0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige
ein hungriges Wolfsrudel. Männer und Frauen. Sie schlugen und traten auf mich ein.
Ich wehrte mich verbissen, kämpfte wie ein Berserker. Drei, vier Gegner schleuderte ich zur Seite, die nächsten schickte ich mit Karatetritten zu Boden, verschaffte mir dadurch etwas Luft und konnte stolpernd weglaufen.
Nach zwei Schritten hechtete mir jemand in die Beine. Wieder fiel ich, prallte aufs Gesicht. Der weiche Boden dämpfte den Fall zum Glück. Trotzdem spürte ich das Blut aus meiner Nase laufen.
Und dann brach die Welle aus Menschenleibern über mir zusammen. Etwas traf mit ungeheurer Wucht meinen Hinterkopf, und im nächsten Augenblick verlöschten sämtliche Lichter bei mir.
Wie ein Stein fiel ich in den tiefen Schacht der Bewusstlosigkeit.
***
Suko hatte Frank Scotts Hände mit einem Hosengürtel gefesselt. Der Knabe erschien ihm doch ein wenig zu widerspenstig. Seinen Beschimpfungen konnte Suko jedoch nicht entgehen.
Der Chinese hatte eine Kondition für drei. Er schleifte Scott förmlich hinter sich her, und als sie in den Wald tauchten, wurde das Tempo kaum langsamer.
Auch Suko kam der Wald wie eine einzige Bedrohung vor. Doch der Chinese mit seinem positiven Naturell schüttelte das Gefühl einfach ab. Wie eine Rammkugel brach er durch die Büsche. Dabei zog er Scott immer mit.
Einmal blieb er stehen und versuchte, mit seinen Blicken das Dunkel zu durchdringen.
»Wie weit ist es noch?«
»Weiß ich nicht.« Frank Scott kicherte.
Suko ging weiter. Und ohne dass er es merkte, wich er von der Hauptrichtung ab und näherte sich dem Treibhaus. Dann versperrte ihm ein Zaun den Weg. Suko hakte seine flache viereckige Lampe vom Gürtel. Er leuchtete die Eisenstäbe an, erkannte, dass sie oben spitz zuliefen, und fluchte.
Dieses Hindernis passte ihm gar nicht. Aber er musste hinüber.
Suko drehte die Lampe, und der Schein fiel auf Frank Scotts grinsendes Gesicht. »Freu dich nicht zu früh«, sagte Suko. Ein wohldosierter Schlag schickte Scott ins Reich der Träume. Suko war ein Meister in der Technik von Handkantenschlägen. Frank Scott würde nur wenige Minuten bewusstlos bleiben. Eine Zeitspanne, die der Chinese benötigte, um das Hindernis zu überwinden.
Suko warf sich den Bewegungslosen über die linke Schulter und begann, an dem eisernen Hindernis hochzuklettern. Er umklammerte zwei Stangen gleichzeitig, und es grenzte schon an Artistik, wie er es schaffte, dass dabei der Bewusstlose nicht von seiner Schulter rutschte und zu Boden fiel.
Geschickt überturnte er auch die Eisenspitzen und stand wenig später auf der anderen Seite des Zauns. Er peilte erst einmal die Lage, nahm die Lampe in die linke Hand und ließ den Strahl hin- und herwandern.
Baumstämme, Büsche, Gras und Farnkraut wurden aus der Dunkelheit gerissen. Zweige und Blätter wiegten sich im Nachtwind. Eine unnatürliche Ruhe lag über dem wilden Park. Keine Vogelstimme war zu hören. Kein Tier jaulte.
Die Stille zerrte förmlich an den Nerven.
Je länger Suko auf die Bäume starrte, um so mehr hatte er das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Seit er den Zaun übersprungen hatte, schien sich um ihn herum etwas Drohendes, Unfassbares zusammenzubrauen.
Suko, der mit sehr sensiblen Nerven ausgestattet war, spürte die Gefahr, wie sie herankroch. Hin und her bewegte er die Lampe. Da, ein Gesicht! Direkt neben einem Brombeerstrauch.
Im nächsten Augenblick war das Gesicht verschwunden. Doch Suko glaubte nicht, dass er sich getäuscht hatte.
Er ging zwei Schritte vor.
Plötzlich vernahm er einen Pfiff. Dünn stand der Ton in der Luft und brach ebenso schnell wieder ab, wie er aufgeklungen war.
Suko drehte den Kopf. Der Pfiff war von rechts gekommen, wurde aber aus der entgegengesetzten Richtung beantwortet. Es waren also zwei.
Menschen, Dämonen?
Der Chinese setzte jetzt alles auf eine Karte. Er drehte sich im Kreis und ließ den Lichtstrahl durch die näher stehenden Büsche streifen.
Wie eine Lanzenspitze traf der Lichtschein das Monster. Es war ein schleimiges Geschöpf und tauchte zwischen zwei dicht beieinander stehenden Bäumen auf.
Suko starrte das schreckliche Geschöpf an. Er sah den unförmigen, schleimigen und sich immer wieder verändernden Körper, und er wusste, was da vor ihm stand.
Ein Ghoul. Schrecklichster und widerlichster aller Dämonen. Er sah aus wie eine große Flasche, sein Körper war durchsichtig. Er schillerte im Innern grünbraun. Von dem langgezogenen Kopf fielen Tropfen auf den Boden, rollten sich
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