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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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der Jahrhundertwende stets die Speiseräume, Büros, Schlafräume für Zwischendeckler und Mannschaftsunterkünfte einrichten lassen.
    Der Professor hatte das obere Ende des Fallreeps erreicht. Er sah sich nach allen Seiten um. Raspani schien nach wie vor an seinem Instrument zu sitzen. Mit schrillen Dissonanzen breitete sich die Musik laut nach allen Seiten aus, eine höllische Sinfonie, ohne harmonischen Zusammenhang, zornig, verzweifelt.
    Zamorra schlich über die Planken. Er betrachtete die Umgebung eingehend. Nichts entging seinem Blick. Weder die Rostlöcher in den Aufbauten noch die zerschlagenen Glasscheiben der Fenster oder die verrottete Einrichtung der Räume, die zerschlissenen Tapeten, die Fäulnis, die überall lagerte.
    Er durchquerte Zimmer, die einmal Luxuskabinen gewesen sein mußten. Bald befand er sich im Rauchsalon, dann in einer Art Grillroom. Und immer begleitete ihn die scheußliche Komposition. Zamorra ging strikt den Geräuschen nach. Er kam der Orgel systematisch näher und damit auch dem Herrn der Geistermatrosen, auf den das gleiche Schicksal wartete, das seine Schauergestalten erlitten hatten.
    Eines wollte Zamorra nicht in den Kopf: Wenn Raspani ihn durch den magischen Spiegel beobachtete, wieso bemerkte er dann seine Ankunft nicht und brachte sich in Sicherheit? Wollte er dem Amulett trotzen – es auf eine Zerreißprobe ankommen lassen? Oder hielt er einen Trick in der Hinterhand?
    Zamorra zog die Augenbrauen zusammen.
    Die Orgelmusik war verstummt. Ganz unvermittelt.
    ***
    Zamorra beschleunigte seinen Schritt. Er hetzte kreuz und quer durch einen Verbund von Räumen. Fast hatte er den Eindruck, sich in einem Labyrinth zu befinden. Aber er hatte den Klang der Orgel doch hundertprozentig sicher geortet, wie sich innerhalb der nächsten Sekunden herausstellte.
    Plötzlich stand er im Musiksalon.
    Er trat an der zerstörten Stützsäule vorüber auf die Orgel zu. Die Bank war leer. Aber die aufgeklappten Manuale und die gezogenen Register und schließlich der noch ächzende Blasebalg unterstrichen deutlich, daß sich Raspani bis vor Augenblicken noch an dem Instrument befunden hatte.
    Zamorra schaute auf den kleinen freien Platz zwischen den Orgelpfeifen. Dort hing ein Draht, und zwar so komisch verdreht, daß Zamorra annehmen konnte, daß hier ein Gegenstand gehangen haben mußte. Ein Bild – oder ein Spiegel…
    Der magische Spiegel!
    Raspani hatte ihn mitgenommen, und jetzt beobachtete er ihn von einem anderen Versteck aus. Von wo? Steckte er in den Nebenräumen? Oder irgendwo jenseits des Mittelganges? Oder schon auf einem anderen Deck, an der Reling, bereit, sich vor dem Amulett zu retten?
    Zamorra schaute sich um. Der Musiksalon hatte eine Verbindungstür, wahrscheinlich zum Gesellschaftssaal hin, aber die Tür war verschlossen. Er bewegte die Klinke mit der Hand. Sie quietschte. War nahezu festgerostet. Erstaunlich, daß hier überhaupt noch Schlösser funktionierten!
    Plötzlich vernahm er ein Geräusch hinter sich.
    Er drehte sich ruckartig um. Die Haupttür flog krachend zu. Draußen drehte jemand einen Schlüssel um. Raspani! Zamorra hörte, wie der Kerl kicherte.
    Zamorra stürzte an die Tür, ließ die Hand auf die Klinke fallen. Zu spät! Raspani hatte ihn bereits eingesperrt.
    »Raspani!« schrie er.
    »Verrecke, du Wurm«, kam es zurück. »Ich bringe das Schiff zum Sinken und lasse dich und dein verfluchtes Amulett für ewige Zeiten auf dem Grund des Meeres verschwinden!«
    »Du schaffst es nicht. Gib auf!«
    »Nie!«
    Schritte entfernten sich. Zamorra fackelte nicht lange. Er machte ein paar Schritte zurück, nahm Anlauf, warf sich mit voller Wucht gegen die Tür. Sie gab etwas nach, aber nicht genügend, um aus dem Riegel zu springen. Es war wie verhext! Das ganze Schiff moderte und faulte, aber ausgerechnet die Tür des Musiksalons war noch so solide, daß es mindestens eines Dutzend Rammstöße bedurfte, um sie zu sprengen. Zamorra überlegte sich, daß die Wand eine Eiseneinlage haben mußte.
    Er versuchte es mit der Verbindungstür. Das Ergebnis fiel nicht besser aus. Natürlich, er konnte mit einiger Ausdauer sein Gefängnis kaputtkriegen, aber das war eine zeitraubende Arbeit, und Zeit durfte er nicht mehr verlieren, denn sonst schaffte er es nicht mehr, den Geisterkapitän zu erwischen.
    Er schaute zu dem Loch hinauf, das in der Decke klaffte. Mit einem Sprung konnte er es erreichen. Fragte sich nur, ob der Rand sein Gewicht hielt oder gleich unter seinem Griff

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