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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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gehalten, und über diesen Papieren lag eine schwere schwarze Hornbrille.
    Ich ging hin und nahm sie auf. »Weißt du nun, wer der Mörder ohne Waffen ist?« fragte ich.
    »Charles Landy«, antwortete Phil langsam. »Barrymore Maines Neffe.«
    Wir sahen uns um. Eine Tür stand offen und führte in einen dunklen Nebenraum. Wir gingen vorsichtig hinein. Es war ein Schlafzimmer, aber niemand war darin.
    Dann heulte unten auf der Straße ein Automotor auf. Wir hörten eine Krachen, ein Knallen von Blech, als der Wagen gegen irgend etwas rammte.
    Ohne ein Wort der Verständigung rannten wir. In weiten Sätzen flog ich die Treppe zur Halle hinunter. Phil wenige Schritte hinter mir. Dann polterte es. Phils Licht ging aus. Ich hörte ihn schwer aufschlagen, aber bevor ich eine Bewegung machen konnte, rief er: »Halt dich nicht auf, Jerry! Ich bin okay.«
    Ich raste durch die Halle. Der Jaguar stand an seinem Platz. Die niedrigen Gitter zur Garageneinfahrt des Hauses gähnten schief in den Angeln. Er war einfach mit dem Wagen davongerast und hatte sie gesprengt.
    War er das? Die roten, fast verschwimmenden Schlußlichter dort am Ende der Straße.
    Der Sprung hinter das Steuer, das Starten, Gasgeben, das war alles wie eine Bewegung. In rasender Fahrt zischte mein Wagen den roten Lichtern nach.
    Ich drückte den Scheinwerferknopf. Weit fraß sich das weiße Licht in die Straße hinein. Die roten Lichter wuchsen, wurden größer. Jetzt verschwanden sie, aber es gab nur eine Straße, die nach rechts abbog, und ich verfehlte sie nicht.
    Ich kam näher und näher. Mein Scheinwerferlicht berührte schon das Heck des Fahrzeuges vor mir. Ich kannte das Modell nicht. Es war ein flacher Sportwagen, sicherlich nicht viel langsamer als mein Jaguar.
    Er merkte, wie nahe ich ihm auf den Fersen war, und er gab mehr Gas. Die Straße war gerade. Nur zollweise rückte ich jetzt näher an ihn heran. Da versuchte er einen teuflischen Trick. Er trat auf die Bremse.
    Bei dem Zahn, den wir fuhren, genügte der Augenblick, den ich sein Stoplicht später bemerkte, um hinten auf ihn aufzufahren, und damit rechnete er wohl. Er hatte eine gute Chance, davonzukommen, weil das ganze Heck zwischen ihm und dem Tod lag, während ich mir bei dem Aufprall sicherlich das Genick gebrochen hätte.
    Ich nahm den Fuß nicht vom Gas. Ich drehte ganz wenig am Steuer, und der Jaguar schoß daumenbreit schräg an dem bremsenden Wagen vorbei. Ich hörte das Quietschen der blockierten Räder, aber ich hatte keine Zeit, es zur Kenntnis zu nehmen, denn die Häuserwand der linken Seite raste mit Schallgeschwindigkeit auf mich zu. Ich korrigierte die Richtung um Daumenbreite. Jetzt wollte sich der Jaguar die Nase an einer Laterne einrennen, aber danach hatte ich ihn in der Gerade und konnte ihn bremsen. Dreihundert Yard mochte ich verloren haben. Der andere hatte schon gewendet und fuhr eben an.
    Ich riß mein Fahrzeug in einer einzigen Kurve über die Straßenbreite herum wie ein gut dressiertes Pferd. Fünfzehn Sekunden später hockte ich dem Sportwagen wieder im Nacken.
    Er versuchte mich abzuschütteln, indem er Querstraßen und deren Kreuzungen benutzte. Ich ließ nicht locker. Er entkam mir nicht. Mal war der Abstand größer, mal geringer, aber nie waren es mehr als zweihundert Yard.
    Ich konnte keinen Blick zur Seite riskieren. Ich wußte nicht mehr, in welcher Gegend New Yorks wir herumschaukelten.
    Bei der Kreuz- und Querfahrerei hatte ich so gut die Orientierung verloren wie der Mann vor mir.
    Und doch erkannte ich nach einer Jagd von vielleicht zwanzig Minuten plötzlich, daß wir uns auf dem Weg zur Crybond Bridge befanden. Wir rasten durch die dunklen, schlecht beleuchteten Straßen. Dann schimmerte vor uns die neonbeleuchtete Brückenauffahrt.
    Vielleicht zuckte sein Fuß einen Augenblick vom Gas zurück, als er merkte, daß die Fahrt ihn ohne seinen Willen dorthin geführt hatte, wo eines seiner Opfer geendet hatte. Jedenfalls gewann ich plötzlich Boden. Hundert Yard, fünfzig, und bevor er den Sportroadster wieder auf vollen Touren hatte, lag ich neben ihm. Seite an Seite rasten wir auf die Brücke.
    Ich lachte grimmig. Millimeterweise bewegte ich das Steuer und drängte ihn nach rechts ab. Jetzt mußte er bremsen, wenn er nicht den Bordstein streifen und sich überschlagen oder mich rammen und uns beide in einen Haufen Blech und Körperfetzen verwandeln wollte. Jetzt konnte er zeigen, ob er den Mut zum Selbstmord auf die eine oder andere Art aufbrachte.
    Er

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