0013 - Geister-Roulett
schon fest, daß die Nummer sieben kommen wird.«
»Genau, Mr. Sinclair!«
Dr. van Cordtland war von einer kalten, mich anwidernden Höflichkeit. Er sah sich als Sieger, und er genoß seinen Triumph.
Ich riskierte einen Blick auf die beiden Gorillas. Sie ließen mich nicht aus den Augen. Ihre stumpfen Pupillen starrten mich an. Ein weniger abgebrühter Mann hätte diese Blicke kaum ertragen können, ohne eine Gänsehaut zu bekommen.
Ich konzentrierte mich wieder auf den Spielsaal. Die Kugel für das nächste Spiel lief schon. Die Spieler waren noch aufmerksamer geworden, noch konzentrierter. Gebannt verfolgten sie den Lauf.
Da, die Kugel fiel.
In das Fach Nummer sieben!
»Jetzt ist es soweit!« Van Cordtland stieß die Worte triumphierend hervor. Er hatte die Arme halb erhoben und die Hände zu Fäusten geballt. Weiß und spitz traten die Knöchel heraus.
***
Das Geschehen im Spielsaal zog mich in seinen Bann. Ob ich wollte oder nicht, ich starrte auf den mit grünem Filz bespannten Tisch und auf den Jeton, der anfing, sich zu verändern. Auch die leichte Rauchwolke konnte nicht verbergen, daß aus dem Jeton ein handgroßer Totenschädel wurde.
Mit glühenden roten Augen.
Sie schienen mich anzustarren. Ich hatte ein Gefühl, als ob mich das Maul des Schädels auslachen würde.
Aber nicht nur der Jeton verwandelte sich. Auch die Croupiers machten die Metamorphose mit. Die Haut schrumpfte zusammen, verschwand wie ein Nebelstreif in der Sonne und machte den blanken weißen Knochen Platz. Sie sahen schrecklich aus, diese Monster mit ihren Totenschädeln und den skelettierten Händen, die nach wie vor die gefährlichen Rateaus umklammert hielten.
Synchron erhoben sich die Totenkopf-Croupiers von ihren Plätzen. Und synchron wandten sie sich einem Mann zu.
Meinem Freund Bill Conolly!
»Für ihn ist es zu spät!« hörte ich van Cordtland neben mir sagen. »Genau wie für Sie, Geisterjäger!« Er hatte kaum das letzte Wort ausgesprochen, da sprang er schon zurück. Gleichzeitig schrie er seinen beiden Leibwächtern einen Befehl zu.
»Legt ihn um!«
***
Suko schleifte den bewußtlosen Aufpasser zu dessen Bude und legte ihn dort im Innern des kleinen Steinhauses unter einen Tisch. Er fand eine Rolle mit isoliertem Draht und fesselte dem Knaben damit Hand- sowie Fußgelenke.
Über dem Heizkörper auf der Fensterbank stand ein Telefon. Es sah aus wie der Anschluß einer Haussprechanlage, besaß also keine Nummerntafel.
Das Fehlen des Wärters schien noch nicht entdeckt worden zu sein. Wenigstens hatte der Chinese keine Anzeichen bemerkt, die darauf hindeuteten.
Er verließ das kleine Wärterhaus wieder und orientierte sich in Richtung Sanatorium.
Suko hielt sich dabei abseits des Hauptweges und schlug sich durch die Büsche. Seine Füße gingen über einen gepflegten Rasen, der wie ein Teppich wirkte und jeden Laut dämpfte. Bäume gaben ihm Deckung. Die Luft war kühl. Ein leichter Nachtwind wehte über die Parkanlage, bewegte die Zweige der Büsche und rieb sie hin und wieder raschelnd gegeneinander.
Das Sanatorium auf dem Hügel bestand aus mehreren bungalowähnlichen Bauten, die in günstigen Winkeln zueinander standen. Kein Licht brannte. Nur hinter der breiten Tür des Haupthauses sah Suko einen hellen Schimmer.
Er rechnete damit, auf patrouillierende Wächter zu stoßen, sah sich diesbezüglich jedoch angenehm enttäuscht. Dafür bereitete es ihm aber Schwierigkeiten, in das Gebäude hineinzukommen. Er fand keine offene Tür.
Suko bewegte sich im Schatten der Hausmauer vorwärts. Er umrundete das Hauptgebäude, erreichte einen Anbau, sah vergitterte Fenster, fand aber auch hier keinen Einstieg.
Viel Zeit hatte der Chinese nicht. Deshalb griff er zu einem wirkungsvollen, aber nicht ganz ungefährlichen Mittel.
Er wickelte ein Taschentuch um die rechte Faust, lief zurück zum Haupthaus. Dort schlug er mit einem kurzen, trockenen Schlag die Scheibe eines Fensters ein. Das Fenster lag nicht weit von der Tür entfernt, und als das Glas nach innen rieselte, hielt Suko einen Moment inne, um sich zu überzeugen, ob er nicht gehört worden war.
Aber es blieb still.
Suko entfernte noch ein paar Glasreste aus den Rahmen und wand seinen Athletenkörper dann durch die entstandene Öffnung. Er stieg in ein einfaches Zimmer ein. Es war spärlich möbliert. Kein Teppich bedeckte den Boden. Er roch nach Bohnerwachs und Desinfektionsmitteln.
Suko schlich zur Tür.
Sie war offen.
Der Chinese trat auf den
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