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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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sich über die Lippen.
    »Ich — kenne nur — die Nummer«, stotterte er. »Lew 5798.« Ich schob ihn mit einer Handbewegung zur Seite, nahm den Hörer ab und wählte die Auskunft.
    »Auskunft Fernsprechamt«, quäkte eine Mädchenstimme.
    »Wer ist der Teilnehmer mit dem Anschluß Lew 5798, Fräulein?« fragte ich.
    »Lew — fünf — sieben — neun — acht«, wiederholte sie. »Einen Augenblick, bitte.«
    Ich wartete, es summte in der Leitung, und ich ertappte mich dabei, daß ich überlegte, ob der elektrische Strom das Geräusch verursachte.
    »Hallo«, sagte das Fräulein, »der Anschluß Lew — fünf — sieben — neun — acht gehört Mr. Barrymore Maine.«
    Ich glaubte, nicht verstanden zu haben. Barrymore Maine? Das erste Opfer des Mörders ohne Waffen, und gleichzeitig er selbst? »Hallo«, quäkte es in der Leitung. »Hallo, haben Sie verstanden. Mr. Barrymore Maine.«
    »Ja, danke« sagte ich, »ich habe verstanden.«
    Ich war wieder da. Ich hieb den Hörer in die Gabel. Ich packte Jack Smith am Ärmel und zerrte ihn im Laufschritt mit in den Hauptraum.
    »Hier«, sagte ich und schleuderte ihn in die Menge der Herren im Smoking und der Damen im Abendkleid, die wie eine Herde zusammenstanden. »Ich erwischte ihn, wie er Barrymore Maine warnte. Wenn es Ihnen recht ist, fahren Phil und ich im Jaguar voraus. Vielleicht kommen Sie mit ein paar Leuten nach.«
    »In Ordnung«, sagte der Chef. »Aber wieso Barrymore Maine?«
    Ich hatte keine Zeit mehr für eine Antwort. Ich rannte schon durch den Gang zum Ausgang, dann auf die Straße.
    »Geh hinein und unterstütze den Chef!« rief ich einem unserer Leute zu, der an meinen Wagen stand.
    Ich sprang hinter das Steuer, ohne den Wagenschlag zu öffnen. Ich startete. Im selben Augenblick sprang Phil auf den Beifahrersitz.
    Hinein mit dem Rückwärtsgang. Ich kurbelte am Steuerrad. Der Jaguar raste mit den Hinterrädern den Bürgersteig hoch, schaukelte mit der Karosserie, als ich stoppte, und tat einen Satz nach vorn, als ich ihm in ersten Gang Vollgas gab.
    Phil drückte mit der linken Hand gelassen zwei Knöpfe am Armaturenbrett, während er mit der rechten seinen Hut festhielt. Das Rotlicht flackerte, und die Sirene heulte.
    Ich riß den Wagen um die erste Straßenecke. Dann schoß er jaulend die Gerade entlang.
    »Wieso Barrymore Maine?« fragte Phil.
    »Ich weiß nicht«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Er oder jedenfalls jemand, der unter seiner Nummer zu erreichen ist.«
    Ich zischte an einem Lastwagen vorbei, riß das Steuer nach rechts, um einem Personenwagen auszuweichen, dessen Fahrer das Rotlicht zu spät bemerkt hatte.
    »Jemand, der in seinem Haus wohnt«, setzte ich hinzu.
    Wir waren nie in dem Haus gewesen, in dem Barrymore Maine gelebt hatte und gestorben war, aber wir kannten die Adresse aus den Akten der Polizei. Sechzehn Brisk Avenue, altes, vornehmes, etwas verschlafenes New York, hauptsächlich Villenhäuser, gebaut um die Jahrhundertwende.
    Zwei Minuten, bevor wir die Brisk Avenue erreichten, stellte ich die Warnsignale ab. Als wir in die Straße einbogen, nahm ich das Gas weg. Fast lautlos kam der Jaguar vor Nummer sechzehn zum Stehen.
    Ein altes Villenhaus mit einem kleinen Vorgarten, der Andeutung einer Freitreppe, einem Erker mit einem Balkon darüber. Wir sprangen aus dem Wagen.
    »Läuten?« fragte Phil leise.
    Ich zeigte nach oben. »Im ersten Stock ist Licht.«
    Neben der Tür befand sich eine kleines, unvergittertes Fenster. Zwei Winke, Phil stemmte die Händen gegen die Mauer. Ein Sprung, ich stand auf seiner Schulter, schlug mit dem Knauf des Revolvers die Scheibe ein. Es klirrte ein wenig. Ich griff durch, entriegelte den Griff, stemmte mich hoch und ließ mich ins Innere gleiten.
    Es war dunkel, aber es war kein Problem, die Tür zu finden. Der Schlüssel steckte von innen. Ich ließ Phil herein.
    Unsere Taschenlampen zeigten uns, daß wir in der Halle standen. Vor dort ging eine Treppe nach oben. Auf dicken Läufern schlichen wir lautlos hinauf.
    Ganz nahe brachte Phil seinen Mund an mein Ohr. »Dort?« hauchte er.
    Ich sah es. Unter einer Tür schimmerte Licht her. »Na, los«, knurrte ich. Ich gab ihm meine Lampe zu halten, legte die Hand auf den Griff und stieß die Tür auf.
    Wir sahen eine Art Arbeitsraum, die Schreibtischlampe brannte, eine Zigarette qualmte im Aschenbecher, ein halbvolles Glas stand auf dem Tisch. Einige Papiere lagen dort so, als habe sie eben jemand noch in der Hand

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