0013 - Die Festung der sechs Monde
Überraschungsvorstoß auf die neunte Welt des Systems. Die ferronischen Abwehrforts sollen benachrichtigt werden. Wir starten genau zwei Stunden vor Sonnenuntergang."
Klein salutierte wortlos.
„Noch etwas!" Rhodan zeigte sein melancholisches Lächeln. Bully kannte den harten Ausdruck in den hellen Augen.
„Chaktor wird mit einem ferronischen Zerstörer kurz nach Anbruch der Nacht fliehen. Der Topsider ist bei ihm. Natürlich wäre es höchst unlogisch, die gelungene Flucht begründen zu wollen."
„Wie bitte?" keuchte Thora. Sie verstand nichts mehr.
„Unlogisch, wenn wir mit dem schnellen Schlachtschiff auf Ferrol anwesend wären", belehrte Rhodan sanft. „Chaktor käme dann nämlich nicht weit! Wir sind tausendfach schneller in unseren Beschleunigungswerten und milliardenfach stärker in unserer Kampfkraft. Meinen Sie ernsthaft, das topsidische Flottenkommando glaubte auch nur eine Sekunde daran, Chaktor hätte mit seinem lahmen Schiffchen gegen unseren Willen entkommen können? Noch nicht einmal dann, wenn er mehr als zehn Stunden Vorsprung gehabt hätte. Also müssen wir seine gelungene Flucht begründen. Wir starten und verschwinden im Raum. Wenn wir nicht da sind, können wir auch nicht die Verfolgung aufnehmen. Bully, auf die Gefahr hin, den ferronischen Raumflughafen in ein Trümmerfeld zu verwandeln, werden wir mit hohen Werten vom Boden abheben. Der gefangene Topsider muß sehr gut hören können, daß die STARDUST II verschwindet. Nur das sichert den Erfolg des großen Spiels."
Rhodan nickte zu den schweigenden Leuten hinüber. Dann verschwand er.
„Verdammt!" kam es herzhaft aus Kleins Mund. „Daran hätte ich nicht gedacht!"
Reginald Bull blinzelte zu den Leuchtkörpern hinauf. Schließlich kräuselten sich seine Nasenflügel.
„Sein Gehirn wird langsam zur Rechenmaschine", stellte er bekümmert fest. „Bald glaube ich auch daran, daß sich die Echsen hereinlegen lassen. Wenn Nyssen jetzt noch planmäßig funkt, eine Riesenflotte befände sich im Anmarsch auf das Wegasystem, wird dem Topsider-Admiral etwas übel werden. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich die sechs unwichtigen Monde sofort räumen und versuchen, unsere angebliche Heimatwelt überraschend anzugreifen. Durch die gefälschten Unterlagen wüßte ich genau, wo ich zu suchen hätte. Außerdem würde mir jeder strategische Planer aus meinem Stab raten, die vorübergehende Entblößung des Planeten von starken Schiffen auszunutzen. Ein teuflischer Plan, aber auch riskant."
„Erst muß Nyssens Funkmeldung einmal abgehört werden", erklärte Thora etwas ironisch. „Sie scheinen der Ansicht zu sein, die menschlichen Vorhaben müßten immer in Erfüllung gehen, wie?"
Bully gönnte ihr einen tiefsinnigen Blick. „Sie lernen es nie", seufzte er. „Wenn Rhodan in Ihrem großmächtigen Imperium etwas zu sagen hätte, dann würden sich Ihre schlafmützigen Mitbürger wundern. Was denken Sie wohl, wie schnell die aus ihren künstlerischen Traumideen erwachten!"
Thora schritt aus dem Raum. Bully grinste breit hinter ihr her.
6.
Tako Kakuta, der Mann mit den erstaunlichen Fähigkeiten der individuellen Teleportation, war eine knappe Stunde nach Sonnenuntergang mitten in das Gefängnis hineingesprungen. Im Augenblick stöhnte der japanische Positiv-Mutant entsetzt auf. Chaktors Männer handelten genau nach Plan, aber sie vergaßen dabei die strikte Anweisung, das Leben der unbeteiligten Wächter zu schonen.
Takos arkonidischer Einsatzanzug machte ihn durch das eingeschaltete Lichtbrechungsfeld für normale Augen unsichtbar. Er stand in einem versteckten Winkel jener kleinen Wachstation nahe dem Raumhafen, die eigentlich nur als Durchgangsgefängnis gedacht war. Es gab nur wenige Zellenräume. Eine davon hatte der Topsider erhalten. Tako Kakuta sah die Wächter zusammenbrechen. Die Impulsschüsse aus ferronischen Ultra-Strahlern waren zwar blendend hell, dafür aber fast lautlos. Sie arbeiteten nach dem Prinzip der ultrahohen Lichtverstärkung auf rein thermischer Basis und enger, kaum streuender Bündelung.
Tako wollte rufen, seinem Entsetzen Ausdruck geben. Ehe er dazu kam, stürmte bereits Chaktor durch den engen Gang. Die Zellentür flog auf. Chren-Tork, maßlos erregt, erschien in der Öffnung. So vernahm Tako auch die hastigen Wortfetzen zwischen dem ferronischen Raumoffizier und dem Topsider. Er sprach ein gutes Ferronisch. Auch die Topsider besaßen besondere Lehrmethoden zum schnellsten Erlernen fremder
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