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0013 - Die Festung der sechs Monde

Titel: 0013 - Die Festung der sechs Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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maßen sich die Vertreter zweier grundverschiedener Entwicklungen.
    Auch John Marshall war verstört. Deutlich, fast zu deutlich, empfing er den Bewußtseinsinhalt des Fremden. Darin herrschten Angst und Panik vor. Marshall erkannte, daß die Ferronen höchstwahrscheinlich sehr üble Experimente mit den Echsennachkommen angestellt hatten. Dieser äußerlich so gefährlich aussehende Topsider aus einem 815 Lichtjahre entfernten Sonnensystem schwamm in einem Meer von Furcht.
    „Name Chren-Tork. Hoher Stabsoffizier. Ein sogenannter Tubtor. Das entspricht etwa dem Rang eines Schlachtkreuzerkommandanten", erklärte der ferronische Lagerleiter.
    Bull blieb am Gitter stehen. Der schlanke Rumpf der Echse krümmte sich zum Sprung. Nur Marshall erkannte, daß dies eine Geste instinktiver Abwehr war. Bully sah anders aus als die blauhäutigen Ferronen. Der Topsider fühlte eine unbestimmte Gefahr. Chren-Tork lauerte. Seine großen Augen erfaßten alles. Als Offizier des topsidischen Admiralstabes wußte er sehr genau, wem man die furchtbare Pleite zu verdanken hatte. Immerhin erkannte er in dem untersetzten gedrungenen Wesen keinen Arkoniden. Die hatten andere Haare und höhere Rümpfe. Dennoch erschien ihm Bully gefährlich.
    John Marshall trat urplötzlichen in das Blickfeld des Topsiders. Unter einem schrillen Pfiff des Entsetzens raste Chren-Tork in den äußersten Winkel seiner Zelle zurück. Marshall kam noch näher. Nun wußte Chren-Tork, mit wem er es zu tun hatte! Das war der Vertreter des Großen Imperiums, gegen das sich Topsid in blutigen Kämpfen aufgelehnt hatte. Hier gab es kein Versteckspielen mehr. Dem Gesandten des Planeten Arkon konnte er, Chren-Tork, auch nicht mit seiner schreckerregenden Gestalt imponieren. Beide Völker kannten sich schon einige Jahrtausende lang.
    In letzter Konsequenz wußte der Nichtmenschliche, daß er dem Arkoniden in jeder Beziehung unterlegen war. Das galt nicht nur für die arkonidischen Riesenschiffe. „Chren-Tork, Tubtor des Dreisonnen-Reiches", begann Marshall kalt im geläufigen Interkosrno. Er hatte die Handelssprache der Milchstraße durch das arkonidische Hypnotraining erlernt. „Sind Sie das? Antworten Sie gefälligst. Ich weiß sehr genau, daß Sie Interkosmo sprechen können."
    Die Antwort kam in hohen schrillen Lauten. Immerhin waren sie verständlich. Auch wenn die Töne pfeifend klangen, so vermittelten sie eine sehr klare und scharf überlegte Antwort. Dieses Wesen war intelligent!
    „Weshalb erwähnen Sie das? Es ist selbstverständlich."
    „Sie kommen mit. Mein Kommandant wünscht Sie an Bord selbes Schiffes zu verhören.“
    Chren-Tork glaubte, seine letzte Stunde sei gekommen. Der muskulöse Leib krümmte sich noch mehr zusammen.
    „Ich bin ein Gefangener der Primitiven. Sie haben kein Recht..."
    „Ich habe", unterbrach Marshall steif. „Sie unterstehen der Gerichtsbarkeit des Imperiums. Öffnen Sie."
    Die Anweisung galt dem ferronischen Lagerchef. Chren-Tork blickte plötzlich in die Mündung einer tödlichen Waffe. Er kannte die arkonidischen Desintegratorstrahler.
    „Er ist leise und unaufdringlich", bemerkte Bully mit einem gemächlichen Verziehen seiner Lippen. Auch er hatte die Interkosmo-Schulung erhalten. „Kommen Sie heraus. Ich stamme übrigens von der Welt, die Sie versehentlich mit dem hiesigen Hauptplaneten verwechselt haben!"
    Bull lachte klanglos. Das Spiel begann. Marshall registrierte die jäh erwachende Aufmerksamkeit des Topsiders. Demnach hatte man im topsidischen Stab schon lange vermutet, daß man durch einen winzigen Fehler das Zielgebiet falsch berechnet und damit die falschen Leute angegriffen hatte. Nun kam der offenbar so unvorsichtig ausgesprochene Hinweis.
    Chren-Tork glitt auf den Gang hinaus. Es war kein direktes Gehen, sondern mehr ein schmiegsames Vorschnellen des Körpers. Bull fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. Marshalls kurzer Wink wurde von Bull erfaßt. Also hatte der Topsider die hingeworfene Pille geschluckt.
    Vor der großen Schleuse des Landefeldes bestätigte Chaktor die Übergabe des wichtigen Gefangenen. Die Ferronen besaßen eine Bürokratie, hinter der sich der irdische Papierkrieg schamvoll verstecken konnte. Es dauerte Ewigkeiten, bis man den Topsider durch den transparenten Durchgang in die Schleuse des kleinen Raumschiffes einsteigen ließ.
    Der Start erfolgte Minuten später. Weiter vorn kauerte der Fremde auf einem Klappsitz. Der Kampfroboter drohte mit angeschlagenen Waffen.

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