0010 - Der endlose Tod
»Mein Gott, was ist geschehen?«
»Ein Werwolf!« knurrte der Chinese. »Wir hatten es mit einem Werwolf zu tun. Sie haben mir das Leben gerettet. Er hätte mich umgebracht, wenn Sie nicht erschienen wären.«
»Ohne Ihre Hilfe würde ich jetzt auch nicht mehr leben«, stöhnte Staston mit schmerzverzerrtem Gesicht. »O verdammt, tut das weh!«
Suko half dem Mann behutsam auf die Beine. Er schleppte ihn zu einem Sessel und ließ ihn da langsam niedersinken. Der Kampflärm, das Knurren des Wolfes, die Schreie des Zimmerkellners waren nicht ungehört geblieben. Aufgeregte Hotelbewohner tauchten mit furchtgeweiteten Augen aus ihren Zimmern auf. Der Hoteldirektor kam händeringend gelaufen.
Jeder wollte wissen, was dieser Lärm zu bedeuten hatte.
»Ich werde das sofort klären!« versprach der grauhaarige Mann – sein Name war Arthur Clucher – mit beschwichtigender Stimme. »Ich bitte Sie, suchen Sie wieder Ihre Zimmer auf. Meine Herrschaften, Sie können sicher sein, daß ich sofort für Ordnung sorgen werde. Bitte, Ladies und Gentlemen. Bitte, bewahren Sie Ruhe. Wir bedauern den Vorfall alle sehr, und ich werde dafür sorgen, daß das nicht wieder vorkommt. Bitte, Mr. Barasse… Miß Moreno, bitte…«
Unsicher zogen sich die Gäste zurück.
Arthur Clucher erreichte Zimmer Nummer 16. Er trat hastig ein und schloß die Tür hinter sich. Schnaufend fragte er: »Mein Gott, was ist denn hier geschehen?«
»Ihr Zimmerkellner ist schwer verletzt. Er muß schnellstens ins Krankenhaus, sonst verblutet er.« antwortete Suko.
»Lieber Himmel, wie sieht es hier aus?« fragte Clucher verstört. Das Zimmer glich einem Schlachtfeld. Zerschlagene Möbel lagen herum. Blut auf dem Teppich, an der Wand. Die Fensterscheibe zertrümmert. »Mr. Suko, ich verlange von Ihnen auf der Stelle eine Erklärung!«
Der Chinese stellte das Telefon vor Clucher hin, wies auf den Apparat und sagte scharf: »Zuerst rufen Sie einen Krankenwagen!«
Cluchers Blick streifte Cal Stastons blutenden Arm. »Ja«, stöhnte er benommen. »Ja, natürlich.«
Er wählte mit zitternden Fingern. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Nachdem die Rettung bestellt war, nahm Suko dem Grauhaarigen das Telefon aus den Händen.
Clucher murmelte verzweifelt: »Jahrzehntelang habe ich dieses Hotel zur Zufriedenheit des Eigentümers geführt. Und dann passiert so etwas. Er wird mich auf die Straße setzen. Mr. Staston, sagen Sie mir, was hier vorgefallen ist! Hatten Sie Streit mit Mr. Suko?«
Cal Staston wollte antworten, aber da raste eine heftige Schmerzwelle durch seinen zerbissenen Arm. Er stöhnte laut auf und biß die Zähne fest aufeinander.
»Lassen Sie doch den Mann in Ruhe!« sagte Suko schroff. »Sehen Sie nicht, was er mitmacht? Wir hatten keinen Streit miteinander, Mr. Clucher. Wir wurden beide von einem Werwolf attackiert.«
Der Hoteldirektor fuhr sich mit dem Zeigefinger in den Hemdkragen. »Das… das ist nicht wahr, Mr. Suko. Liebe Güte sagen Sie, daß das nicht wahr ist!«
»Tut mir leid…«
»Wie… wie kam er denn hierher?«
»Er klopfte an die Tür.«
»Der Wolf?«
»Da war er noch ein Mensch, deshalb konnte er mich auch täuschen. Er sagte, er hätte eine Botschaft für Oberinspektor Sinclair. Ich ließ ihn eintreten, damit er hier auf Sinclairs Rückkehr warten konnte, doch kaum hatte ich ihm den Rücken zugekehrt, da verwandelte er sich in einen gefährlichen Wolf.«
Clucher mußte sich setzen. Er war wie erschlagen. Mit einer fahrigen Handbewegung wischte er sich über die Augen. »Es gibt diese Wesen also tatsächlich… Wer hätte das gedacht… Ich glaubte bisher, es würde sich um Fabeltiere handeln… Ein Werwolf in meinem Hotel… Wenn sich das herumspricht, können wir zusperren, Mr. Suko!« Der Direktor blickte den Chinesen bettelnd an. »Wir müssen es vertuschen, kein Wort an die Öffentlichkeit.«
»Ich habe nicht vor, die Sache an die große Glocke zu hängen«, antwortete Suko ernst.
Clucher fuchtelte mit der Hand durch die Luft. »Keine Polizei. Auf gar keinen Fall dürfen wir die Polizei einschalten. Ich bin sicher, Oberinspektor Sinclair wird das verstehen. Wir werden den Hotelgästen erklären, unser Zimmerkellner hätte einen bedauerlichen Unfall gehabt. Er… er kam mit dem Arm in den Speiseaufzug. Sind Sie mit dieser Version einverstanden, Mr. Suko?«
»Aber ja.«
»Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis.«
»Keine Ursache«, erwiderte der Chinese.
Der Krankenwagen fuhr vor…
***
John betrat Sukos
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