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0010 - Der endlose Tod

0010 - Der endlose Tod

Titel: 0010 - Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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»Sir?«
    »Passen Sie auf sich auf.«
    »Das mache ich. Darauf können Sie sich verlassen.«
    ***
    Es waren hundertzweiunddreißig Kilometer bis Southampton. Schnurrend legte der Bentley sie zurück. Derek Addams hatte erzählt, daß Leif der Rote hier in der Nähe an Land gegangen war, und der Hort des Bösen sollte sich irgendwo zwischen Southampton und Salisbury befinden. John dachte an Stonehenge bei Salisbury. Diese geheimnisvollen Steinkreise sind das größte und berühmteste Denkmal aus jener Zeit, das es in Europa gibt. Die etwa 3500 Jahre alte Anlage dürfte als Begräbnisstätte oder als Sonnenheiligtum gedient haben. John fragte sich, ob der Hort des Grauens ähnlich aussah, oder ob es Curro und seine Schergen vorzogen, im Verbogenen zu blühen.
    Southampton.
    Die 215.000-Einwohner-Stadt gehört zu den größten Hafenstädten Großbritanniens und ist vor allem für den Atlantik-Schiffsverkehr von großer Bedeutung.
    Johns Bentley rollte an den gut erhaltenen Resten der Stadtmauer vorbei. Er war nicht zum erstenmal hier und kannte sich aus.
    Das Hotel, das er zwanzig Minuten später mit seinem Freund Suko betrat, war zum Glück nicht voll. Der grauhaarige Hoteldirektor verlieh seiner übergroßen Freude mit sprudelnden Worten Ausdruck, Oberinspektor Sinclair wieder einmal in seinem Hause begrüßen zu dürfen.
    John bekam sogar sein »altes« Zimmer, und Suko wurde gleich nebenan einquartiert. Nachdem sie ihr Reisegepäck aufs Zimmer gebracht und einen kleinen Happen im Hotelrestaurant zu sich genommen hatten, verließen sie das Haus.
    Nur vier Häuser weiter gab es ein vielbeachtetes Wachsfigurenkabinett, das einem jungen attraktiven Mädchen namens Jane Bikken gehörte. Jane hatte das Unternehmen nicht gegründet, dazu war sie noch zu jung. Sie hatte es von ihrem Großvater geerbt und führte es in seinem Sinn mit gutem Erfolg weiter.
    Außer den Wachsfiguren hatte Jane Bikken auch eine Menge Bücher geerbt, die sie kaum tragen konnte, so schwer waren die alten, wertvollen Wälzer. In ihnen war so ziemlich alles aufgezeichnet, was seit der Entstehung der Welt in Southampton und um Southampton herum geschehen war.
    Hier hoffte John Sinclair einen Hinweis auf Curro den Dämon und seine Stätte des Bösen zu finden.
    John fiel sofort auf, daß das Portal des Etablissements neu gestrichen worden war. Rabenschwarz glänzte es dem Betrachter entgegen. Und blutrote Buchstaben verkündeten schreiend, daß hier ein Wachsfigurenkabinett etabliert war.
    Ein buckliger Greis hockte in einem kleinen Glaskäfig und verkaufte die Eintrittskarten. Er hatte einen dürren Geierhals, sein rechtes Auge war aus Glas, die schlanke Hakennase war von einem chronischen Schnupfen rot gefärbt. Jane Bikken hatte den Alten aus Mitleid eingestellt, und er würde wohl Eintrittskarten bis zu seinem Lebensende verkaufen. Sein Name war Linc Belem. Als er John Sinclair erkannte, hellten sich seine grauen Augen auf.
    »Ah, welch seltener Besuch, Oberinspektor!«
    »Wie geht’s, Linc?«
    »Ich kann nicht klagen. Das Essen schmeckt. Der Whisky auch. Jane behandelt mich gut.«
    »Ist Jane da?« erkundigte sich John.
    Der Bucklige wies mit dem Daumen nach links. »Wir sind dem Finanzamt unangenehm aufgefallen. Jetzt sitzt Jane an ihrem Schreibtisch und überarbeitet noch mal die Belege. Gehen Sie nur hinein. Sie kennen den Weg ja.«
    John nickte und betrat mit Suko das Wachsfigurenkabinett. Vom ersten Moment an hatte man hier den Eindruck, einen Schritt in eine andere Welt zu tun. Die indirekte Beleuchtung schuf eine mysteriöse Atmosphäre. Wie alle diese Etablissements arbeitete man auch hier mit gekonnten Schauereffekten: böse, dämonisch blickende Gesichter, die so lebensecht wirkten, daß sie einem den Angstschweiß auf die Stirn trieben. Berüchtigte Verbrecher, grausame Mörder – verfolgt von einsatzfreudigen Polizisten – stellten spannungsgeladene Szenen dar. Dazwischen standen Größen aus der Weltpolitik. Stars von Film und Fernsehen gruppierten sich zu einem illustren Haufen.
    Daran schloß sich die Monster-Show. Etwas Beeindruckenderes hatte John auf der ganzen Welt noch nicht gesehen. Er war von den Darstellungen wieder aufs neue fasziniert. Es gab leichenfressende Ghouls – und für starke Nerven –, sie glotzten mit ihren bernsteinfarbenen Augen gemein umher, hatten spitze Zähne, kahle Schädel, über die sich eine graue, lederartige Haut spannte.
    Neben den Ghouls standen zwei Vampire. Ein vollbusiges Mädchen und ein

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