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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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tun. Man muß gewissermaßen einen Haken schlagen und ihm suggerieren, daß er etwas Bestimmtes, etwas sehr Schönes nur auf dem Umweg über seinen eigenen Tod erreichen kann. Sie müssen verstehen, daß Worte diese Dinge, die sich im Unterbewußtsein abspielen, nur sehr ungenau bezeichnen. Jedenfalls suggerierte der Unbekannte seinen Opfern das goldene Armband als einen Weg, der zu herrlichen Erlebnissen führt, koppelte diese Suggestion mit dem Befehl zum Selbstmord und überbrückte auf diese Weise den Selbsterhaltungstrieb. Darum fanden Sie die Toten mit einer Goldspirale am Handgelenk. Ohne diese Spirale hätten sie sich nie umgebracht.«
    »Barrymore Maine und Jennifer Bend wurden ohne solchen Schmuck gefunden«, warf ich ein.
    »Ich weiß«, antwortete Bitman. »Wir haben gestern schon darüber gesprochen. Es ist nur so zu erklären, daß der Mörder bei diesen beiden Opfern die Möglichkeit längerer und ständiger Beeinflussung hatte, so daß er auf seine Hilfsmittel verzichten konnte.«
    »Wieviel Uhr ist es überhaupt?« fragte ich.
    »Gleich Mitternacht«, antwortete Phil. »Wir haben fast vierundzwanzig Stunden gebraucht, um dich zu einem vernünftigen Menschen zu machen.«
    Ich packte den Professor am Arm. »Hören Sie«, sagte ich. »Was passiert, wenn ich dem Burschen gegenübertrete, und er schreit mir wieder den Satz ins Gesicht, mit dem er mich dazu brachte, mich um ein Haar selbst umzubringen?«
    Er hob ein wenig die Schulter. »Genau läßt sich das nicht sagen, Mr. Cotton. Sie standen bei weitem nicht unter einem so intensiven hypnotischen Zwang wie zum Beispiel Miss Thomper, von Charlot Canzer überhaupt nicht zu reden. Sie haben ihm auch mehr entgegenzusetzen. Aber trotzdem kann es sein, daß Sie ihm sofort wieder gehorchen werden.«
    »Wie stehen die Chancen?«
    »Vielleicht fünfzig zu fünfzig.«
    Ich grinste flüchtig. »So gut stehen sie selten.« Dann wandte ich mich an Phil.
    »Was habt ihr unternommen in der Zeit, die ich verschlafen habe?«
    »Mr. High hat den Ypsilonbau unter Überwachung stellen lassen.«
    »Mehr nicht?«
    »Noch nicht. Er wollte abwarten, bis du wieder in Ordnung warst. Er rechnete mit Hinweisen, die du geben konntest.«
    »Okay«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor. »Ich bin in Ordnung. Komm! Wo ist der Jaguar?«
    »Steht vor der Klinik. Ich habe dich in ihm hergefahren.«
    New York schlief noch nicht. In endlosem Strom pulsten die Wagen durch die Straßen, heulten ihre Motoren, rauschten die Räder, tönten die Hupen. Die Lichtreklame schüttelte ihre Leuchtkaskaden über die Menschen. Von ferne brummten die Sirenen der Schiffe auf dem Hudson.
    Das Hauptquartier. Ich bremste, und wir gingen hinein.
    »Der Chef wartet auf euch«, sagte der Mann in der Zentrale. »Ich habe ihn eben mit der Klinik verbinden müssen.« Wir stiegen die Treppen hinauf zu Mr. Highs Zimmer.
    »Hallo, Jerry«, sagte der Chef und sah mich aufmerksam an. »Wie geht es?«
    »Gut«, erwiderte ich. »Haben Sie Nachrichten von der Überwachung des Klubs?«
    »Ja. Es scheint etwas los zu sein. Sie veranstalten offenbar wieder eine Sitzung. Es sind eine Menge Leute dort. Offenbar Anhänger.«
    »Heben Sie den Klub aus, Chef?«
    »Wann?« fragte er.
    »Sofort!« antwortete ich.
    »Sind Sie sicher, den Boß dort zu finden?«
    »Ich bin nicht sicher, aber wir werden Leute dort finden, die ihn kennen.«
    »Wenn diese Leute nicht reden wollen?«
    »Sie werden reden«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor.
    Mr. High hob den Telefonhörer ab.
    »Bereitstellung in einer Viertelstunde.«
    Er sah mich von unten her an.
    »Ich denke, Sie bleiben besser abseits, Jerry.«
    »Ich weiß, was Sie denken, Chef«, entgegnete ich. »Ich könnte ihm begegnen und er könnte mich wieder unter seinen Willen zwingen. Vielleicht stimmt es, Chef, aber trotzdem werde ich nicht zu Hause bleiben.«
    Mr. High kannte mich. Er sagte nichts mehr.
    Eine Viertelstunde später zischte unsere Kolonne von fünf Fahrzeugen durch New York, Phil und ich mit dem roten Jaguar an der Spitze. Mr. High folgte im Chefwagen, und dann die anderen Autos mit den Kollegen. Wir verzichteten auf Sirenengeheul und Rotlichtgefunkel. Wir fuhren schnell, aber ohne Aufsehen zu unserem Ziel.
    In der einhundertzweiunddreißigsten Straße parkten wieder die schweren Buicks und Cadillacs an den Bordsteinen. Der Rummel im Ypsilonbau war noch im Gange.
    Wir stoppten der Reihe nach. Die Kollegen verschwanden im Gelände. Es bedurfte keiner Befehle. Das

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