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0010 - Der endlose Tod

0010 - Der endlose Tod

Titel: 0010 - Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Allmählich kehrte wieder Farbe in ihre Wangen zurück.
    »Eine Puppe!« sagte sie fassungslos. »Eine Wachsfigur. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wieviel Arbeit ich damit hatte. Plötzlich lebt sie. Das ist mir unbegreiflich. Wie ist so etwas möglich, John?«
    »Der Geist des Bösen ist zu vielerlei unglaublichen Dingen fähig«, antwortete John Sinclair mit verkniffenem Mund. »Das Beleben von toter Materie ist nur eines der zahlreichen Register, die die Mächte der Finsternis zu ziehen imstande sind.«
    John ballte grimmig die Faust. »Curro versucht beizeiten zu verhindern, daß ich ihm auf die Spur komme, aber das wird ihm nicht gelingen. Bei Gott, es darf ihm nicht gelingen!«
    Jane Bikken griff mit zitternder Hand nach dem Kellerschlüssel. »Kommen Sie, wir holen die Bücher.«
    »Und Ihre Arbeit, Jane?«
    Das Mädchen hob die Achseln. »Die ist jetzt nicht mehr wichtig.«
    ***
    Allein in der Bar herumzusitzen war nicht nach Sukos Geschmack. Er rutschte vom Hocker und begab sich auf sein Zimmer. Gerade als er die Tür geschlossen hatte, klopfte es. Der Chinese wandte sich um und kehrte zur Tür zurück, um sie mit erwartungsvoller Miene aufzumachen.
    »Sie wünschen?« fragte er den Fremden brummig.
    Der Mann war kräftig gebaut. Das glattrasierte Gesicht zeigte ein energisches, eckiges Kinn. Die steile Stirn war von lackschwarzem Haar bedeckt. Große dunkle Augen musterten Suko, der diesen Blick nicht richtig einzuschätzen vermochte. Lag Feindseligkeit in diesen Augen? Wenn ja, dann wußte der Fremde sie vortrefflich zu verbergen.
    Der Mann wies auf die Tür des Nebenzimmers. »Oberinspektor Sinclair ist nicht da, nicht wahr?«
    »Haben Sie geklopft?«
    »Ja.«
    »Er hat nicht aufgemacht?«
    »Nein.«
    »Dann scheint er wirklich nicht da zu sein«, grinste Suko. Der Mann, der ihm gegenüberstand, hatte keinen Sinn für Humor. Das war ein durch und durch knochentrockener Bursche. Auch recht, dachte Suko, und er fragte nüchtern: »Was wollen Sie von Sinclair?«
    »Ich soll ihm eine Botschaft überbringen.«
    »Eine Botschaft? Von wem?« fragte Suko. Sein Interesse regte sich.
    Der Fremde lächelte kurz. »Tut mit leid, ich fürchte, das darf ich Ihnen nicht sagen.«
    »Aber ja. Sicher dürfen Sie das. Schließlich bin ich Sinclairs Freund. Ist es ein Brief? Ein Telegramm? Nun geben Sie schon her, Mann!« knurrte der Chinese ungeduldig.
    Aber der Fremde schüttelte starrsinnig den Kopf. »Ich habe Weisung, die Botschaft nur persönlich Oberinspektor Sinclair zu überreichen.«
    Suko winkte ärgerlich ab. »Na schön, dann eben nicht.«
    »Ich wollte Sie nur fragen, ob der Oberinspektor lange wegbleiben wird.«
    »Nein, er kommt bald zurück«, antwortete Suko lustlos.
    »Darf ich dann so lange hier bei Ihnen warten?«
    Suko zuckte die Achseln. »Meinetwegen. Kommen Sie rein und schließen Sie die Tür.«
    Das tat der Mann sofort, und es blitzte triumphierend in seinen dunklen Augen. Er schien mit der Sache, wie sie sich entwickelt hatte, äußerst zufrieden zu sein. Aber das sah Suko nicht, denn er hatte dem Fremden den Rücken zugekehrt. Ein Fehler, den er sogleich bereuen sollte…
    ***
    Seit acht Jahren übte Cal Staston nun schon den Beruf des Zimmerkellners aus. Er verfügte über ein anerkannt seriöses Auftreten und war bislang noch jeder Situation gewachsen gewesen. Selbst der verrücktesten. Gott, wenn er sich einmal hingesetzt und seine Memoiren geschrieben hätte, das Buch wäre wie warme Semmeln verkauft worden. Im vergangenen Jahr hatte sich ein Bankdirektor ausgerechnet in diesem Hotel das Leben nehmen wollen. Nicht mit Schlaftabletten, o nein, sondern mit einem spektakulären Fenstersprung wollte er seinem Leben ein jähes Ende setzen. Cal Staston hatte in dieser kritischen Situation einen kühlen Kopf bewahrt, war dem Direktor auf das Fenstersims nachgeklettert und hatte ihm so lange zugeredet, bis dem Mann die Lust am Selbstmord vergangen war und er sich widerstandslos ins Zimmer zurückholen ließ.
    Und dann, im schillernden Reigen der Ereignisse: die siebzehnjährige Nymphomanin vom vergangenen Monat. Liebe Güte, was hatte die nicht alles angestellt, um Cal herumzukriegen. Er konnte stolz darauf sein, daß es ihr trotzdem nicht gelungen war, denn das Biest war verflixt hübsch gewesen – und so nackt, wie er sie gesehen hatte, wäre sie jedem anderen Mann ganz gewiß zum Verhängnis geworden. Nicht jedoch für Cal Staston. Er war über solche Dinge einfach erhaben.
    Mit ernster

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