0013 - Geister-Roulett
nicht mehr lebend verlassen. Aber vorher will ich Ihnen noch etwas zeigen. Sie sollen sehen, daß Sie sich zu viel vorgenommen haben. Ich ahnte, daß ich irgendwann einmal auf Sie stoßen würde. Allerdings wußte ich nicht, daß dies so rasch ging. Schade für Sie. Aber es behindert meine Pläne keinesfalls.«
»Darf man davon erfahren?«
Er nickte. »Ja, Sie dürfen. Einem Todgeweihten soll man immer den letzten Wunsch erfüllen. Und da es bei uns keine Henkersmahlzeit gibt, werde ich Ihre Frage beantworten. Ich habe es geschafft, wovon andere träumen. Ich kann den Menschen das zurückgeben, wonach sie sich immer gesehnt haben. Jugend und Schönheit. Die Hölle hat mir die Macht dazu gegeben. Schwarze Magie macht es möglich, daß andere zufrieden und sehr reich werden. Aber es gibt noch einen anderen Gesichtspunkt, der beachtet werden sollte. Die Menschen, denen ich die Jugend zurückgebe, gehören zu den Mächtigen in diesem Land. Mit einem Satz: Macht bedeutet Geld. Ich verdiene sehr gut daran, und das Geister-Roulett gibt der Sache einen zusätzlichen Reiz.«
»Und welche Bedingungen stellen Sie?« fragte ich.
Van Cordtland lachte. »Ich stelle gar keine Bedingungen. Asmodis stellt Sie, womit Ihre Frage beantwortet ist, die Sie mir vorhin gestellt haben. Ich selbst bin nicht Asmodis. Ich betrachtete mich nur als seinen verlängerten Arm und führe die Befehle aus. Was die Menschen angeht, so müssen sie ihre Seele an den Teufel verkaufen. Wie es schon vor uralten Zeiten der Brauch war. Sie sehen also, es hat sich nichts geändert.«
»Daß die Unglücklichen dann verloren sind, daran haben Sie nicht gedacht, wie?«
Van Cordtland hob die Schultern. »Was kümmert es mich. Die Leute haben ihre Jugend zurückbekommen – und fertig. Wie, das ist ihnen völlig egal.«
»Irgendwann wird der Teufel seine Rechnung präsentieren«, sagte ich. »Und die ist nicht billig. Ich kenne ähnliche Fälle. Was verlangt Asmodis denn von ihnen?«
»Das gleiche wie von mir. Gehorsam. Absoluten Gehorsam. Er hat ihre Seelen als Pfand und kann die Menschen in sein Reich holen, wann immer er will. Er spielt mit ihnen, genau wie wir hier die Roulettkugel rollen lassen.«
»Und ich soll dabei mitspielen?«
»Nein, Sinclair. Sie nicht. Für Sie habe ich mir etwas Besseres ausgedacht.«
»Darf man fragen – was?«
Van Cordtland schüttelte den Kopf. »Lassen Sie sich überraschen, Geisterjäger.«
Er gab sich verdammt siegessicher. Und zum Teufel noch mal, er konnte es auch. Er hielt alle Trümpfe in seiner Hand und spielte sie eiskalt aus.
»Dann darf ich Sie bitten mir zu folgen«, erklärte er in zynischer Höflichkeit. »Ein Fluchtversuch ist sinnlos. Meine beiden Freunde sind schneller als Sie.«
Das glaubte ich dem Knaben sogar. Aber an Aufgabe dachte ich nicht. Ich brauchte mir nur vorzustellen, was geschah, wenn van Cordtland mit seinen Plänen Erfolg hatte. Kaum auszudenken. Er konnte sich zum Herrscher der Welt aufschwingen.
Aber darauf lief letztendlich alles hinaus. Das wollten Asmodis und seine Schergen. Die Welt beherrschen und sich die Menschheit untertan machen.
Bisher hatten meine Freunde und ich es verhindern können, doch in der letzten Zeit sah es so aus, als kämpften wir gegen eine riesige Hydra. Schlug man einen Kopf ab, wuchsen gleich zwei neue nach. Die Mächte der Finsternis hatten zur geballten Attacke gegen die Kräfte des Guten aufgerufen.
Wahre Dämonenheere standen bereit, um in die Welt einzufallen. Sie verbreiteten Schrecken und Angst, kamen aus Parallelwelten und brachten den Gluthauch der Hölle mit.
Die meisten Menschen ignorierten diese Zeichen. Sie taten es als Humbug und Quatsch ab. Nur wenige wußten, vor welch einem entscheidenden Schicksal die Welt stand. Und die wenigen waren zu schwach, um die Dämonenpest aufhalten zu können. Während ich ein Gefangener dieses Teufels war, wurden sicherlich in einem anderen Teil der Welt neue grausame Fäden geknüpft und ein mörderisches Spiel in Gang gesetzt.
Roger van Cordtland schien zu merken, was in meinem Kopf vorging. Er lachte spöttisch und meinte dann: »Ja, Sinclair, es sieht übel aus. Übel für Sie und Ihre Freunde.«
Ich gab ihm keine Antwort, sondern erhob mich von der harten Pritsche.
Im ersten Moment wurde mir schwindlig. Das lange Liegen und der Schlag auf den Schädel hatten meinen Kreislauf doch ein wenig durcheinandergebracht.
Aber nach einigen Sekunden fühlte ich mich besser. Ich hatte eben eine gute
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