0013 - Geister-Roulett
würde sich ein riesiges Maul öffnen, der Rachen, der alles verschlang oder mit in eine finstere Hölle zog.
***
»Mutter!« brüllte sie. Doch dann erstickte ihre Stimme in einem Wimmern.
Sie bekam mit, was der Kerl mit ihrer Mutter machte. Er hatte sie vorher auf den ausgebreiteten Armen getragen, hob sie jetzt hoch und schleuderte sie in die brodelnde Finsternis hinein.
Wie eine Puppe verschwand Rebbies Mutter in der Dunkelheit, wurde kleiner und kleiner und schließlich von der Schwärze aufgesaugt.
Rebbie stand das gleiche Schicksal bevor.
Verzweifelt begann sie, sich zu wehren. Sie trommelte mit den Fäusten auf dem Rücken ihres Peinigers – herum, schrie und wand sich, doch der Griff, mit dem der Mann Rebbie festhielt, war eisenhart.
An den Beinen wurde sie gepackt und von der Schulter gerissen. Ihre Finger klammerten sich an dem Kittelstoff fest, rissen daran, als wollten sie ihn nie mehr loslassen.
Ohne Erfolg. Sie kam gegen die urwüchsige Kraft nicht an.
Rebbie wurde hochgehoben, schwebte sekundenlang in der Luft, sah diese gähnende schreckliche Finsternis vor sich, hatte das Gefühl, den Atem der Hölle zu spüren, und wurde mit Vehemenz in den schwarzen wirbelnden Trichter hineingestoßen.
Ihr Schrei verlor sich in der Unendlichkeit der Dimensionen.
***
Für mich wurde es kritisch.
Meine Häscher waren doch näher, als ich gedacht hatte. Ich hörte ihre Stimmen, mit knappen, halblauten Befehlen und ein seltsames Knurren und Hecheln.
Hunde!
Die Kerle hatten Hunde.
Ich preßte die Lippen zusammen und überlegte. Nach vorn konnte ich nicht. Zur Seite ebenfalls nicht. Blieb nur noch ein Weg. Zurück. Aber da war der Gestrüppgürtel und dahinter die Mauer mit der elektrischen Sicherung.
Verdammtes Spiel.
Mein Kampf mit dem Bullen war nicht geräuschlos über die Bühne gegangen. Und wenn die anderen auch solche Kräfte hatten wie der Gegner zuvor, konnte ich einpacken. Viele Hunde sind des Hasen Tod, das traf bei mir bald wörtlich zu.
Ich machte mich auf einen ehrenvollen Rückzug. Und dabei wollte ich Suko informieren. Unter Umständen konnte er mir noch behilflich sein.
Ich wollte das Sprechgerät aktivieren. Es blieb beim Vorsatz. Das Gerät war zerstört, kaputt, wie immer Sie wollen. Es hatte den Kampf nicht überstanden.
Meine Chancen waren gesunken.
Geduckt huschte ich zurück. Tauchte ein in den Gestrüppgürtel. Das Wetter meinte es gar nicht gut mit mir. Der Himmel war blank. Der Halbmond sah aus wie eine große gelbe Sichel. Für meinen Geschmack gab er zu viel Licht.
Zweige und knorriges Gewächs schlugen mir wie Gummiruten um die Ohren. Ich wollte einen Bogen schlagen und versuchen, die Mauer an einer weniger gefährlichen Stelle zu überklettern. Die Alarmanlage auszuschalten, traute ich mir schon zu.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Meine Häscher holten auf. Klar, sie kannten das Gelände wie andere Leute ihre Westentasche.
Aus dem Knurren wurde ein Bellen. Hatten die Köter meine Spur aufgenommen?
Sie hatten.
Seitlich von mir knackte und brach es. Im nächsten Moment flog mir eine der Bestien entgegen. Ein Tier mit Zähnen wie Dolche. Hellschimmernd im Fell und schwer.
Doch ich war auch nicht langsam, kauerte mich zusammen und schnellte dann hoch. Meine Handkante hatte die Wucht einer Axt. Hier ging es um mein Leben, und Rücksicht konnte ich nicht nehmen. Nicht auf die verdammten Bluthunde.
Ich traf.
Die Zähne und die herausgestreckte Zunge verschwanden. Bevor der Köter mich berühren konnte, fiel er zu Boden. Er jaulte noch und lag dann still.
Eine Pause gönnte ich mir nicht, sondern jagte weiter. Mit zwei weiteren Hunden auf den Fersen.
Ich hörte sie hinter mir hecheln. Mit Brachialgewalt stürmten sie durch die Büsche.
Ich schlug Haken, so gut es ging. Einmal rutschte ich aus, konnte mich aber wieder fangen und rannte weiter.
Auch die Häscher hatten mich jetzt entdeckt. Sie brüllten sich gegenseitig aufmunternde Worte zu.
Und dann rutschte ich wirklich aus. Über ein Gitter, das im Boden eingelassen war. Am mittleren Stab hing ein Eisenring, durch den man das Gitter in die Höhe ziehen konnte. Ich fiel nach vorn, mit dem Gesicht auf die stachligen Zweige.
Sofort warf ich mich herum.
Der Schatten flog schon auf mich zu wurde größer, und ich sah in die aufgerissene Schnauze eines Bluthundes. Der Köter wollte mir die Kehle zerfetzen.
Ich packte zu. Wie eine Stahlklammer waren meine Hände, als sie den Hals des Hundes
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