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0010 - Der endlose Tod

0010 - Der endlose Tod

Titel: 0010 - Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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hochgewachsener schlanker Mann. Sie kämpften mit grausam verzerrten Fratzen um ein menschliches Opfer. Werwölfe und häßliche Ausgeburten der Hölle, Mumien und grauenerregende Dämonen schlossen sich an.
    Die letzte Abteilung zeigte Szenen aus der Zeit der Ketzerprozesse. Hexenverbrennung, Folterung, unglückliche Delinquenten mit leidenden Mienen, die den Kopf auf einen Richtblock gelegt hatten. Ein Henker mit scharlachroter Kapuze, hinter der ein satanisches Augenpaar glitzerte, stand daneben, das Richtbeil hochgeschwungen, bereit, in der nächsten Sekunde das grausige Werk zu verrichten.
    Suko war kein furchtsamer Knabe, doch dieser Anblick schüttelte ihn durch. »Die gebotenen Szenen haben es in sich«, stöhnte er beeindruckt. »Daß Jane Bikken sich in dieser Umgebung wohl fühlt?«
    »Sie ist hier drinnen aufgewachsen«, erzählte John Sinclair. »Viele Figuren hat sie selbst zusammen mit ihrem Großvater angefertigt. Da verlieren diese Dinge natürlich stark von ihrer Wirkung.«
    Die Freunde erreichten eine Tür, an der stand: EINTRITT VERBOTEN!
    John übersah das Verbot. Es galt nicht für ihn. Mit Schwung riß er die Tür auf. Ein schmaler, schwach erhellter Gang lag vor ihm. Aus einer zweiten Tür, die offenstand, fiel Licht heraus.
    John machte sich den Spaß. Grinsend schob er Suko vor sich her. Jane Bikken erhob sich von ihrem Schreibtisch und begab sich zur Tür. Als sie Suko erblickte, den sie nicht kannte, sah sie ihn mit abweisender Miene an.
    »Ja bitte?« fragte sie unterkühlt. »Ich nehme an, Sie haben übersehen, was an der Tür steht.«
    »O nein. Ich bin absichtlich eingetreten«, antwortete der Chinese.
    Jane musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Vermutlich haben Sie dafür einen Grund.«
    »Gewiß hab’ ich den«, erwiderte Suko grinsend.
    »Was kann ich also für Sie tun?«
    »Nichts.«
    »Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen!« sagte Jane schneidend.
    »Absolut nicht. Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, daß Sie nichts für mich tun können, ich hingegen kann einiges für Sie tun. Ich hab’ Ihnen etwas Nettes mitgebracht.«
    Jetzt trat Suko einen großen Schritt zur Seite und gab den Blick auf John Sinclair frei. Jane Bikkens Augen wurden groß wie Tennisbälle.
    »John!« rief sie begeistert aus. »Was für eine Überraschung, Sie wiederzusehen!« Sie lachte hell, trat auf den Geisterjäger zu, reichte ihm erfreut die Hand. »Was führt Sie nach Southampton? Sind Sie schon lange hier? Wie lange werden Sie bleiben? Oh, ich finde es riesig, daß Sie gekommen sind…«
    Sie sprudelte ihre Freude nur so heraus. Als sie Luft holte, stellte ihr John schnell seinen Freund und Mitarbeiter vor. Sie hieß Suko herzlich willkommen und bat die beiden, in ihr Büro zu kommen.
    Jane war ein gertenschlankes Girl mit aufgeweckten Augen.
    John Sinclair und Suko setzten sich auf ihr Geheiß.
    Der Raum war nicht allzu groß. Auf Regalen standen eine Menge Wachsköpfe. Daneben hingen Entwürfe für neue Figuren, Bewegungsstudien. Kostümkreationen. Ihr Anblick wirkte leicht makaber.
    Jane strich sich eine brünette Strähne aus dem Gesicht und klemmte sie hinter dem Ohr fest. Dann schob sie den ganzen lästigen Papierkram, der ihren Schreibtisch bedeckte, achtlos beiseite.
    »Darüber brüte ich noch achtundvierzig Stunden!« sagte sie verdrossen. »Aber das kann mich nicht daran hindern, jetzt eine Pause einzulegen.«
    Jane fragte nicht lange, sondern brachte die Scotchflasche und füllte drei Gläser. »Auf das unerwartete aber deshalb um so erfreulichere Wiedersehen«, sagte sie mit einem gewinnenden Lächeln. Dann tranken sie.
    John Sinclair erklärte dem netten Mädchen anschließend in knappen Worten, was ihn und Suko nach Southampton geführt hatte. Er fuhr fort: »Und ich bin hier, weil ich mich an die wertvollen Bücher erinnerte, die sich in Ihrem Besitz befinden, Jane. Wenn es Schriften gibt, in denen Curro und sein Hort des Bösen erwähnt wird, dann befinden sie sich sicherlich in Ihrem Besitz.«
    Jane Bikken wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über die Augen. Sie hatte in letzter Zeit viel am Hals. Sie arbeitete für drei. Man konnte ihr ansehen, wie sehr sie sich abrackerte, obwohl sie mit ihrer beschwingten Art darüber hinwegzutäuschen versuchte.
    »Liebe Güte, John. Sie wissen nicht, was Sie da von mir verlangen. Ich habe die Bücher erst im vergangenen Monat in den Keller hinunterschaffen lassen.«
    »Ich will Ihnen bestimmt keine Mühe machen, Jane«, sagte John

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