehen. Jane kam jedoch dahinter, daß es sich hierbei um keine Live-Übertragung, sondern um eine Aufzeichnung handelte. Sie fuhr zu Bennys Wohnung – und erwischte ihn da mit einer wasserstoffblonden Sängerin… Damals stürzte für sie die Welt zum zweitenmal ein. Und auf diesem Trümmerhaufen sitzt sie nun. Sie hat große Angst, da die Freundschaft wieder eine Enttäuschung werden könnte. Mit dieser ständigen Angst, erneut hereinzufallen, wird es für sie sehr schwierig werden, den Mann fürs Leben zu finden. Bis sie über diesen Verdruß vollends hinweg ist, werden wohl noch einige Jahre verstreichen.«
    »Dabei ist sie so ein nettes Mädchen«, sagte Suko teilnahmsvoll.
    »O ja«, seufzte John. »Und hübsch ist sie auch.« Sie hatten ihr Hotel erreicht und gingen auf ihr Zimmer. John hoffte, daß Jane Bikken den Schlüssel noch in dieser Stunde finden würde, damit er sich an das Studium der alten Wälzer machen konnte.
    ***
    Noch wirkte der Gang des Henkers ungelenk und eckig, noch steckte die Puppenstarre in seinen Gliedern. Doch von Schritt zu Schritt wurden die Bewegungen geschmeidiger. Ein leises Seufzen kam unter der scharlachroten Kapuze hervor. Der Unheimliche hatte einen nackten Oberkörper, dessen Muskelpakete bei jeder Bewegung zuckten.
    Seine kräftigen Hände umschlossen das Richtbeil.
    Er schlich an einer grob gezimmerten Folterbank vorbei. Ein gehässiges, gedämpftes Lachen entschlüpfte seiner Kehle. Zielsicher schritt der Henker auf die Tür mit der Aufschrift EINTRITT VERBOTEN! zu.
    Die Macht des Bösen, die ihn belebt hatte, trieb ihn dem ahnungslosen Mädchen entgegen. Seine Augen funkelten mordlüstern, und er war den Kräften der Finsternis unsagbar dankbar, weil sie ihn von seiner wächsernen Starre befreit hatten.
    Er war bereit, alles zu tun, um sich für die erwiesene Gunst zu bedanken. Schwer stützte er das Richtbeil auf, während seine linke Hand sich langsam der Klinke näherte.
    Behutsam drückte er sie nach unten. Die Tür schwang lautlos auf. Der Henker hörte Jane Bikken in ihrem Büro zornig schimpfen. Er grinste unter seiner Kapuze mit schmalen Augen.
    Jane Bikken! Sein erstes Opfer, das nicht aus Wachs bestand!
    Herrlich war das Gefühl, das die breite Brust des Henkers erfüllte. Mit Schwung hob er das schwere, blitzende Richtbeil, mit dem in der Vergangenheit tatsächlich Todesurteile vollstreckt worden waren…
    Und heute sollte wieder ein Kopf rollen!
    ***
    Jane Bikken war nahe daran, aufzugeben. Auf dem Schreibtisch türmte sich die Arbeit, die unbedingt erledigt werden mußte, wenn es nicht noch mal Schwierigkeiten mit dem Finanzamt geben sollte. Und der verflixte Kellerschlüssel war ja doch nicht aufzufinden. Erschöpft zündete sich das Mädchen eine Zigarette an. Gedankenverloren sah sie dem Rauch nach, der fast waagrecht auf die offene Tür zuschwebte.
    Der Durchzug entstand, weil Linc Belem die zweite Tür, durch die man in das Wachsfigurenkabinett gelangte, vergessen hatte zu schließen. Herrje, wie oft hatte sie Linc das schon gesagt: »Diese Tür soll immer geschlossen sein!«
    Er merkte es

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