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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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an: ›Lügen Sie nicht!‹ Seine Augen bohren sich in mich.«
    »Was tut der Mann weiter mit Ihnen?«
    »Er führt mich zu einem Stuhl. Ich lasse alles mit mir geschehen. Er sagt: ›Sie werden vergessen, daß Sie hier im Zimmer waren. Wenn Sie gefragt werden sollten, so antworten Sie, daß Sie draußen auf Ihre Freundin gewartet haben. ‹«
    »Weiter!«
    Anns ferne Stimme bekam jetzt einen Unterton von Gequältheit. Sie sprach langsamer, stockender, und ihr Kopf begann unruhig auf dem Kissen hin und her zu schlagen.
    »Er sagt: ›Sie werden mir immer gehorchen…‹ Wenn ich Ihnen die Worte ›Die Stunde ist gekommen‹ sage, werden Sie tun, was ich Ihnen befehle. Vergessen Sie nicht: ›Die Stunde ist gekommen‹. Wiederholen Sie!«
    Bitman blickte zu mir hin und äußerte: »Bei Ihnen, Mr. Cotton, lautete der entscheidende Satz: ›Der Weg ist lang, aber weit‹, und wie er bei Charlot Canzer hieß, werden wir nie mehr erfahren.«
    Er wandte sich wieder Ann zu.
    »Am Morgen des anderen Tages waren Sie in der Wohnung Ihrer Freundin Charlot Canzer. Sie waren entschlossen, dort zu bleiben. Dann läutete das Telefon. Sie nahmen den Hörer ab, was geschah?«
    »Er war am Apparat, und er sagte: ›Die Stunde ist gekommen.‹ Er befahl mir, das Haus zu verlassen, den Anruf zu vergessen, und wenn ich gefragt würde, so sollte ich antworten, ich wäre nur gegangen, mich umzuziehen. Er sagte, er wüßte, daß ich keine Lust hätte, ständig bei Charlot zu sein. Ich sollte nicht mehr auf Charlot aufpassen. Dann befahl er, Charlot an den Apparat zu holen. Ich gehorchte, danach ging ich fort und zog mich zu Hause um.«
    »Am Abend desselben Tages, Miss Thomper, hielten Sie sich auf Wunsch des FBI-Beamten Cotton wieder in der Canzerschen Wohnung auf. Sie hatten versprochen, über Nacht dort zu bleiben. Sie wurden wieder angerufen. Was befahl er Ihnen?«
    »Ich sollte sofort mit der Untergrundbahn zur einhundertzwölften Straße fahren. Dort sei ein Zimmer für mich reserviert. Ich soll in dem Zimmer bleiben und auf seinen Anruf warten. Ich gehorchte.«
    Der Professor beugte sich über das Bett und sah Anns Gesicht aufmerksam an.
    »Es ist nicht mehr zu verantworten«, sagte er uns. »Es strengt sie zu sehr an. Ich muß sie aufwecken. Warten Sie bitte in dem Arztzimmer auf mich.«
    Wir gingen hinaus und warteten an die zehn Minuten auf den Professor. Weder Phil noch ich sprachen ein Wort.
    Endlich kam er.
    »Wochenlanger Sanatoriumsaufenthalt und eine sehr sorgfältige Behandlung werden sie wieder zu dem Menschen machen, der sie war, bevor sie diesem Burschen — einem Mörder ohne Waffen — in die Hände fiel. Sie haben alles gehört?«
    »Ja«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor, »soweit wie sie erzählt hat, aber was geschah weiter?«
    »Immer das gleiche. Er rief sie an und befahl ihr, die Haare zu färben, eine Sonnenbrille zu tragen. Charlot Canzer hatte er zu dieser Zeit schon in den Tod geschickt. Er befahl ihr, das Schließfach zu mieten. Einen zweiten Schlüssel mag er sich schon vorher besorgt haben. Sie mußte zur Bank gehen, um das Geld zu holen, und als er das Geld im Schließfach wußte, befahl er ihr, sich zu töten. Das ist alles.«
    »Welche Rolle spielte das goldene Armband dabei?« fragte Phil. »Sie wissen, diese eigenartige Spirale?«
    Bitman zupfte an seinem kleinen weißen Bart.
    »Die Art der Hypnose, die der Unbekannte anwandte, ist sozusagen die letzte und höchste Stufe. Um einen Menschen so unter den eigenen Willen zu zwingen, braucht man gemeinhin Monate der Beeinflussungsmöglichkeit, er aber schaffte es in wenigen Minuten, die ihm bei einer Begegnung zur Verfügung stehen. Er richtet seine Opfer auf einen bestimmten Satz aus. Wann immer sie diesen Satz von einer Stimme gesprochen hören, fallen sie in hypnotischen Schlaf, und während dieses Schlafes kann er ihnen seine Befehle suggerieren. Nun vollzieht sich eine Hypnose nicht in der gleichen Form wie ein gut funktionierendes Auto. Jeder Mensch trägt in sich Instinkte, die einem unbewußten hypnotischen Auftrag Widerstände entgegensetzen werden. Je stärker diese Instinkte, desto intensiver muß die hypnotische Beeinflussung sein, um den Instinkt zu überwinden und das Opfer dazu zu bringen, dem Befehl zu folgen. Einer der stärksten, wenn nicht der stärkste Instinkt des Menschen überhaupt, ist der Lebenserhaltungstrieb. Sie können einem Menschen nicht einfach unter hypnotischem Einfluß befehlen, sich umzubringen. Er wird es nicht

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