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0010 - Der endlose Tod

0010 - Der endlose Tod

Titel: 0010 - Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Zimmer. Der Chinese hatte inzwischen die Wunden versorgt, die ihm der Wolf mit seinen Krallen gerissen hatte. In ein paar Wochen würde man von den Schrammen nichts mehr sehen. Suko hatte im Zimmer Ordnung gemacht. Die Reinigungsfrau hatte die Blutspuren beseitigt, und Arthur Clucher, der Hoteldirektor, hatte bereits dem Glasermeister Bescheid gesagt, eine neue Scheibe einzusetzen. Die zerfetzten Kleider hatte Suko in seine Reisetasche gestopft. Jetzt trug er einen anthrazitfarbenen Rollkragenpulli und schwarze Jeans.
    Suko wollte sofort loslegen, doch John Sinclair winkte mit ernster Miene ab. »Ich weiß Bescheid. Spar dir deine Rede. Du hattest Besuch von einem Werwolf. Cal Staston wäre dabei beinahe ums Leben gekommen.«
    »Wer hat dir das erzählt?« fragte der Chinese erstaunt.
    »Arthur Clucher. Als ich das Hotel betrat, holte er mich sofort in sein Büro. Der Mann ist fix und fertig.«
    »Das kann ich verstehen. Er hat heute am eigenen Leib erfahren, daß es Werwölfe tatsächlich gibt.«
    John erzählte seinem Freund und Mitarbeiter von seinem Erlebnis in Jane Bikkens Wachsfigurenkabinett, wo ihm Curro eine verteufelte Falle gestellt hatte, und er berichtete anschließend von den wertvollen Aufzeichnungen, die er in Janes Keller gefunden hatte.
    »Curro scheint uns beweisen zu wollen, wie vielseitig er sein kann«, sagte Suko mit granitharten Zügen im Gesicht. »Außerdem läßt er uns erkennen, daß er über unser Vorhaben bestens unterrichtet ist. Um seine Gefährlichkeit zu beweisen, hat er uns gleichzeitig an zwei Fronten angegriffen – dich im Wachsfigurenkabinett, mich im Hotel.«
    »Beide Male hatte er nur einen mäßigen Erfolg zu verzeichnen«, bemerkte John Sinclair realistisch. »Und nun werden wir kontern. Sofort!«
    »Hoffentlich mit Erfolg«, bemerkte Suko.
    ***
    Dr. Slazenger, der darum bemüht war, den Meister der Mantik endlich aus der Umklammerung der tiefen Ohnmacht zu reißen, sank erschöpft in seinen Sessel. Er brannte sich eine Zigarette an und beobachtete, wie seine Finger zitterten. Slazenger war fünfundvierzig Jahre alt. Ein Arzt mit Leib und Seele, der sich für seine Patienten aufopferte. An manchen Tagen, so wie heute, tat er einfach zuviel des Guten. Er nahm sich kaum Zeit, etwas zu essen, lebte bloß von der Arbeit, von Zigaretten und starkem englischem Tee, den er mit Honig süßte. Er wußte, daß sich dieses aufreibende Leben eines Tages rächen würde, aber wer kann schon aus seiner Haut? Wenn Not am Mann war, packte er eben zu, ohne lange zu fragen, ob das seiner Gesundheit möglicherweise schaden könnte.
    Soeben kam der hagere Arzt vom OP-Saal. Er hatte dem Chefarzt assistiert, weil einer seiner Kollegen sich krank gemeldet hatte. Narbenbruchoperation. An einem der dicksten Patienten, die Slazenger jemals auf dem Operationstisch gesehen hatte. Sie machten den schweren Brocken auf und fanden ungefähr viereinhalb Pfund brandigen Darm in seinem Bruch eingeklemmt. Man mußte eine Darmresektion vornehmen, und der Chefarzt schimpfte und tobte, weil der Patient wegen seines überdimensionalen Bauches todsicher eine Wundinfektion bekommen würde…
    Nach dieser Zigarette, die Dr. Slazenger mit Genuß rauchte, wollte er sich wieder um Hannibal Koch kümmern. Es war eine geringfügige Besserung in Kochs Zustand eingetreten. Er gab zwar immer noch wirres Zeug von sich, aber er öffnete schon hin und wieder kurz die Augen. Seine Tochter Susan erkannte er noch nicht, aber Dr. Slazenger war zuversichtlich, daß dies nur eine Frage der Zeit war.
    Er drückte die Zigarette aus und verließ sein Büro.
    Susan hob den Kopf, als er das Krankenzimmer betrat. Sie war einer Erschöpfung nahe, saß neben dem Bett ihres Vaters auf einem weißen Stuhl und befeuchtete liebevoll immer wieder seine Stirn mit einem nassen Schwamm. Dauernd redete sie auf ihn ein und hoffte, daß er ihre Worte irgendwann mal wieder hören würde.
    »Sie sehen ziemlich erschöpft aus, Miß Koch«, sagte der Arzt. »Sie sollten sich nicht übernehmen, sonst steht Ihr Vater eines Tages auf, und Sie können sich in sein Bett legen.«
    Hannibal Koch lag reglos da. Mit offenen Augen starrte er unentwegt zur Decke. Kein Wimpernzucken, kein Blick zur Seite. Nichts.
    »Wie sollte ich mich ausruhen, solange er sich in diesem Zustand befindet«, seufzte das verzweifelte Mädchen.
    »Sie dürfen den Mut nicht verlieren. Wir kriegen ihn bestimmt wieder hin, Miß Koch. Wir müssen nur Geduld haben. Ihr Vater hat die Augen

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